Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante Gedichte.
6.
Albanie/ weil noch der wollust-thau
Die glieder netzt/ und das geblüte springet/
So laß doch zu/ daß auff der Venus-au
Ein brünstger geist dir kniend opffer bringet/
Daß er vor dir in voller andacht steh.
Albanie.

Seine geliebte wolte ins kloster
gehen.
1.
LIsippe will der erden sich entreissen/
Ihr edler geist geht zu der ruh/
Er eilt der reinen sonnen zu/
Und will/ was himmlisch ist/ zu küssen sich befleissen/
Sie stöst die erde hin/ und suchet allzu viel/
Weil sie bey fleisch und blut als engel leben will.
2.
Schau doch zuvor ein wenig noch zurücke/
Entlauff dir doch nicht vor der zeit;
Der schönen augen zärtlichkeit
Verträget nicht so bald die heissen sonnen-blicke.
Du kanst nicht Enoch seyn/ noch des Elias art/
Und ehe man verstirbt/ wird keine himmelfahrt.
3.
Mit was hat doch die erde dich verletzet/
Du stürmest wider fleisch und blut/
Ich weiß nicht/ was Lisippe thut/
Die aller regung sich verwegen widersetzet.
Wer mit sich selber kriegt/ und sich zu schlagen tracht/
Vor diesen hat der sieg die krone nicht erdacht.
4. Du
Galante Gedichte.
6.
Albanie/ weil noch der wolluſt-thau
Die glieder netzt/ und das gebluͤte ſpringet/
So laß doch zu/ daß auff der Venus-au
Ein bruͤnſtger geiſt dir kniend opffer bringet/
Daß er vor dir in voller andacht ſteh.
Albanie.

Seine geliebte wolte ins kloſter
gehen.
1.
LIſippe will der erden ſich entreiſſen/
Ihr edler geiſt geht zu der ruh/
Er eilt der reinen ſonnen zu/
Und will/ was himmliſch iſt/ zu kuͤſſen ſich befleiſſen/
Sie ſtoͤſt die erde hin/ und ſuchet allzu viel/
Weil ſie bey fleiſch und blut als engel leben will.
2.
Schau doch zuvor ein wenig noch zuruͤcke/
Entlauff dir doch nicht vor der zeit;
Der ſchoͤnen augen zaͤrtlichkeit
Vertraͤget nicht ſo bald die heiſſen ſonnen-blicke.
Du kanſt nicht Enoch ſeyn/ noch des Elias art/
Und ehe man verſtirbt/ wird keine himmelfahrt.
3.
Mit was hat doch die erde dich verletzet/
Du ſtuͤrmeſt wider fleiſch und blut/
Ich weiß nicht/ was Liſippe thut/
Die aller regung ſich verwegen widerſetzet.
Wer mit ſich ſelber kriegt/ und ſich zu ſchlagen tracht/
Vor dieſen hat der ſieg die krone nicht erdacht.
4. Du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0080" n="36"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="6">
            <head>6.</head><lb/>
            <l>Albanie/ weil noch der wollu&#x017F;t-thau</l><lb/>
            <l>Die glieder netzt/ und das geblu&#x0364;te &#x017F;pringet/</l><lb/>
            <l>So laß doch zu/ daß auff der Venus-au</l><lb/>
            <l>Ein bru&#x0364;n&#x017F;tger gei&#x017F;t dir kniend opffer bringet/</l><lb/>
            <l>Daß er vor dir in voller andacht &#x017F;teh.</l><lb/>
            <l>Albanie.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#b">Seine geliebte wolte ins klo&#x017F;ter</hi><lb/>
gehen.</head><lb/>
          <byline> <hi rendition="#c">C. H. V. H.</hi> </byline><lb/>
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">L</hi>I&#x017F;ippe will der erden &#x017F;ich entrei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Ihr edler gei&#x017F;t geht zu der ruh/</l><lb/>
            <l>Er eilt der reinen &#x017F;onnen zu/</l><lb/>
            <l>Und will/ was himmli&#x017F;ch i&#x017F;t/ zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich beflei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t die erde hin/ und &#x017F;uchet allzu viel/</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ie bey flei&#x017F;ch und blut als engel leben will.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Schau doch zuvor ein wenig noch zuru&#x0364;cke/</l><lb/>
            <l>Entlauff dir doch nicht vor der zeit;</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;cho&#x0364;nen augen za&#x0364;rtlichkeit</l><lb/>
            <l>Vertra&#x0364;get nicht &#x017F;o bald die hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;onnen-blicke.</l><lb/>
            <l>Du kan&#x017F;t nicht Enoch &#x017F;eyn/ noch des Elias art/</l><lb/>
            <l>Und ehe man ver&#x017F;tirbt/ wird keine himmelfahrt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Mit was hat doch die erde dich verletzet/</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;tu&#x0364;rme&#x017F;t wider flei&#x017F;ch und blut/</l><lb/>
            <l>Ich weiß nicht/ was Li&#x017F;ippe thut/</l><lb/>
            <l>Die aller regung &#x017F;ich verwegen wider&#x017F;etzet.</l><lb/>
            <l>Wer mit &#x017F;ich &#x017F;elber kriegt/ und &#x017F;ich zu &#x017F;chlagen tracht/</l><lb/>
            <l>Vor die&#x017F;en hat der &#x017F;ieg die krone nicht erdacht.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">4. Du</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0080] Galante Gedichte. 6. Albanie/ weil noch der wolluſt-thau Die glieder netzt/ und das gebluͤte ſpringet/ So laß doch zu/ daß auff der Venus-au Ein bruͤnſtger geiſt dir kniend opffer bringet/ Daß er vor dir in voller andacht ſteh. Albanie. Seine geliebte wolte ins kloſter gehen. C. H. V. H. 1. LIſippe will der erden ſich entreiſſen/ Ihr edler geiſt geht zu der ruh/ Er eilt der reinen ſonnen zu/ Und will/ was himmliſch iſt/ zu kuͤſſen ſich befleiſſen/ Sie ſtoͤſt die erde hin/ und ſuchet allzu viel/ Weil ſie bey fleiſch und blut als engel leben will. 2. Schau doch zuvor ein wenig noch zuruͤcke/ Entlauff dir doch nicht vor der zeit; Der ſchoͤnen augen zaͤrtlichkeit Vertraͤget nicht ſo bald die heiſſen ſonnen-blicke. Du kanſt nicht Enoch ſeyn/ noch des Elias art/ Und ehe man verſtirbt/ wird keine himmelfahrt. 3. Mit was hat doch die erde dich verletzet/ Du ſtuͤrmeſt wider fleiſch und blut/ Ich weiß nicht/ was Liſippe thut/ Die aller regung ſich verwegen widerſetzet. Wer mit ſich ſelber kriegt/ und ſich zu ſchlagen tracht/ Vor dieſen hat der ſieg die krone nicht erdacht. 4. Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/80
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/80>, abgerufen am 27.04.2024.