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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Doch liebest du vielmehr die süsse rub/
Und bist gesinnt dich in das graß zu setzen/
So läst es dir auch diese freyheit zu/
Wie solte sie das schöne theil verletzen.
So trachte nur/ weil erd und himmel lacht/
Die schöne zeit nicht schläfrig zu verliehren.
Erwege doch/ was jener sperling macht/
Es will der schalck uns in die schule führen.
Schau was man dort mit jener schmate thut/
Man nimt den stock und pfropffet in die krinne/
Es regt in mir sich adern geist und blut/
Komm/ daß ich auch dergleichen spiel beginne.


Klage.
C. H. v. H.
JCh weiß nicht was ich thu/ ich weiß nicht was ich bin/
Jch weiß nicht ob ich lieb/ ich weiß nicht ob ich haffe/
Es will mir/ Florida/ nicht leichtlich in den sinn/
Daß ich dich lassen soll/ indem ich dich umfasse.
Doch lieb ich dich zu sehr/ so liebt dich diese nicht/
Die unsern vorsatz kan erhalten und zerbrechen/
Und hassen kan ich nicht mein auge und mein licht/
Viel eher wolt ich mir das hertze selbst durchstechen.
Zwey wege sind allhier/ und keiner ist nicht gut/
Denn beyde sind geschickt mein hoffen zu zerstören;
Es streiten ietzt in mir so wol vernunfft als blut/
Doch weiß ich nicht/ was ich zu erste solte hören.
Jch bin ein einsam schiff/ das wind und wellen treibt/
So bey dem ruder auch den ancker hat verlohren/
Jch finde keinen port/ da mein gelücke bleibt/
Und schlüsse/ daß man mich zum leiden hat gebohren.
Diß was mir endlich schärfft die überhäuffte noth
Jst/ daß ich nechst bey dir/ dich werde meiden müssen/
Daß mich der hunger plagt/ immittelst korn und brod
Und dürrer durst verzehrt bey brunnen und bey flüssen.
Flo-
A 4
Galante Gedichte.
Doch liebeſt du vielmehr die ſuͤſſe rub/
Und biſt geſinnt dich in das graß zu ſetzen/
So laͤſt es dir auch dieſe freyheit zu/
Wie ſolte ſie das ſchoͤne theil verletzen.
So trachte nur/ weil erd und himmel lacht/
Die ſchoͤne zeit nicht ſchlaͤfrig zu verliehren.
Erwege doch/ was jener ſperling macht/
Es will der ſchalck uns in die ſchule fuͤhren.
Schau was man dort mit jener ſchmate thut/
Man nimt den ſtock und pfropffet in die krinne/
Es regt in mir ſich adern geiſt und blut/
Komm/ daß ich auch dergleichen ſpiel beginne.


Klage.
C. H. v. H.
JCh weiß nicht was ich thu/ ich weiß nicht was ich bin/
Jch weiß nicht ob ich lieb/ ich weiß nicht ob ich haffe/
Es will mir/ Florida/ nicht leichtlich in den ſinn/
Daß ich dich laſſen ſoll/ indem ich dich umfaſſe.
Doch lieb ich dich zu ſehr/ ſo liebt dich dieſe nicht/
Die unſern vorſatz kan erhalten und zerbrechen/
Und haſſen kan ich nicht mein auge und mein licht/
Viel eher wolt ich mir das hertze ſelbſt durchſtechen.
Zwey wege ſind allhier/ und keiner iſt nicht gut/
Denn beyde ſind geſchickt mein hoffen zu zerſtoͤren;
Es ſtreiten ietzt in mir ſo wol vernunfft als blut/
Doch weiß ich nicht/ was ich zu erſte ſolte hoͤren.
Jch bin ein einſam ſchiff/ das wind und wellen treibt/
So bey dem ruder auch den ancker hat verlohren/
Jch finde keinen port/ da mein geluͤcke bleibt/
Und ſchluͤſſe/ daß man mich zum leiden hat gebohren.
Diß was mir endlich ſchaͤrfft die uͤberhaͤuffte noth
Jſt/ daß ich nechſt bey dir/ dich werde meiden muͤſſen/
Daß mich der hunger plagt/ immittelſt korn und brod
Und duͤrrer durſt verzehrt bey brunnen und bey fluͤſſen.
Flo-
A 4
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[7/0023] Galante Gedichte. Doch liebeſt du vielmehr die ſuͤſſe rub/ Und biſt geſinnt dich in das graß zu ſetzen/ So laͤſt es dir auch dieſe freyheit zu/ Wie ſolte ſie das ſchoͤne theil verletzen. So trachte nur/ weil erd und himmel lacht/ Die ſchoͤne zeit nicht ſchlaͤfrig zu verliehren. Erwege doch/ was jener ſperling macht/ Es will der ſchalck uns in die ſchule fuͤhren. Schau was man dort mit jener ſchmate thut/ Man nimt den ſtock und pfropffet in die krinne/ Es regt in mir ſich adern geiſt und blut/ Komm/ daß ich auch dergleichen ſpiel beginne. Klage. C. H. v. H. JCh weiß nicht was ich thu/ ich weiß nicht was ich bin/ Jch weiß nicht ob ich lieb/ ich weiß nicht ob ich haffe/ Es will mir/ Florida/ nicht leichtlich in den ſinn/ Daß ich dich laſſen ſoll/ indem ich dich umfaſſe. Doch lieb ich dich zu ſehr/ ſo liebt dich dieſe nicht/ Die unſern vorſatz kan erhalten und zerbrechen/ Und haſſen kan ich nicht mein auge und mein licht/ Viel eher wolt ich mir das hertze ſelbſt durchſtechen. Zwey wege ſind allhier/ und keiner iſt nicht gut/ Denn beyde ſind geſchickt mein hoffen zu zerſtoͤren; Es ſtreiten ietzt in mir ſo wol vernunfft als blut/ Doch weiß ich nicht/ was ich zu erſte ſolte hoͤren. Jch bin ein einſam ſchiff/ das wind und wellen treibt/ So bey dem ruder auch den ancker hat verlohren/ Jch finde keinen port/ da mein geluͤcke bleibt/ Und ſchluͤſſe/ daß man mich zum leiden hat gebohren. Diß was mir endlich ſchaͤrfft die uͤberhaͤuffte noth Jſt/ daß ich nechſt bey dir/ dich werde meiden muͤſſen/ Daß mich der hunger plagt/ immittelſt korn und brod Und duͤrrer durſt verzehrt bey brunnen und bey fluͤſſen. Flo- A 4

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/23>, abgerufen am 19.04.2024.