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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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verliebte Gedichte.
Auf daß dein leibes-schiff nicht wieder möge stranden/
Und dich ein neuer sturm/ wie neulich/ mürbe macht.
Damit du nun den weg nicht irgend mögst verfehlen/
Der zur gesundheit führt/ so höre was mein mund
Jn dreyen worten will zu deiner ruh erzehlen/
Nimm meinen handgriff an/ so lebest du gesund.
Entschlage dich zu erst/ mein Engel/ fremder lüffte/
Und klühl' in selbigen nicht deine brust und glut/
Sie sind offt augemacht mit einen schlauen giffte/
Daß unserm leib und auch dem ruhme schaden thut.
Allein du magst dich wol in meinem garten kühlen/
Da ist die lufft gesund/ da weht kein rauher wind/
Da kanstu den geruch von reinen blumen fühlen/
Die doch bey weitem nicht wie deine blumen sind.
Doch nicht gelüste dich ins grüne hier zu legen/
Jch wäre denn dabey und wolte wächter seyn/
Sonst könnte leichtlich dir ein wurm gefahr erregen/
Und den so schönen leib mit geifer überstreun.
Gewehne dich auch nicht bey leib' an andre speisen/
Als die dir meine hand nechst vorgeschrieben hat;
Der ausgang pflegt es denn gemeiniglich zu weisen/
Was vor geblüme bringt der ungeachte raht.
Will dir mein zucker-werck der liebe nicht recht schmecken/
So faste kurtze zeit/ ich wette/ die begier
Wird ihren appetit durch hunger bald entdecken/
Dann kommt dir meine kost dest angenehmer für.
Bistu des zuckers satt? so nimm vom perlen-trancke!
Verachstu diesen auch? so ist ein julep da/
Und was man sonsten hat vor solche liebes-krancke/
Von welchem dir beliebt zu diesem sage: ja;
Gelüstet deinen mund nach glatten männer-zungen/
So nimm ein solch recept von meinen lippen an!
Es ist mir ehemahls bey dir ja schon gelungen/
Wer weiß? ob ich itzt auch den durst nicht stillen kan.
Doch wo verfall' ich hin? ich habe mich vergangen/
Wer bleibt im Paradieß von allem irrthum frey?
Doch wil ich meinen weg durch diesen satz erlangen:

Die

verliebte Gedichte.
Auf daß dein leibes-ſchiff nicht wieder moͤge ſtranden/
Und dich ein neuer ſturm/ wie neulich/ muͤrbe macht.
Damit du nun den weg nicht irgend moͤgſt verfehlen/
Der zur geſundheit fuͤhrt/ ſo hoͤre was mein mund
Jn dreyen worten will zu deiner ruh erzehlen/
Nimm meinen handgriff an/ ſo lebeſt du geſund.
Entſchlage dich zu erſt/ mein Engel/ fremder luͤffte/
Und kluͤhl’ in ſelbigen nicht deine bruſt und glut/
Sie ſind offt augemacht mit einen ſchlauen giffte/
Daß unſerm leib und auch dem ruhme ſchaden thut.
Allein du magſt dich wol in meinem garten kuͤhlen/
Da iſt die lufft geſund/ da weht kein rauher wind/
Da kanſtu den geruch von reinen blumen fuͤhlen/
Die doch bey weitem nicht wie deine blumen ſind.
Doch nicht geluͤſte dich ins gruͤne hier zu legen/
Jch waͤre denn dabey und wolte waͤchter ſeyn/
Sonſt koͤnnte leichtlich dir ein wurm gefahr erregen/
Und den ſo ſchoͤnen leib mit geifer uͤberſtreun.
Gewehne dich auch nicht bey leib’ an andre ſpeiſen/
Als die dir meine hand nechſt vorgeſchrieben hat;
Der ausgang pflegt es denn gemeiniglich zu weiſen/
Was vor gebluͤme bringt der ungeachte raht.
Will dir mein zucker-werck der liebe nicht recht ſchmecken/
So faſte kurtze zeit/ ich wette/ die begier
Wird ihren appetit durch hunger bald entdecken/
Dann kommt dir meine koſt deſt angenehmer fuͤr.
Biſtu des zuckers ſatt? ſo nimm vom perlen-trancke!
Verachſtu dieſen auch? ſo iſt ein julep da/
Und was man ſonſten hat vor ſolche liebes-krancke/
Von welchem dir beliebt zu dieſem ſage: ja;
Geluͤſtet deinen mund nach glatten maͤnner-zungen/
So nimm ein ſolch recept von meinen lippen an!
Es iſt mir ehemahls bey dir ja ſchon gelungen/
Wer weiß? ob ich itzt auch den durſt nicht ſtillen kan.
Doch wo verfall’ ich hin? ich habe mich vergangen/
Wer bleibt im Paradieß von allem irrthum frey?
Doch wil ich meinen weg durch dieſen ſatz erlangen:

Die
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[27/0029] verliebte Gedichte. Auf daß dein leibes-ſchiff nicht wieder moͤge ſtranden/ Und dich ein neuer ſturm/ wie neulich/ muͤrbe macht. Damit du nun den weg nicht irgend moͤgſt verfehlen/ Der zur geſundheit fuͤhrt/ ſo hoͤre was mein mund Jn dreyen worten will zu deiner ruh erzehlen/ Nimm meinen handgriff an/ ſo lebeſt du geſund. Entſchlage dich zu erſt/ mein Engel/ fremder luͤffte/ Und kluͤhl’ in ſelbigen nicht deine bruſt und glut/ Sie ſind offt augemacht mit einen ſchlauen giffte/ Daß unſerm leib und auch dem ruhme ſchaden thut. Allein du magſt dich wol in meinem garten kuͤhlen/ Da iſt die lufft geſund/ da weht kein rauher wind/ Da kanſtu den geruch von reinen blumen fuͤhlen/ Die doch bey weitem nicht wie deine blumen ſind. Doch nicht geluͤſte dich ins gruͤne hier zu legen/ Jch waͤre denn dabey und wolte waͤchter ſeyn/ Sonſt koͤnnte leichtlich dir ein wurm gefahr erregen/ Und den ſo ſchoͤnen leib mit geifer uͤberſtreun. Gewehne dich auch nicht bey leib’ an andre ſpeiſen/ Als die dir meine hand nechſt vorgeſchrieben hat; Der ausgang pflegt es denn gemeiniglich zu weiſen/ Was vor gebluͤme bringt der ungeachte raht. Will dir mein zucker-werck der liebe nicht recht ſchmecken/ So faſte kurtze zeit/ ich wette/ die begier Wird ihren appetit durch hunger bald entdecken/ Dann kommt dir meine koſt deſt angenehmer fuͤr. Biſtu des zuckers ſatt? ſo nimm vom perlen-trancke! Verachſtu dieſen auch? ſo iſt ein julep da/ Und was man ſonſten hat vor ſolche liebes-krancke/ Von welchem dir beliebt zu dieſem ſage: ja; Geluͤſtet deinen mund nach glatten maͤnner-zungen/ So nimm ein ſolch recept von meinen lippen an! Es iſt mir ehemahls bey dir ja ſchon gelungen/ Wer weiß? ob ich itzt auch den durſt nicht ſtillen kan. Doch wo verfall’ ich hin? ich habe mich vergangen/ Wer bleibt im Paradieß von allem irrthum frey? Doch wil ich meinen weg durch dieſen ſatz erlangen: Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/29>, abgerufen am 28.03.2024.