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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Galante Gedichte.
Du sprichst: Sie hat hier nichts zu suchen und zu thun.
Gar recht; Es soll auch bleiben.
Sie suchet nichts als dich/ sie wünschet bloß zu ruhn/
Und ihren schertz zu treiben.
Was ursach hast du dann/ daß du dich so beklagst?
Da du doch diese gunst den flöhen nicht versagst.


Ein anders.
1.
ACh! wirff doch einen blick auff deine silber-ballen/
Verstockte Sylvia/
Sie sind dem tode nah;
Die spitzen lassen schon die rosen-blüthe fallen/
Die berge ziehn die stoltzen liljen ein/
Und werden bald so gleich wie deine wangen seyn.
2.
Wie/ sind wir/ schreyen sie/ dann darum nur erschaffen/
Daß uns ein blinder groll
In kercker schliessen soll?
Cupido nennet uns ja seine liebes-waffen.
Was kommet dich dann für ein eyffer an/
Daß du/ o Sylvia! uns in den bann gethan?
3.
Ihr männer helffet uns durch eure macht errteten!
Zerreißt das mörder-schloß/
Und macht uns wieder loß.
Wir lieben keinen zwang/ und leiden keine ketten/
Und Franckreichs mod' und tolle kleider-pracht/
Mag seyn für wen sie will/ nur nicht für uns gemacht.
4.
So klagen/ Sylvia/ die hart-bedrängten Kinder.
Ach höre doch ihr schrey'n/
Und hilff sie bald befrey'n/
Wo nicht/ so schneid sie ab/ und wirff sie vor die rinder.
Dann wann sie nur im finstern sollen ruhn/
So kan dirs/ wann du willst/ auch wohl ein schuptuch thun.
Madri-

Galante Gedichte.
Du ſprichſt: Sie hat hier nichts zu ſuchen und zu thun.
Gar recht; Es ſoll auch bleiben.
Sie ſuchet nichts als dich/ ſie wuͤnſchet bloß zu ruhn/
Und ihren ſchertz zu treiben.
Was urſach haſt du dann/ daß du dich ſo beklagſt?
Da du doch dieſe gunſt den floͤhen nicht verſagſt.


Ein anders.
1.
ACh! wirff doch einen blick auff deine ſilber-ballen/
Verſtockte Sylvia/
Sie ſind dem tode nah;
Die ſpitzen laſſen ſchon die roſen-bluͤthe fallen/
Die berge ziehn die ſtoltzen liljen ein/
Und werden bald ſo gleich wie deine wangen ſeyn.
2.
Wie/ ſind wir/ ſchreyen ſie/ dann darum nur erſchaffen/
Daß uns ein blinder groll
In kercker ſchlieſſen ſoll?
Cupido nennet uns ja ſeine liebes-waffen.
Was kommet dich dann fuͤr ein eyffer an/
Daß du/ o Sylvia! uns in den bann gethan?
3.
Ihr maͤnner helffet uns durch eure macht errteten!
Zerreißt das moͤrder-ſchloß/
Und macht uns wieder loß.
Wir lieben keinen zwang/ und leiden keine ketten/
Und Franckreichs mod’ und tolle kleider-pracht/
Mag ſeyn fuͤr wen ſie will/ nur nicht fuͤr uns gemacht.
4.
So klagen/ Sylvia/ die hart-bedraͤngten Kinder.
Ach hoͤre doch ihr ſchrey’n/
Und hilff ſie bald befrey’n/
Wo nicht/ ſo ſchneid ſie ab/ und wirff ſie vor die rinder.
Dann wann ſie nur im finſtern ſollen ruhn/
So kan dirs/ wann du willſt/ auch wohl ein ſchuptuch thun.
Madri-
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[30/0074] Galante Gedichte. Du ſprichſt: Sie hat hier nichts zu ſuchen und zu thun. Gar recht; Es ſoll auch bleiben. Sie ſuchet nichts als dich/ ſie wuͤnſchet bloß zu ruhn/ Und ihren ſchertz zu treiben. Was urſach haſt du dann/ daß du dich ſo beklagſt? Da du doch dieſe gunſt den floͤhen nicht verſagſt. Ein anders. B. N. 1. ACh! wirff doch einen blick auff deine ſilber-ballen/ Verſtockte Sylvia/ Sie ſind dem tode nah; Die ſpitzen laſſen ſchon die roſen-bluͤthe fallen/ Die berge ziehn die ſtoltzen liljen ein/ Und werden bald ſo gleich wie deine wangen ſeyn. 2. Wie/ ſind wir/ ſchreyen ſie/ dann darum nur erſchaffen/ Daß uns ein blinder groll In kercker ſchlieſſen ſoll? Cupido nennet uns ja ſeine liebes-waffen. Was kommet dich dann fuͤr ein eyffer an/ Daß du/ o Sylvia! uns in den bann gethan? 3. Ihr maͤnner helffet uns durch eure macht errteten! Zerreißt das moͤrder-ſchloß/ Und macht uns wieder loß. Wir lieben keinen zwang/ und leiden keine ketten/ Und Franckreichs mod’ und tolle kleider-pracht/ Mag ſeyn fuͤr wen ſie will/ nur nicht fuͤr uns gemacht. 4. So klagen/ Sylvia/ die hart-bedraͤngten Kinder. Ach hoͤre doch ihr ſchrey’n/ Und hilff ſie bald befrey’n/ Wo nicht/ ſo ſchneid ſie ab/ und wirff ſie vor die rinder. Dann wann ſie nur im finſtern ſollen ruhn/ So kan dirs/ wann du willſt/ auch wohl ein ſchuptuch thun. Madri-

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/74>, abgerufen am 02.05.2024.