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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

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Anhang.
von Rüstern gab den ersten Einfall dazu. Es liegt rechter Hand, und man wird
durch eine gerade Allee neben einem großen Rasenplatz dahin geführt.

Von da gelangt man in verschiedene krumm laufende Gänge, bis man zum Gra-
be der Landgräfinn kommt, das aus einem einfachen mit Epheu bewachsenen Grabhü-
gel besteht, der auf den Seiten mit Taxusbäumen besetzt, rundum aber durch die
schönsten babylonischen Weiden und andre dunkle Nadelhölzer zu einem heiligen Hain
eingezäunt wird. Sie hatte dieses Grab selbst zu ihrem Ruheplatz ausersehen, und
auf einer Bank gegenüber viele Jahre vorher ihre Betrachtungen genährt. Nicht
weit davon ist ein Eremitenhaus, worin sie den Sommer über ihre meisten Briefe
schrieb, und die Einsamkeit suchte.

Das Ganze ist ohne Grundriß schwer zu beschreiben, indem man bald auf ge-
schmückte Rasenstücke, bald auf freyere Wiesen, auf Plätze mit allerley Rosen besetzt,
auf Gruppen von Linden, und wieder auf Alleen stößt. Ueberall aber herrscht Ge-
schmack und Gefühl. Auch der Botaniker findet hier seine Rechnung, indem weit über
dreyhundert Arten der seltensten nordamericanischen Sträucher und Gewächse gezogen,
und durch den Handel vertrieben werden.

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IV. Beschrei-

Anhang.
von Ruͤſtern gab den erſten Einfall dazu. Es liegt rechter Hand, und man wird
durch eine gerade Allee neben einem großen Raſenplatz dahin gefuͤhrt.

Von da gelangt man in verſchiedene krumm laufende Gaͤnge, bis man zum Gra-
be der Landgraͤfinn kommt, das aus einem einfachen mit Epheu bewachſenen Grabhuͤ-
gel beſteht, der auf den Seiten mit Taxusbaͤumen beſetzt, rundum aber durch die
ſchoͤnſten babyloniſchen Weiden und andre dunkle Nadelhoͤlzer zu einem heiligen Hain
eingezaͤunt wird. Sie hatte dieſes Grab ſelbſt zu ihrem Ruheplatz auserſehen, und
auf einer Bank gegenuͤber viele Jahre vorher ihre Betrachtungen genaͤhrt. Nicht
weit davon iſt ein Eremitenhaus, worin ſie den Sommer uͤber ihre meiſten Briefe
ſchrieb, und die Einſamkeit ſuchte.

Das Ganze iſt ohne Grundriß ſchwer zu beſchreiben, indem man bald auf ge-
ſchmuͤckte Raſenſtuͤcke, bald auf freyere Wieſen, auf Plaͤtze mit allerley Roſen beſetzt,
auf Gruppen von Linden, und wieder auf Alleen ſtoͤßt. Ueberall aber herrſcht Ge-
ſchmack und Gefuͤhl. Auch der Botaniker findet hier ſeine Rechnung, indem weit uͤber
dreyhundert Arten der ſeltenſten nordamericaniſchen Straͤucher und Gewaͤchſe gezogen,
und durch den Handel vertrieben werden.

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[160/0164] Anhang. von Ruͤſtern gab den erſten Einfall dazu. Es liegt rechter Hand, und man wird durch eine gerade Allee neben einem großen Raſenplatz dahin gefuͤhrt. Von da gelangt man in verſchiedene krumm laufende Gaͤnge, bis man zum Gra- be der Landgraͤfinn kommt, das aus einem einfachen mit Epheu bewachſenen Grabhuͤ- gel beſteht, der auf den Seiten mit Taxusbaͤumen beſetzt, rundum aber durch die ſchoͤnſten babyloniſchen Weiden und andre dunkle Nadelhoͤlzer zu einem heiligen Hain eingezaͤunt wird. Sie hatte dieſes Grab ſelbſt zu ihrem Ruheplatz auserſehen, und auf einer Bank gegenuͤber viele Jahre vorher ihre Betrachtungen genaͤhrt. Nicht weit davon iſt ein Eremitenhaus, worin ſie den Sommer uͤber ihre meiſten Briefe ſchrieb, und die Einſamkeit ſuchte. Das Ganze iſt ohne Grundriß ſchwer zu beſchreiben, indem man bald auf ge- ſchmuͤckte Raſenſtuͤcke, bald auf freyere Wieſen, auf Plaͤtze mit allerley Roſen beſetzt, auf Gruppen von Linden, und wieder auf Alleen ſtoͤßt. Ueberall aber herrſcht Ge- ſchmack und Gefuͤhl. Auch der Botaniker findet hier ſeine Rechnung, indem weit uͤber dreyhundert Arten der ſeltenſten nordamericaniſchen Straͤucher und Gewaͤchſe gezogen, und durch den Handel vertrieben werden. [Abbildung] IV. Beſchrei-

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/164>, abgerufen am 03.05.2024.