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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
Mein glücke kan nicht immer schlaffen/
Ein Irus wird zuletzt erfreut/
Ein David bleibt nicht bey den schaafen;
Vielleicht verändert mich die zeit.
Ich suche keine gunst bey allen/
Was acht ich/ was man von mir hält/
Kan ich den klugen nur gefallen/
Mißfall ich willig aller welt.

Rede der schreibe-feder.
MIch hat ein schwaches thier zwar zu der welt gebracht/
Doch kan ich thron und kron durch meine kunst besiegen/
Es wird des scepters stab zu meinen füssen liegen/
Wo ihn der kluge kiel durch sich nicht schätzbar macht.
Rom war bey aller welt durch mich so groß geacht/
Daß/ wenn sich könige und fürsten musten biegen/
So stieg ich über diß. Den lorbeer-krantz von kriegen
Hat eintzig und allein vermehret meine pracht.
Der himmlische Virgil saß in Augustus schooß/
Und Cicero hat offt durch reden Rom beweget.
Itzt wird Germanien noch tausendmahl so groß/
Weil es den helden-muth auff freye künste leget.
Manch hut/ der mich zwar trägt/ wird nur durch mich ver-
stellt/
Weil sich nicht kunst und witz zu seinem strauß gesellt.


Ver-
Vermiſchte Gedichte.
Mein gluͤcke kan nicht immer ſchlaffen/
Ein Irus wird zuletzt erfreut/
Ein David bleibt nicht bey den ſchaafen;
Vielleicht veraͤndert mich die zeit.
Ich ſuche keine gunſt bey allen/
Was acht ich/ was man von mir haͤlt/
Kan ich den klugen nur gefallen/
Mißfall ich willig aller welt.

Rede der ſchreibe-feder.
MIch hat ein ſchwaches thier zwar zu der welt gebracht/
Doch kan ich thron und kron durch meine kunſt beſiegen/
Es wird des ſcepters ſtab zu meinen fuͤſſen liegen/
Wo ihn der kluge kiel durch ſich nicht ſchaͤtzbar macht.
Rom war bey aller welt durch mich ſo groß geacht/
Daß/ wenn ſich koͤnige und fuͤrſten muſten biegen/
So ſtieg ich uͤber diß. Den lorbeer-krantz von kriegen
Hat eintzig und allein vermehret meine pracht.
Der himmliſche Virgil ſaß in Auguſtus ſchooß/
Und Cicero hat offt durch reden Rom beweget.
Itzt wird Germanien noch tauſendmahl ſo groß/
Weil es den helden-muth auff freye kuͤnſte leget.
Manch hut/ der mich zwar traͤgt/ wird nur durch mich ver-
ſtellt/
Weil ſich nicht kunſt und witz zu ſeinem ſtrauß geſellt.


Ver-
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[288/0332] Vermiſchte Gedichte. Mein gluͤcke kan nicht immer ſchlaffen/ Ein Irus wird zuletzt erfreut/ Ein David bleibt nicht bey den ſchaafen; Vielleicht veraͤndert mich die zeit. Ich ſuche keine gunſt bey allen/ Was acht ich/ was man von mir haͤlt/ Kan ich den klugen nur gefallen/ Mißfall ich willig aller welt. Rede der ſchreibe-feder. C. H. V. H. MIch hat ein ſchwaches thier zwar zu der welt gebracht/ Doch kan ich thron und kron durch meine kunſt beſiegen/ Es wird des ſcepters ſtab zu meinen fuͤſſen liegen/ Wo ihn der kluge kiel durch ſich nicht ſchaͤtzbar macht. Rom war bey aller welt durch mich ſo groß geacht/ Daß/ wenn ſich koͤnige und fuͤrſten muſten biegen/ So ſtieg ich uͤber diß. Den lorbeer-krantz von kriegen Hat eintzig und allein vermehret meine pracht. Der himmliſche Virgil ſaß in Auguſtus ſchooß/ Und Cicero hat offt durch reden Rom beweget. Itzt wird Germanien noch tauſendmahl ſo groß/ Weil es den helden-muth auff freye kuͤnſte leget. Manch hut/ der mich zwar traͤgt/ wird nur durch mich ver- ſtellt/ Weil ſich nicht kunſt und witz zu ſeinem ſtrauß geſellt. Ver-

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/332>, abgerufen am 17.05.2024.