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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Jch glaube/ daß sie sich vor deinen augen schämen/
Doch wart' ich wil sie schon hierzu alsbald beqvemen/
Und aus dem Kercker ziehn: du gleichest jener Stadt/
Die in Jtalien nicht ihres gleichen hat;
Jn der der Römer wohnt/ der nur von seinen sachen/
Nebst grosser pralerey viel schreibens weiß zu machen/
Du gleichst dem grossen Rom: verwunderst du dich viel?
Daß ich mit einer Stadt dich itzt vergleichen wil?
Halt ein und lache nicht/ es wird sich denn schon weisen/
Ob ich mit fabeln dich gesucht blos abzuspeisen/
Was gilts? du stimmest mir im ende selber bey/
Daß die vergleichung dir in allem ähnlich sey.
Ein schmeichler nennt zwar Rom die Königin der erden/
Der alle hertzen fast fußfällig müssen werden;
Jch aber lach' ihn aus/ der nahm ist mehr vor dich/
Die du der schönheit reich beherrschest königlich.
Rom nahm ihm diesen selbst/ durch degen/ mord und tücke;
Du hast dir ihn verdient durch deine Fürsten-blicke/
Zu dem/ was sind nicht dir vor hertzen unterthan/
Jch wette/ daß man sie kaum alle zehlen kan.
Die Engelsburg in Rom/ die rühmt man zwar vor allen/
Und hat sie mir auch selbst vor andern wohl gefallen/
Doch sind die Engel da aus steinen nur gehaun;
Da ich bey Clelien sie kan lebendig schaun:
Was sind die tugenden denn anders als wie Engel?
Und ist ein schönes kind/ daß sich durch grobe mängel
Niemahls beflecket hat/ nicht gleichfals engel-rein?
Es lagern ja bey ihr sich selbst die Engel ein.
Es ist auch jene burg ein ältliches gemäuer/
Wie bald zerschmettert es die zeit/ ein feind/ das feuer/
Hier aber scheinet noch der jugend schönes licht/
Die liebes-glut verzehrt auch dieses hertze nicht.
Die haubt-burg wil ich nicht einmahl itzund berühren/
Die müste den triumph der Schönsten gleichfals zieren/
Weil ihres haubtes burg so am verstande reich/
Daß ihr der gantze Raht in jener kaum ist gleich.
Nun aber siehe Rom auf diese schlechte blätter.

Die

Galante und
Jch glaube/ daß ſie ſich vor deinen augen ſchaͤmen/
Doch wart’ ich wil ſie ſchon hierzu alsbald beqvemen/
Und aus dem Kercker ziehn: du gleicheſt jener Stadt/
Die in Jtalien nicht ihres gleichen hat;
Jn der der Roͤmer wohnt/ der nur von ſeinen ſachen/
Nebſt groſſer pralerey viel ſchreibens weiß zu machen/
Du gleichſt dem groſſen Rom: verwunderſt du dich viel?
Daß ich mit einer Stadt dich itzt vergleichen wil?
Halt ein und lache nicht/ es wird ſich denn ſchon weiſen/
Ob ich mit fabeln dich geſucht blos abzuſpeiſen/
Was gilts? du ſtimmeſt mir im ende ſelber bey/
Daß die vergleichung dir in allem aͤhnlich ſey.
Ein ſchmeichler nennt zwar Rom die Koͤnigin der erden/
Der alle hertzen faſt fußfaͤllig muͤſſen werden;
Jch aber lach’ ihn aus/ der nahm iſt mehr vor dich/
Die du der ſchoͤnheit reich beherrſcheſt koͤniglich.
Rom nahm ihm dieſen ſelbſt/ durch degen/ mord und tuͤcke;
Du haſt dir ihn verdient durch deine Fuͤrſten-blicke/
Zu dem/ was ſind nicht dir vor hertzen unterthan/
Jch wette/ daß man ſie kaum alle zehlen kan.
Die Engelsburg in Rom/ die ruͤhmt man zwar vor allen/
Und hat ſie mir auch ſelbſt vor andern wohl gefallen/
Doch ſind die Engel da aus ſteinen nur gehaun;
Da ich bey Clelien ſie kan lebendig ſchaun:
Was ſind die tugenden denn anders als wie Engel?
Und iſt ein ſchoͤnes kind/ daß ſich durch grobe maͤngel
Niemahls beflecket hat/ nicht gleichfals engel-rein?
Es lagern ja bey ihr ſich ſelbſt die Engel ein.
Es iſt auch jene burg ein aͤltliches gemaͤuer/
Wie bald zerſchmettert es die zeit/ ein feind/ das feuer/
Hier aber ſcheinet noch der jugend ſchoͤnes licht/
Die liebes-glut verzehrt auch dieſes hertze nicht.
Die haubt-burg wil ich nicht einmahl itzund beruͤhren/
Die muͤſte den triumph der Schoͤnſten gleichfals zieren/
Weil ihres haubtes burg ſo am verſtande reich/
Daß ihr der gantze Raht in jener kaum iſt gleich.
Nun aber ſiehe Rom auf dieſe ſchlechte blaͤtter.

Die
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[20/0022] Galante und Jch glaube/ daß ſie ſich vor deinen augen ſchaͤmen/ Doch wart’ ich wil ſie ſchon hierzu alsbald beqvemen/ Und aus dem Kercker ziehn: du gleicheſt jener Stadt/ Die in Jtalien nicht ihres gleichen hat; Jn der der Roͤmer wohnt/ der nur von ſeinen ſachen/ Nebſt groſſer pralerey viel ſchreibens weiß zu machen/ Du gleichſt dem groſſen Rom: verwunderſt du dich viel? Daß ich mit einer Stadt dich itzt vergleichen wil? Halt ein und lache nicht/ es wird ſich denn ſchon weiſen/ Ob ich mit fabeln dich geſucht blos abzuſpeiſen/ Was gilts? du ſtimmeſt mir im ende ſelber bey/ Daß die vergleichung dir in allem aͤhnlich ſey. Ein ſchmeichler nennt zwar Rom die Koͤnigin der erden/ Der alle hertzen faſt fußfaͤllig muͤſſen werden; Jch aber lach’ ihn aus/ der nahm iſt mehr vor dich/ Die du der ſchoͤnheit reich beherrſcheſt koͤniglich. Rom nahm ihm dieſen ſelbſt/ durch degen/ mord und tuͤcke; Du haſt dir ihn verdient durch deine Fuͤrſten-blicke/ Zu dem/ was ſind nicht dir vor hertzen unterthan/ Jch wette/ daß man ſie kaum alle zehlen kan. Die Engelsburg in Rom/ die ruͤhmt man zwar vor allen/ Und hat ſie mir auch ſelbſt vor andern wohl gefallen/ Doch ſind die Engel da aus ſteinen nur gehaun; Da ich bey Clelien ſie kan lebendig ſchaun: Was ſind die tugenden denn anders als wie Engel? Und iſt ein ſchoͤnes kind/ daß ſich durch grobe maͤngel Niemahls beflecket hat/ nicht gleichfals engel-rein? Es lagern ja bey ihr ſich ſelbſt die Engel ein. Es iſt auch jene burg ein aͤltliches gemaͤuer/ Wie bald zerſchmettert es die zeit/ ein feind/ das feuer/ Hier aber ſcheinet noch der jugend ſchoͤnes licht/ Die liebes-glut verzehrt auch dieſes hertze nicht. Die haubt-burg wil ich nicht einmahl itzund beruͤhren/ Die muͤſte den triumph der Schoͤnſten gleichfals zieren/ Weil ihres haubtes burg ſo am verſtande reich/ Daß ihr der gantze Raht in jener kaum iſt gleich. Nun aber ſiehe Rom auf dieſe ſchlechte blaͤtter. Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/22>, abgerufen am 28.03.2024.