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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Verliebte Arien.
Verzeihe nur/ du tugend-volle seele/
Daß sich mein hertz dir so vor augen stellt/
Und daß ich nicht nach meiner art verhöle/
Was meine brust sonst gar verborgen hält;
Das leiden ist zugroß/
Warum ich mich betrübe:
Drum reiß durch deine liebe
Mir meine last und fässel loß.
Ich weiß es zwar; Du wirst mir widersprechen/
Und sagen: Ach! es ist nur schatten-spiel.
Wer sich die welt mit worten läst bestechen/
Der fällt/ wenn er am besten steigen will.
Ach! aber meine pein
Ist anders weit beschaffen/
Als mancher liebes-affen/
Die voller list und complimente seyn.
Mein liebes-feur besteht nicht in dem munde/
Die falschheit ist mein ärgster seelen-feind.
Ich liebe dich aus meines hertzens grunde/
Diß ist genug. Bistu nun wieder freund/
So solstu eher sehn
Das leben mich verdammen/
Als meine liebes-flammen
Vor mattigkeit und ohnmacht untergehn.

An Melinden.
SChönste der seelen/ ich muß es bekennen:
Daß mich dein augen-plitz endlich besiegt/
Daß ich vor liebe wie feuer muß brennen;
Weil mir mein hertze selbst wunden zufügt;
Und wider mich kriegt.
Drum setze mir/ o meine zier!
Die schaalen der himmlischen lebens-krafft für/
Und laß mir die morgen
Der traurigen sorgen/
Die täglich in meinen gedancken entstehn/
Mit rosen auffgehn.
Zwar
Verliebte Arien.
Verzeihe nur/ du tugend-volle ſeele/
Daß ſich mein hertz dir ſo vor augen ſtellt/
Und daß ich nicht nach meiner art verhoͤle/
Was meine bruſt ſonſt gar verborgen haͤlt;
Das leiden iſt zugroß/
Warum ich mich betruͤbe:
Drum reiß durch deine liebe
Mir meine laſt und faͤſſel loß.
Ich weiß es zwar; Du wirſt mir widerſprechen/
Und ſagen: Ach! es iſt nur ſchatten-ſpiel.
Wer ſich die welt mit worten laͤſt beſtechen/
Der faͤllt/ wenn er am beſten ſteigen will.
Ach! aber meine pein
Iſt anders weit beſchaffen/
Als mancher liebes-affen/
Die voller liſt und complimente ſeyn.
Mein liebes-feur beſteht nicht in dem munde/
Die falſchheit iſt mein aͤrgſter ſeelen-feind.
Ich liebe dich aus meines hertzens grunde/
Diß iſt genug. Biſtu nun wieder freund/
So ſolſtu eher ſehn
Das leben mich verdammen/
Als meine liebes-flammen
Vor mattigkeit und ohnmacht untergehn.

An Melinden.
SChoͤnſte der ſeelen/ ich muß es bekennen:
Daß mich dein augen-plitz endlich beſiegt/
Daß ich vor liebe wie feuer muß brennen;
Weil mir mein hertze ſelbſt wunden zufuͤgt;
Und wider mich kriegt.
Drum ſetze mir/ o meine zier!
Die ſchaalen der himmliſchen lebens-krafft fuͤr/
Und laß mir die morgen
Der traurigen ſorgen/
Die taͤglich in meinen gedancken entſtehn/
Mit roſen auffgehn.
Zwar
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[374/0418] Verliebte Arien. Verzeihe nur/ du tugend-volle ſeele/ Daß ſich mein hertz dir ſo vor augen ſtellt/ Und daß ich nicht nach meiner art verhoͤle/ Was meine bruſt ſonſt gar verborgen haͤlt; Das leiden iſt zugroß/ Warum ich mich betruͤbe: Drum reiß durch deine liebe Mir meine laſt und faͤſſel loß. Ich weiß es zwar; Du wirſt mir widerſprechen/ Und ſagen: Ach! es iſt nur ſchatten-ſpiel. Wer ſich die welt mit worten laͤſt beſtechen/ Der faͤllt/ wenn er am beſten ſteigen will. Ach! aber meine pein Iſt anders weit beſchaffen/ Als mancher liebes-affen/ Die voller liſt und complimente ſeyn. Mein liebes-feur beſteht nicht in dem munde/ Die falſchheit iſt mein aͤrgſter ſeelen-feind. Ich liebe dich aus meines hertzens grunde/ Diß iſt genug. Biſtu nun wieder freund/ So ſolſtu eher ſehn Das leben mich verdammen/ Als meine liebes-flammen Vor mattigkeit und ohnmacht untergehn. An Melinden. B. N. SChoͤnſte der ſeelen/ ich muß es bekennen: Daß mich dein augen-plitz endlich beſiegt/ Daß ich vor liebe wie feuer muß brennen; Weil mir mein hertze ſelbſt wunden zufuͤgt; Und wider mich kriegt. Drum ſetze mir/ o meine zier! Die ſchaalen der himmliſchen lebens-krafft fuͤr/ Und laß mir die morgen Der traurigen ſorgen/ Die taͤglich in meinen gedancken entſtehn/ Mit roſen auffgehn. Zwar

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/418>, abgerufen am 03.05.2024.