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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Sinn-Gedichte.
Auff die krönung des Römischen Kö-
nigs Josephi.
EUropa zanckte sich und wolte gerne wissen/
Wer in Germanien noch würde könig seyn.
Der stoltze Ludewig war äusserst drauff beflissen/
Wie er das deutsche reich möcht aus einander streun:
Drüm spahrt' er weder geld/ noch müh und schmeicheleyen/
Und both sein eignes kind zu einem käyser an:
Wer/ sprach er/ wird euch mehr/ als dieser Printz erfreuen/
Der so wie ich/ die kunst sich zu vergrössern kan?
Allein der himmel rieff: Behalte deine gaben/
Ich will ein Josephs-Hertz und keinen Nero hal en.

Uber das kupffer-bild eines fürneh-
men und gelehrten mannes.
ZUrnt nicht/ ihr Gratien/ daß dieser mund die krafft/
Die euch allein gebührt/ so völlig eingesogen.
Ihr Musen zürnet nicht/ daß alle wissenschafft
Von euren bergen ist in diesen kopff geflogen.
Zürnt aber/ wo ihr könnt/ kunst/ feder/ stahl und wissen/
Daß ihr diß alles hier nicht besser abgerissen.


Hoch-
Sinn-Gedichte.
Auff die kroͤnung des Roͤmiſchen Koͤ-
nigs Joſephi.
EUropa zanckte ſich und wolte gerne wiſſen/
Wer in Germanien noch wuͤrde koͤnig ſeyn.
Der ſtoltze Ludewig war aͤuſſerſt drauff befliſſen/
Wie er das deutſche reich moͤcht aus einander ſtreun:
Druͤm ſpahrt’ er weder geld/ noch muͤh und ſchmeicheleyen/
Und both ſein eignes kind zu einem kaͤyſer an:
Wer/ ſprach er/ wird euch mehr/ als dieſer Printz erfreuen/
Der ſo wie ich/ die kunſt ſich zu vergroͤſſern kan?
Allein der himmel rieff: Behalte deine gaben/
Ich will ein Joſephs-Hertz und keinen Nero hal en.

Uber das kupffer-bild eines fuͤrneh-
men und gelehrten mannes.
ZUrnt nicht/ ihr Gratien/ daß dieſer mund die krafft/
Die euch allein gebuͤhrt/ ſo voͤllig eingeſogen.
Ihr Muſen zuͤrnet nicht/ daß alle wiſſenſchafft
Von euren bergen iſt in dieſen kopff geflogen.
Zuͤrnt aber/ wo ihr koͤnnt/ kunſt/ feder/ ſtahl und wiſſen/
Daß ihr diß alles hier nicht beſſer abgeriſſen.


Hoch-
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[93/0137] Sinn-Gedichte. Auff die kroͤnung des Roͤmiſchen Koͤ- nigs Joſephi. B. N. EUropa zanckte ſich und wolte gerne wiſſen/ Wer in Germanien noch wuͤrde koͤnig ſeyn. Der ſtoltze Ludewig war aͤuſſerſt drauff befliſſen/ Wie er das deutſche reich moͤcht aus einander ſtreun: Druͤm ſpahrt’ er weder geld/ noch muͤh und ſchmeicheleyen/ Und both ſein eignes kind zu einem kaͤyſer an: Wer/ ſprach er/ wird euch mehr/ als dieſer Printz erfreuen/ Der ſo wie ich/ die kunſt ſich zu vergroͤſſern kan? Allein der himmel rieff: Behalte deine gaben/ Ich will ein Joſephs-Hertz und keinen Nero hal en. Uber das kupffer-bild eines fuͤrneh- men und gelehrten mannes. B. N. ZUrnt nicht/ ihr Gratien/ daß dieſer mund die krafft/ Die euch allein gebuͤhrt/ ſo voͤllig eingeſogen. Ihr Muſen zuͤrnet nicht/ daß alle wiſſenſchafft Von euren bergen iſt in dieſen kopff geflogen. Zuͤrnt aber/ wo ihr koͤnnt/ kunſt/ feder/ ſtahl und wiſſen/ Daß ihr diß alles hier nicht beſſer abgeriſſen. Hoch-

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/137>, abgerufen am 25.04.2024.