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Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ihn daher, wie das Unglück sich begeben, wie er so tollköpfig jetzt in die Falle gegangen mit der See vor und seinem guten Schiff unter sich? Erst wollte oder konnte er noch nicht, da noch immer Anderes dazwischen kam; endlich aber gab er nach und sagte: Es ist weiter nichts Wunderbares dabei als meine Thorheit und mein Leichtsinn. Er erzählte darauf, wie er sich diese letzten Jahre hindurch wenig daheim aufgehalten, vielmehr meistentheils auswärts, in England und Holland gewesen sei, um eine Gelegenheit, eine Stelle zu suchen, wo er sein Brod verdienen könne. Was sich ihm jedoch dargeboten, habe ihm nicht recht gefallen, und er sei daher vor einigen Tagen unverrichteter Sache mit einem Schmuggler zurückgekehrt. Der Vater habe ihm von den inzwischen angestellten Nachforschungen gesagt; jetzt sei zwar Alles sicher, das Commando fort, allein er solle vorerst nur Abends ans Land kommen und zum Winter wieder abreisen. Zwei Tage lang sei es gut gegangen, am dritten Abend aber sei er bei des Obercontroleurs Hause angefallen worden, habe sich durchgeschlagen, sei jedoch verfolgt worden und im neuen Kampf unterlegen. Und da bin ich nun, Ohm, schloß er, in Eisen, in Eisen! Aber der Obercontroleur, der Hundsfott, wird es auch schmecken, was ein Eisen zu sagen hat. Das ist mein Trost.

Das ist unchristlich, Rolof, sagte ich, obgleich ich recht gut wußte, daß mein Reden doch vergebens und das Leben des Beamten keinen Dreier mehr werth war,

ihn daher, wie das Unglück sich begeben, wie er so tollköpfig jetzt in die Falle gegangen mit der See vor und seinem guten Schiff unter sich? Erst wollte oder konnte er noch nicht, da noch immer Anderes dazwischen kam; endlich aber gab er nach und sagte: Es ist weiter nichts Wunderbares dabei als meine Thorheit und mein Leichtsinn. Er erzählte darauf, wie er sich diese letzten Jahre hindurch wenig daheim aufgehalten, vielmehr meistentheils auswärts, in England und Holland gewesen sei, um eine Gelegenheit, eine Stelle zu suchen, wo er sein Brod verdienen könne. Was sich ihm jedoch dargeboten, habe ihm nicht recht gefallen, und er sei daher vor einigen Tagen unverrichteter Sache mit einem Schmuggler zurückgekehrt. Der Vater habe ihm von den inzwischen angestellten Nachforschungen gesagt; jetzt sei zwar Alles sicher, das Commando fort, allein er solle vorerst nur Abends ans Land kommen und zum Winter wieder abreisen. Zwei Tage lang sei es gut gegangen, am dritten Abend aber sei er bei des Obercontroleurs Hause angefallen worden, habe sich durchgeschlagen, sei jedoch verfolgt worden und im neuen Kampf unterlegen. Und da bin ich nun, Ohm, schloß er, in Eisen, in Eisen! Aber der Obercontroleur, der Hundsfott, wird es auch schmecken, was ein Eisen zu sagen hat. Das ist mein Trost.

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:37:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:37:13Z)

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Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/32>, abgerufen am 24.04.2024.