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Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ohne offenbar zu lügen. Ich sagte ihm, an Freikommen sei zwar nicht zu denken, allein die Möglichkeit bleibe immer noch, daß der Oberst, der ihm augenscheinlich wohlwolle, in zwei oder drei Jahren ihn gehen lasse. Starrheit und Trotz helfe zu gar nichts, könne und müsse im Gegentheil sein Loos nur verschlimmern; wenn er sich dagegen ruhig und männlich in das einmal Geschehene finde, sich bereit erkläre, dem König als ein treuer und ehrlicher Soldat zu dienen, so verbürge ich mich, daß er, wo nicht heut Abend, doch am nächsten Morgen gewiß aus den Eisen und in kurzer Zeit auch aus dem Arrest komme. Nur sein ungeberdiges Betragen habe ihm das Alles zugezogen. Weiter sei nichts los, denn das Uebrige decke der Soldatenrock zu. Der Corporal sei nicht todt, und einen derben Schlag auf den Kopf kriege man bei dem Geschäft öfter. Der Corporal habe auch nichts zu sagen, denn Rolof komme zu meiner Compagnie, wo der Capitän mir wohlwolle, wo Feldwebel und Unteroffiziere mit mir alt geworden.

Die werden dir alle das Leben nicht sauer machen, schloß ich. Du wohnst bei mir, du hast meine Hülfe und Anleitung, und so müßt' es ja mit dem Teufel zugehen, wenn wir uns da nicht ein Leben herausdrechseln, daß selbst du darüber guten Muths wirst. Schlag ein, Rolof! ein bischen guten Willen und Vernunft und es wird besser als wir Beide dachten, und absonderlich kommst du aus den sakkermentischen Eisen

ohne offenbar zu lügen. Ich sagte ihm, an Freikommen sei zwar nicht zu denken, allein die Möglichkeit bleibe immer noch, daß der Oberst, der ihm augenscheinlich wohlwolle, in zwei oder drei Jahren ihn gehen lasse. Starrheit und Trotz helfe zu gar nichts, könne und müsse im Gegentheil sein Loos nur verschlimmern; wenn er sich dagegen ruhig und männlich in das einmal Geschehene finde, sich bereit erkläre, dem König als ein treuer und ehrlicher Soldat zu dienen, so verbürge ich mich, daß er, wo nicht heut Abend, doch am nächsten Morgen gewiß aus den Eisen und in kurzer Zeit auch aus dem Arrest komme. Nur sein ungeberdiges Betragen habe ihm das Alles zugezogen. Weiter sei nichts los, denn das Uebrige decke der Soldatenrock zu. Der Corporal sei nicht todt, und einen derben Schlag auf den Kopf kriege man bei dem Geschäft öfter. Der Corporal habe auch nichts zu sagen, denn Rolof komme zu meiner Compagnie, wo der Capitän mir wohlwolle, wo Feldwebel und Unteroffiziere mit mir alt geworden.

Die werden dir alle das Leben nicht sauer machen, schloß ich. Du wohnst bei mir, du hast meine Hülfe und Anleitung, und so müßt' es ja mit dem Teufel zugehen, wenn wir uns da nicht ein Leben herausdrechseln, daß selbst du darüber guten Muths wirst. Schlag ein, Rolof! ein bischen guten Willen und Vernunft und es wird besser als wir Beide dachten, und absonderlich kommst du aus den sakkermentischen Eisen

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[0034] ohne offenbar zu lügen. Ich sagte ihm, an Freikommen sei zwar nicht zu denken, allein die Möglichkeit bleibe immer noch, daß der Oberst, der ihm augenscheinlich wohlwolle, in zwei oder drei Jahren ihn gehen lasse. Starrheit und Trotz helfe zu gar nichts, könne und müsse im Gegentheil sein Loos nur verschlimmern; wenn er sich dagegen ruhig und männlich in das einmal Geschehene finde, sich bereit erkläre, dem König als ein treuer und ehrlicher Soldat zu dienen, so verbürge ich mich, daß er, wo nicht heut Abend, doch am nächsten Morgen gewiß aus den Eisen und in kurzer Zeit auch aus dem Arrest komme. Nur sein ungeberdiges Betragen habe ihm das Alles zugezogen. Weiter sei nichts los, denn das Uebrige decke der Soldatenrock zu. Der Corporal sei nicht todt, und einen derben Schlag auf den Kopf kriege man bei dem Geschäft öfter. Der Corporal habe auch nichts zu sagen, denn Rolof komme zu meiner Compagnie, wo der Capitän mir wohlwolle, wo Feldwebel und Unteroffiziere mit mir alt geworden. Die werden dir alle das Leben nicht sauer machen, schloß ich. Du wohnst bei mir, du hast meine Hülfe und Anleitung, und so müßt' es ja mit dem Teufel zugehen, wenn wir uns da nicht ein Leben herausdrechseln, daß selbst du darüber guten Muths wirst. Schlag ein, Rolof! ein bischen guten Willen und Vernunft und es wird besser als wir Beide dachten, und absonderlich kommst du aus den sakkermentischen Eisen

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:37:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/34>, abgerufen am 29.03.2024.