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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Hochzeit-Gedichte.
Auff das Albinische und Kamperische
hochzeit-fest.
ISt lieben seuche/ pest und gifft/
Das nattern tödten kan/ und scorpion entgeistert?
Das gelbe molchen übertrifft?
Ist lieben raserey/ die die vernunfft bemeistert?
Ein nagend krebs/ der marck und bein frist aus?
Ein wurm/ der aus den stauden edler jugend
Nicht nur den kern/ die wurtzel reißt der tugend?
Ein feuer/ das in asche/ staub und grauß
Volckreiche städte leg't/ und länder stürtzt in grund/
Daß itzo wilde buchen stehen/
Und seegel-volle maste gehen/
Wo weiland Troja war/ und vormals Tyrus stund?
So ists! diß würckt der liebe brand.
Durch sie flog Sodoma geschwefelt in die lüffte.
Und Loth/ der dort entronnen/ fand
Auff seiner tochter schooß mehr als Gomorrens klüffte.
Ja Samson muß/ den Rom doch und Athen
Im Hercules zu einen Gotte machte/
Als Amphale ihn in ihr netze brachte/
Durch Deliden verächtlich untergehn.
Als GOttes hertzens mann kaum Batseben ersieh't/
Und er auch aus der flut entglimmet/
Wird Davids harffe so verstimmet/
Daß sie für psalmen spielt ein geiles buhler-lied.
Wer macht ihm nun nicht selbst den schluß?
Daß wer den keuschen geist GOtt rein und keusch will ehren/
Der liebe götzen abthun muß/
Und in der andachts-glut diß göldne kalb zerstören.
Der Weyrauch/ der in Venus tempel brennt/
Reucht GOtt nicht wohl/ die engel/ die uns dienen/
Entfernen sich/ wie für dem rauche bienen.
Die opffer/ die auch Paphas heilig nennt/
Sind
Hochzeit-Gedichte.
Auff das Albiniſche und Kamperiſche
hochzeit-feſt.
ISt lieben ſeuche/ peſt und gifft/
Das nattern toͤdten kan/ und ſcorpion entgeiſtert?
Das gelbe molchen uͤbertrifft?
Iſt lieben raſerey/ die die vernunfft bemeiſtert?
Ein nagend krebs/ der marck und bein friſt aus?
Ein wurm/ der aus den ſtauden edler jugend
Nicht nur den kern/ die wurtzel reißt der tugend?
Ein feuer/ das in aſche/ ſtaub und grauß
Volckreiche ſtaͤdte leg’t/ und laͤnder ſtuͤrtzt in grund/
Daß itzo wilde buchen ſtehen/
Und ſeegel-volle maſte gehen/
Wo weiland Troja war/ und vormals Tyrus ſtund?
So iſts! diß wuͤrckt der liebe brand.
Durch ſie flog Sodoma geſchwefelt in die luͤffte.
Und Loth/ der dort entronnen/ fand
Auff ſeiner tochter ſchooß mehr als Gomorrens kluͤffte.
Ja Samſon muß/ den Rom doch und Athen
Im Hercules zu einen Gotte machte/
Als Amphale ihn in ihr netze brachte/
Durch Deliden veraͤchtlich untergehn.
Als GOttes hertzens mann kaum Batſeben erſieh’t/
Und er auch aus der flut entglimmet/
Wird Davids harffe ſo verſtimmet/
Daß ſie fuͤr pſalmen ſpielt ein geiles buhler-lied.
Wer macht ihm nun nicht ſelbſt den ſchluß?
Daß wer den keuſchen geiſt GOtt rein und keuſch will ehren/
Der liebe goͤtzen abthun muß/
Und in der andachts-glut diß goͤldne kalb zerſtoͤren.
Der Weyrauch/ der in Venus tempel brennt/
Reucht GOtt nicht wohl/ die engel/ die uns dienen/
Entfernen ſich/ wie fuͤr dem rauche bienen.
Die opffer/ die auch Paphas heilig nennt/
Sind
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[107/0151] Hochzeit-Gedichte. Auff das Albiniſche und Kamperiſche hochzeit-feſt. D. C. V. L. ISt lieben ſeuche/ peſt und gifft/ Das nattern toͤdten kan/ und ſcorpion entgeiſtert? Das gelbe molchen uͤbertrifft? Iſt lieben raſerey/ die die vernunfft bemeiſtert? Ein nagend krebs/ der marck und bein friſt aus? Ein wurm/ der aus den ſtauden edler jugend Nicht nur den kern/ die wurtzel reißt der tugend? Ein feuer/ das in aſche/ ſtaub und grauß Volckreiche ſtaͤdte leg’t/ und laͤnder ſtuͤrtzt in grund/ Daß itzo wilde buchen ſtehen/ Und ſeegel-volle maſte gehen/ Wo weiland Troja war/ und vormals Tyrus ſtund? So iſts! diß wuͤrckt der liebe brand. Durch ſie flog Sodoma geſchwefelt in die luͤffte. Und Loth/ der dort entronnen/ fand Auff ſeiner tochter ſchooß mehr als Gomorrens kluͤffte. Ja Samſon muß/ den Rom doch und Athen Im Hercules zu einen Gotte machte/ Als Amphale ihn in ihr netze brachte/ Durch Deliden veraͤchtlich untergehn. Als GOttes hertzens mann kaum Batſeben erſieh’t/ Und er auch aus der flut entglimmet/ Wird Davids harffe ſo verſtimmet/ Daß ſie fuͤr pſalmen ſpielt ein geiles buhler-lied. Wer macht ihm nun nicht ſelbſt den ſchluß? Daß wer den keuſchen geiſt GOtt rein und keuſch will ehren/ Der liebe goͤtzen abthun muß/ Und in der andachts-glut diß goͤldne kalb zerſtoͤren. Der Weyrauch/ der in Venus tempel brennt/ Reucht GOtt nicht wohl/ die engel/ die uns dienen/ Entfernen ſich/ wie fuͤr dem rauche bienen. Die opffer/ die auch Paphas heilig nennt/ Sind

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/151>, abgerufen am 25.04.2024.