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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
Ihr Musen/ gute nach/ nehmt/ was ihr mir verliehen/
Und last mich in den wald zu wilden bären ziehen;
Dann Phöbus spielt in mir gantz unveränderlich/
Und was ich denck und schreib/ ist lauter Friederich:
Drum will ich lieber gar im kalten zembla sterben/
Als meine feder nicht in seinem purpur färben.


Uber die erlangte Chur-würde seiner
Churfürstl. Durchl. von Braunschweig
und Lüneburg.
Ohimmel! fieng unlängst das müde Deuschland an/
Wie geht es doch nur zu? daß meiner kinder degen/
Dem vor das stoltze Rom die pforten auffgethan/
Itzt seine spitze muß mit schaden niederlegen?
Daß/ weil der käyser nur von sieben ward erwählt/
Die stätte sich gemehrt/ die grentzen zugenommen?
Nachdem man aber auch den achten Churfürst zehlt/
An Schweden Pommern ist/ an Franckreich Elsas kommen?
Nimmt dann die tapfferkeit in meinen helden ab?
War Friedrich Wilhelm nicht mehr/ weder ihrer sieben?
Und ist der grosse geist/ den ich dem vater gab/
Nicht in dem sohne noch der welt zurücke blieben?
Ach ja! diß alles ist/ wie man gewünscht/ geschehn:
Allein der himmel spielt offt hinter larv' und decke.
Wir haben dazumahl vor schmertzen nicht gesehn/
Das in der achten zahl nicht/ was in sieben/ stecke.
Doch was beklag ich mich? In Leopoldens macht
Baut ihm Apollo selbst ein käyserthum auff erden.
Acht Musen hat er schon als Fürsten angebracht/
Warum soll künfftig nun nicht auch der neundte werden?
Auff Gwelfischer August! Ich wende mich zu dir.
Du solst die letzte noch zu dieser würde schwingen.
Denn glaube/ lieber sohn/ dein nahme sagt es mir/
Uns Deutschen wirstu ruh/ aus Ungarn friede bringen.
Wohl

Vermiſchte Gedichte.
Ihr Muſen/ gute nach/ nehmt/ was ihr mir verliehen/
Und laſt mich in den wald zu wilden baͤren ziehen;
Dann Phoͤbus ſpielt in mir gantz unveraͤnderlich/
Und was ich denck und ſchreib/ iſt lauter Friederich:
Drum will ich lieber gar im kalten zembla ſterben/
Als meine feder nicht in ſeinem purpur faͤrben.


Uber die erlangte Chur-wuͤrde ſeiner
Churfuͤrſtl. Durchl. von Braunſchweig
und Luͤneburg.
Ohimmel! fieng unlaͤngſt das muͤde Deuſchland an/
Wie geht es doch nur zu? daß meiner kinder degen/
Dem vor das ſtoltze Rom die pforten auffgethan/
Itzt ſeine ſpitze muß mit ſchaden niederlegen?
Daß/ weil der kaͤyſer nur von ſieben ward erwaͤhlt/
Die ſtaͤtte ſich gemehrt/ die grentzen zugenommen?
Nachdem man aber auch den achten Churfuͤrſt zehlt/
An Schweden Pommern iſt/ an Franckreich Elſas kommen?
Nimmt dann die tapfferkeit in meinen helden ab?
War Friedrich Wilhelm nicht mehr/ weder ihrer ſieben?
Und iſt der groſſe geiſt/ den ich dem vater gab/
Nicht in dem ſohne noch der welt zuruͤcke blieben?
Ach ja! diß alles iſt/ wie man gewuͤnſcht/ geſchehn:
Allein der himmel ſpielt offt hinter larv’ und decke.
Wir haben dazumahl vor ſchmertzen nicht geſehn/
Das in der achten zahl nicht/ was in ſieben/ ſtecke.
Doch was beklag ich mich? In Leopoldens macht
Baut ihm Apollo ſelbſt ein kaͤyſerthum auff erden.
Acht Muſen hat er ſchon als Fuͤrſten angebracht/
Warum ſoll kuͤnfftig nun nicht auch der neundte werden?
Auff Gwelfiſcher Auguſt! Ich wende mich zu dir.
Du ſolſt die letzte noch zu dieſer wuͤrde ſchwingen.
Denn glaube/ lieber ſohn/ dein nahme ſagt es mir/
Uns Deutſchen wirſtu ruh/ aus Ungarn friede bringen.
Wohl
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[207/0251] Vermiſchte Gedichte. Ihr Muſen/ gute nach/ nehmt/ was ihr mir verliehen/ Und laſt mich in den wald zu wilden baͤren ziehen; Dann Phoͤbus ſpielt in mir gantz unveraͤnderlich/ Und was ich denck und ſchreib/ iſt lauter Friederich: Drum will ich lieber gar im kalten zembla ſterben/ Als meine feder nicht in ſeinem purpur faͤrben. Uber die erlangte Chur-wuͤrde ſeiner Churfuͤrſtl. Durchl. von Braunſchweig und Luͤneburg. B. N. Ohimmel! fieng unlaͤngſt das muͤde Deuſchland an/ Wie geht es doch nur zu? daß meiner kinder degen/ Dem vor das ſtoltze Rom die pforten auffgethan/ Itzt ſeine ſpitze muß mit ſchaden niederlegen? Daß/ weil der kaͤyſer nur von ſieben ward erwaͤhlt/ Die ſtaͤtte ſich gemehrt/ die grentzen zugenommen? Nachdem man aber auch den achten Churfuͤrſt zehlt/ An Schweden Pommern iſt/ an Franckreich Elſas kommen? Nimmt dann die tapfferkeit in meinen helden ab? War Friedrich Wilhelm nicht mehr/ weder ihrer ſieben? Und iſt der groſſe geiſt/ den ich dem vater gab/ Nicht in dem ſohne noch der welt zuruͤcke blieben? Ach ja! diß alles iſt/ wie man gewuͤnſcht/ geſchehn: Allein der himmel ſpielt offt hinter larv’ und decke. Wir haben dazumahl vor ſchmertzen nicht geſehn/ Das in der achten zahl nicht/ was in ſieben/ ſtecke. Doch was beklag ich mich? In Leopoldens macht Baut ihm Apollo ſelbſt ein kaͤyſerthum auff erden. Acht Muſen hat er ſchon als Fuͤrſten angebracht/ Warum ſoll kuͤnfftig nun nicht auch der neundte werden? Auff Gwelfiſcher Auguſt! Ich wende mich zu dir. Du ſolſt die letzte noch zu dieſer wuͤrde ſchwingen. Denn glaube/ lieber ſohn/ dein nahme ſagt es mir/ Uns Deutſchen wirſtu ruh/ aus Ungarn friede bringen. Wohl

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/251>, abgerufen am 29.04.2024.