Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Fromm.
Der Ritter hieß vrum, wenn er mit
dem Degen in der Faust das Recht ver¬
theidigte, selbst aber niemand etwas zu
Leide that; die Zeiten änderten sich; man
wollte keine frommen Ritter mehr haben;
was man dagegen recht vrum, brauch¬
bar, fand, waren fromme Schafe.

Hofrath Benecke zum Wigalois Seite 581.
Wer an das Vaterland nur dachte,
Dem Vaterland sich dienstbar machte
Mit Rath und That, mit Hab' und Gut
Und, wo es galt, mit Leib und Blut,
Wer so das Himmelreich gewann,
Hieß weiland nur ein frommer Mann.
Was aber sind die frommen Leute
Für unser Vaterland doch heute?
Sie haben sich von uns gewandt,
Der Himmel ist ihr Vaterland,
Das Leben ihnen eine Last,
Der Tod nur lieb, die Welt verhasst.

6
Fromm.
Der Ritter hieß vrum, wenn er mit
dem Degen in der Fauſt das Recht ver¬
theidigte, ſelbſt aber niemand etwas zu
Leide that; die Zeiten änderten ſich; man
wollte keine frommen Ritter mehr haben;
was man dagegen recht vrum, brauch¬
bar, fand, waren fromme Schafe.

Hofrath Benecke zum Wigalois Seite 581.
Wer an das Vaterland nur dachte,
Dem Vaterland ſich dienſtbar machte
Mit Rath und That, mit Hab' und Gut
Und, wo es galt, mit Leib und Blut,
Wer ſo das Himmelreich gewann,
Hieß weiland nur ein frommer Mann.
Was aber ſind die frommen Leute
Für unſer Vaterland doch heute?
Sie haben ſich von uns gewandt,
Der Himmel iſt ihr Vaterland,
Das Leben ihnen eine Laſt,
Der Tod nur lieb, die Welt verhaſſt.

6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0099" n="81"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fromm.</hi><lb/>
          </head>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#et">Der Ritter hieß <hi rendition="#aq #g">vrum</hi>, wenn er mit<lb/>
dem Degen in der Fau&#x017F;t das Recht ver¬<lb/>
theidigte, &#x017F;elb&#x017F;t aber niemand etwas zu<lb/>
Leide that; die Zeiten änderten &#x017F;ich; man<lb/>
wollte keine frommen Ritter mehr haben;<lb/>
was man dagegen recht <hi rendition="#aq #g">vrum</hi>, brauch¬<lb/>
bar, fand, waren <hi rendition="#g">fromme Schafe</hi>.</hi><lb/>
            </quote>
            <bibl> <hi rendition="#right">Hofrath Benecke zum Wigalois Seite 581.</hi><lb/>
            </bibl>
          </cit>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wer an das Vaterland nur dachte,</l><lb/>
              <l>Dem Vaterland &#x017F;ich dien&#x017F;tbar machte</l><lb/>
              <l>Mit Rath und That, mit Hab' und Gut</l><lb/>
              <l>Und, wo es galt, mit Leib und Blut,</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;o das Himmelreich gewann,</l><lb/>
              <l>Hieß weiland nur ein frommer Mann.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Was aber &#x017F;ind die frommen Leute</l><lb/>
              <l>Für un&#x017F;er Vaterland doch heute?</l><lb/>
              <l>Sie haben &#x017F;ich von uns gewandt,</l><lb/>
              <l>Der Himmel i&#x017F;t ihr Vaterland,</l><lb/>
              <l>Das Leben ihnen eine La&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Der Tod nur lieb, die Welt verha&#x017F;&#x017F;t.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">6<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0099] Fromm. Der Ritter hieß vrum, wenn er mit dem Degen in der Fauſt das Recht ver¬ theidigte, ſelbſt aber niemand etwas zu Leide that; die Zeiten änderten ſich; man wollte keine frommen Ritter mehr haben; was man dagegen recht vrum, brauch¬ bar, fand, waren fromme Schafe. Hofrath Benecke zum Wigalois Seite 581. Wer an das Vaterland nur dachte, Dem Vaterland ſich dienſtbar machte Mit Rath und That, mit Hab' und Gut Und, wo es galt, mit Leib und Blut, Wer ſo das Himmelreich gewann, Hieß weiland nur ein frommer Mann. Was aber ſind die frommen Leute Für unſer Vaterland doch heute? Sie haben ſich von uns gewandt, Der Himmel iſt ihr Vaterland, Das Leben ihnen eine Laſt, Der Tod nur lieb, die Welt verhaſſt. 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/99
Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/99>, abgerufen am 28.03.2024.