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Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.

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Doch war es schon vor Anbeginn der Nacht
Dem edlen König Alles hinterbracht.
Er sprach darauf: wohlan, ich danke ab,
Ich lege heut schon nieder meinen Stab;
Sobald ihr über das nur einig seid
Was dann geschehen soll, bin ich's bereit.
Da fing im Volke Streit und Hader an,
Daß eiligst jeder nach dem Stalle rann.
So war die Revolution vollbracht
Und keiner hat an Freiheit mehr gedacht.
Leithammel thut auch allen Schafen noth,
Drum blieb er König bis an seinen Tod.
Am andern Morgen las man überall:
Schafhausen hatte gestern auch Cravall;
Dank unsrer umsichtsvollen Polizei,
Es blieb beim Alten, Alles ist vorbei.
Die Meutrer gingen zeitig heim nach Haus
Und ruhen noch auf ihren Lorbeern aus.
Als Alles längst nun schon vergessen war,
Da ging nach einem vollen halben Jahr
Die Allgemeine Zeitung in das Land
Und legte dann den ganzen Thatbestand
So recht loyal und kurz und bündig aus,
Für alle Schöpf' ein wahrer Ohrenschmaus.
Doch war es ſchon vor Anbeginn der Nacht
Dem edlen König Alles hinterbracht.
Er ſprach darauf: wohlan, ich danke ab,
Ich lege heut ſchon nieder meinen Stab;
Sobald ihr über das nur einig ſeid
Was dann geſchehen ſoll, bin ich's bereit.
Da fing im Volke Streit und Hader an,
Daß eiligſt jeder nach dem Stalle rann.
So war die Revolution vollbracht
Und keiner hat an Freiheit mehr gedacht.
Leithammel thut auch allen Schafen noth,
Drum blieb er König bis an ſeinen Tod.
Am andern Morgen las man überall:
Schafhauſen hatte geſtern auch Cravall;
Dank unſrer umſichtsvollen Polizei,
Es blieb beim Alten, Alles iſt vorbei.
Die Meutrer gingen zeitig heim nach Haus
Und ruhen noch auf ihren Lorbeern aus.
Als Alles längſt nun ſchon vergeſſen war,
Da ging nach einem vollen halben Jahr
Die Allgemeine Zeitung in das Land
Und legte dann den ganzen Thatbeſtand
So recht loyal und kurz und bündig aus,
Für alle Schöpf' ein wahrer Ohrenſchmaus.
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[90/0110] Doch war es ſchon vor Anbeginn der Nacht Dem edlen König Alles hinterbracht. Er ſprach darauf: wohlan, ich danke ab, Ich lege heut ſchon nieder meinen Stab; Sobald ihr über das nur einig ſeid Was dann geſchehen ſoll, bin ich's bereit. Da fing im Volke Streit und Hader an, Daß eiligſt jeder nach dem Stalle rann. So war die Revolution vollbracht Und keiner hat an Freiheit mehr gedacht. Leithammel thut auch allen Schafen noth, Drum blieb er König bis an ſeinen Tod. Am andern Morgen las man überall: Schafhauſen hatte geſtern auch Cravall; Dank unſrer umſichtsvollen Polizei, Es blieb beim Alten, Alles iſt vorbei. Die Meutrer gingen zeitig heim nach Haus Und ruhen noch auf ihren Lorbeern aus. Als Alles längſt nun ſchon vergeſſen war, Da ging nach einem vollen halben Jahr Die Allgemeine Zeitung in das Land Und legte dann den ganzen Thatbeſtand So recht loyal und kurz und bündig aus, Für alle Schöpf' ein wahrer Ohrenſchmaus.

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Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/110>, abgerufen am 29.03.2024.