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Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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die Schuld an all dem Ungemach nur dein ist, denn das Gesetz erlaubt dir ja, einen Freibrief zu nehmen und deinem Willen zu folgen. Gieb nach, Rolof, gieb nach! Dein Unverstand war's und des Alten Tollheit, das ist's.

Die scharfen Brauen über seinen Augen berührten sich fast, als er aufsprang, daß seine Ketten rasselten, und mir antwortete: Und wenn dies das Gesetz ist, Ohm, so laßt es auch anwenden auf Alle, ohne Gunst, ohne Vorzug, ohne Falschheit. Was hilft mir das Gesetz, wenn ich weiß, daß es bei mir, für mich nicht gilt? Sie mir einen Freibrief geben! Sie dem Sohn meines Vaters! Oh! Schwefel und Feuer! Laßt mich lachen, Ohm! Sie, die sich lieber selbst verschlängen, als daß sie uns einen Gefallen thun, uns unser Recht geben sollten! Und Ihr sprecht von den Soldaten? Wenn der König, wenn der Staat Soldaten haben muß, so laßt ihn sie meinetwegen von den Hörigen nehmen, von den Leibeigenen, die es nirgends schlechter haben, als bei sich in ihren Löchern, und Gott danken, wenn sie davon können; oder er mag einstellen, die sich freiwillig melden, deren es immer noch genug geben wird; oder er soll uns nehmen, wie wir da sind, Edelmann, Bürger und Bauer, Hoch und Gering, Alle die fähig sind. Aber das geschieht nicht so. Es geht nach Rang und Stand, nach Glück, Gunst und Geld. Und nun, Ohm, was soll ich ihm? was geht mich der Staat an? was hat er mir ge-

die Schuld an all dem Ungemach nur dein ist, denn das Gesetz erlaubt dir ja, einen Freibrief zu nehmen und deinem Willen zu folgen. Gieb nach, Rolof, gieb nach! Dein Unverstand war's und des Alten Tollheit, das ist's.

Die scharfen Brauen über seinen Augen berührten sich fast, als er aufsprang, daß seine Ketten rasselten, und mir antwortete: Und wenn dies das Gesetz ist, Ohm, so laßt es auch anwenden auf Alle, ohne Gunst, ohne Vorzug, ohne Falschheit. Was hilft mir das Gesetz, wenn ich weiß, daß es bei mir, für mich nicht gilt? Sie mir einen Freibrief geben! Sie dem Sohn meines Vaters! Oh! Schwefel und Feuer! Laßt mich lachen, Ohm! Sie, die sich lieber selbst verschlängen, als daß sie uns einen Gefallen thun, uns unser Recht geben sollten! Und Ihr sprecht von den Soldaten? Wenn der König, wenn der Staat Soldaten haben muß, so laßt ihn sie meinetwegen von den Hörigen nehmen, von den Leibeigenen, die es nirgends schlechter haben, als bei sich in ihren Löchern, und Gott danken, wenn sie davon können; oder er mag einstellen, die sich freiwillig melden, deren es immer noch genug geben wird; oder er soll uns nehmen, wie wir da sind, Edelmann, Bürger und Bauer, Hoch und Gering, Alle die fähig sind. Aber das geschieht nicht so. Es geht nach Rang und Stand, nach Glück, Gunst und Geld. Und nun, Ohm, was soll ich ihm? was geht mich der Staat an? was hat er mir ge-

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:37:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:37:13Z)

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Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/28>, abgerufen am 25.04.2024.