Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

verliebte Arien.
Damit dein schöner leib beladen/
Alsdenn zu winckel müste gehn/
So wird die schnöde furcht durch dieses leicht verschwin-
den;
Wer vor dem dorffe schiest kan keine scheun anzünden.



Die steinerne Schönheit.
1.
BLäntzende strahlen der blitzenden Jugend/
Muster der erden und wunder der welt/
Streue das leuchtende feuer der tugend
Uber dein funckelndes rosen-gezelt/
Tödte dein hertze von ertzte von stein/
Wiltu nicht gantz unempfindlich mir seyn.
2.
Läugnest du/ schöne/ nach deinem behagen/
Daß du von steine zusammen gesetzt/
Wälder und felder die werden dir's sagen/
Wie du mich grausame stündlich verletzt;
Daphnis/ Narcissus/ die hirten und Pan
Klagen die steinerne härtigkeit an.
3.
Glaube nicht/ schönste/ daß ich dich wil loben/
Gleichstu gleich Paphos und Jliums pracht;
Wird in den tempeln zu götzen erhoben/
Was aus den schweresten steine gemacht;
Stellstu dich weicher als diese bey mir/
Sind doch die glieder gantz steinern an dir.
4.
Jupiter machte die güldenen haare/
Aber von Chrysolith und von magnet.
Die-
G 4

verliebte Arien.
Damit dein ſchoͤner leib beladen/
Alsdenn zu winckel muͤſte gehn/
So wird die ſchnoͤde furcht durch dieſes leicht verſchwin-
den;
Wer vor dem dorffe ſchieſt kan keine ſcheun anzuͤnden.



Die ſteinerne Schoͤnheit.
1.
BLaͤntzende ſtrahlen der blitzenden Jugend/
Muſter der erden und wunder der welt/
Streue das leuchtende feuer der tugend
Uber dein funckelndes roſen-gezelt/
Toͤdte dein hertze von ertzte von ſtein/
Wiltu nicht gantz unempfindlich mir ſeyn.
2.
Laͤugneſt du/ ſchoͤne/ nach deinem behagen/
Daß du von ſteine zuſammen geſetzt/
Waͤlder und felder die werden dir’s ſagen/
Wie du mich grauſame ſtuͤndlich verletzt;
Daphnis/ Narciſſus/ die hirten und Pan
Klagen die ſteinerne haͤrtigkeit an.
3.
Glaube nicht/ ſchoͤnſte/ daß ich dich wil loben/
Gleichſtu gleich Paphos und Jliums pracht;
Wird in den tempeln zu goͤtzen erhoben/
Was aus den ſchwereſten ſteine gemacht;
Stellſtu dich weicher als dieſe bey mir/
Sind doch die glieder gantz ſteinern an dir.
4.
Jupiter machte die guͤldenen haare/
Aber von Chryſolith und von magnet.
Die-
G 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="5">
              <pb facs="#f0105" n="103"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verliebte Arien.</hi> </fw><lb/>
              <l>Damit dein &#x017F;cho&#x0364;ner leib beladen/</l><lb/>
              <l>Alsdenn zu winckel mu&#x0364;&#x017F;te gehn/</l><lb/>
              <l>So wird die &#x017F;chno&#x0364;de furcht durch die&#x017F;es leicht ver&#x017F;chwin-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">den;</hi> </l><lb/>
              <l>Wer vor dem dorffe &#x017F;chie&#x017F;t kan keine &#x017F;cheun anzu&#x0364;nden.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die &#x017F;teinerne Scho&#x0364;nheit.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <head> <hi rendition="#b">1.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">B</hi>La&#x0364;ntzende &#x017F;trahlen der blitzenden Jugend/</l><lb/>
              <l>Mu&#x017F;ter der erden und wunder der welt/</l><lb/>
              <l>Streue das leuchtende feuer der tugend</l><lb/>
              <l>Uber dein funckelndes ro&#x017F;en-gezelt/</l><lb/>
              <l>To&#x0364;dte dein hertze von ertzte von &#x017F;tein/</l><lb/>
              <l>Wiltu nicht gantz unempfindlich mir &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <head> <hi rendition="#b">2.</hi> </head><lb/>
              <l>La&#x0364;ugne&#x017F;t du/ &#x017F;cho&#x0364;ne/ nach deinem behagen/</l><lb/>
              <l>Daß du von &#x017F;teine zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzt/</l><lb/>
              <l>Wa&#x0364;lder und felder die werden dir&#x2019;s &#x017F;agen/</l><lb/>
              <l>Wie du mich grau&#x017F;ame &#x017F;tu&#x0364;ndlich verletzt;</l><lb/>
              <l>Daphnis/ Narci&#x017F;&#x017F;us/ die hirten und Pan</l><lb/>
              <l>Klagen die &#x017F;teinerne ha&#x0364;rtigkeit an.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head> <hi rendition="#b">3.</hi> </head><lb/>
              <l>Glaube nicht/ &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te/ daß ich dich wil loben/</l><lb/>
              <l>Gleich&#x017F;tu gleich Paphos und Jliums pracht;</l><lb/>
              <l>Wird in den tempeln zu go&#x0364;tzen erhoben/</l><lb/>
              <l>Was aus den &#x017F;chwere&#x017F;ten &#x017F;teine gemacht;</l><lb/>
              <l>Stell&#x017F;tu dich weicher als die&#x017F;e bey mir/</l><lb/>
              <l>Sind doch die glieder gantz &#x017F;teinern an dir.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <head> <hi rendition="#b">4.</hi> </head><lb/>
              <l>Jupiter machte die gu&#x0364;ldenen haare/</l><lb/>
              <l>Aber von Chry&#x017F;olith und von magnet.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">G 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0105] verliebte Arien. Damit dein ſchoͤner leib beladen/ Alsdenn zu winckel muͤſte gehn/ So wird die ſchnoͤde furcht durch dieſes leicht verſchwin- den; Wer vor dem dorffe ſchieſt kan keine ſcheun anzuͤnden. Die ſteinerne Schoͤnheit. 1. BLaͤntzende ſtrahlen der blitzenden Jugend/ Muſter der erden und wunder der welt/ Streue das leuchtende feuer der tugend Uber dein funckelndes roſen-gezelt/ Toͤdte dein hertze von ertzte von ſtein/ Wiltu nicht gantz unempfindlich mir ſeyn. 2. Laͤugneſt du/ ſchoͤne/ nach deinem behagen/ Daß du von ſteine zuſammen geſetzt/ Waͤlder und felder die werden dir’s ſagen/ Wie du mich grauſame ſtuͤndlich verletzt; Daphnis/ Narciſſus/ die hirten und Pan Klagen die ſteinerne haͤrtigkeit an. 3. Glaube nicht/ ſchoͤnſte/ daß ich dich wil loben/ Gleichſtu gleich Paphos und Jliums pracht; Wird in den tempeln zu goͤtzen erhoben/ Was aus den ſchwereſten ſteine gemacht; Stellſtu dich weicher als dieſe bey mir/ Sind doch die glieder gantz ſteinern an dir. 4. Jupiter machte die guͤldenen haare/ Aber von Chryſolith und von magnet. Die- G 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/105
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/105>, abgerufen am 29.03.2024.