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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Das lortschen/ und wie man die schöne dame ziehet/
Der letzte Stein gewinnt/ und ist die gröste Lust
Wenn man so ämbsig sich um gute Mäulgen mühet.
Doch wird solch Spielen nicht wie blinde Kuh gesucht/
Des Himmels freyheit läst dem Spieler freyen willen/
Der Liebe Spiel bringt nur zu rechter Zeit die Frucht/
Was das verhängniß schleust muß erst der Mensch erfüllen.



Abbildungen der Augen.
C. H.
WJr Sonnen-Tempel sind das heiligthum der liebe/
Wo unauslöschlich feur auf den Altären brennt;
Ein Himmelreich/ das ist: ein Ursprung süsser triebe/
Das seinem werthe nach nicht Nebenhimmel kennt.
Zwey Sterne/ deren krafft auf krancke hertzen fliesset;
Zwey Lichter/ so die Nacht der liebenden zerstreun;
Ein offnes Paradieß/ doch daß sich selbst verschliesset
Wenn die begierde will sein reines Feld entweihn;
Ein Brunn/ aus dem bald zorn/ bald lieb u. hoffnung qvillet;
Ein schönes wetter-glaß/ das hitz und kälte fühlt;
Ein Köcher/ der mit zorn und lust ist angefüllet;
Ein bogen/ der niemals wohin vergebens zielt;
Ein Zeughauß/ wo Geschoß und Siegeswaffen liegen;
Ein Schloß/ das in der höh ist in ein thal gebaut;
Ein thurm/ an welchem sich die Schiffenden vergnügen/
Wenn ihre Sehnsucht hier die liebes-ampel schaut;
Zwo kertzen/ die der GOtt der lieb' in händen träget/
Wenn seiner Mutter wird ein Opffer abgeschlacht;
Ein bild/ das alle Welt fast anzubeten pfleget/
Und das die Schönheit hat mit eigner hand gemacht;
Wir sind ein kostbahr Schiff/ das reiche Ladung führet;
Ein Wechseltisch/ auf dem ein blick dem Golde gleicht;
Ein Buch/ das niemand noch hat gäntzlich ausstudieret/
Weil jede Sylbe da nach grosser Klugheit reucht;
Die

Galante und
Das lortſchen/ und wie man die ſchoͤne dame ziehet/
Der letzte Stein gewinnt/ und iſt die groͤſte Luſt
Wenn man ſo aͤmbſig ſich um gute Maͤulgen muͤhet.
Doch wird ſolch Spielen nicht wie blinde Kuh geſucht/
Des Himmels freyheit laͤſt dem Spieler freyen willen/
Der Liebe Spiel bringt nur zu rechter Zeit die Frucht/
Was das verhaͤngniß ſchleuſt muß erſt der Menſch erfuͤllen.



Abbildungen der Augen.
C. H.
WJr Sonnen-Tempel ſind das heiligthum der liebe/
Wo unausloͤſchlich feur auf den Altaͤren brennt;
Ein Himmelreich/ das iſt: ein Urſprung ſuͤſſer triebe/
Das ſeinem werthe nach nicht Nebenhimmel kennt.
Zwey Sterne/ deren krafft auf krancke hertzen flieſſet;
Zwey Lichter/ ſo die Nacht der liebenden zerſtreun;
Ein offnes Paradieß/ doch daß ſich ſelbſt verſchlieſſet
Wenn die begierde will ſein reines Feld entweihn;
Ein Brunn/ aus dem bald zorn/ bald lieb u. hoffnung qvillet;
Ein ſchoͤnes wetter-glaß/ das hitz und kaͤlte fuͤhlt;
Ein Koͤcher/ der mit zorn und luſt iſt angefuͤllet;
Ein bogen/ der niemals wohin vergebens zielt;
Ein Zeughauß/ wo Geſchoß und Siegeswaffen liegen;
Ein Schloß/ das in der hoͤh iſt in ein thal gebaut;
Ein thurm/ an welchem ſich die Schiffenden vergnuͤgen/
Wenn ihre Sehnſucht hier die liebes-ampel ſchaut;
Zwo kertzen/ die der GOtt der lieb’ in haͤnden traͤget/
Wenn ſeiner Mutter wird ein Opffer abgeſchlacht;
Ein bild/ das alle Welt faſt anzubeten pfleget/
Und das die Schoͤnheit hat mit eigner hand gemacht;
Wir ſind ein koſtbahr Schiff/ das reiche Ladung fuͤhret;
Ein Wechſeltiſch/ auf dem ein blick dem Golde gleicht;
Ein Buch/ das niemand noch hat gaͤntzlich ausſtudieret/
Weil jede Sylbe da nach groſſer Klugheit reucht;
Die
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[6/0008] Galante und Das lortſchen/ und wie man die ſchoͤne dame ziehet/ Der letzte Stein gewinnt/ und iſt die groͤſte Luſt Wenn man ſo aͤmbſig ſich um gute Maͤulgen muͤhet. Doch wird ſolch Spielen nicht wie blinde Kuh geſucht/ Des Himmels freyheit laͤſt dem Spieler freyen willen/ Der Liebe Spiel bringt nur zu rechter Zeit die Frucht/ Was das verhaͤngniß ſchleuſt muß erſt der Menſch erfuͤllen. Abbildungen der Augen. C. H. WJr Sonnen-Tempel ſind das heiligthum der liebe/ Wo unausloͤſchlich feur auf den Altaͤren brennt; Ein Himmelreich/ das iſt: ein Urſprung ſuͤſſer triebe/ Das ſeinem werthe nach nicht Nebenhimmel kennt. Zwey Sterne/ deren krafft auf krancke hertzen flieſſet; Zwey Lichter/ ſo die Nacht der liebenden zerſtreun; Ein offnes Paradieß/ doch daß ſich ſelbſt verſchlieſſet Wenn die begierde will ſein reines Feld entweihn; Ein Brunn/ aus dem bald zorn/ bald lieb u. hoffnung qvillet; Ein ſchoͤnes wetter-glaß/ das hitz und kaͤlte fuͤhlt; Ein Koͤcher/ der mit zorn und luſt iſt angefuͤllet; Ein bogen/ der niemals wohin vergebens zielt; Ein Zeughauß/ wo Geſchoß und Siegeswaffen liegen; Ein Schloß/ das in der hoͤh iſt in ein thal gebaut; Ein thurm/ an welchem ſich die Schiffenden vergnuͤgen/ Wenn ihre Sehnſucht hier die liebes-ampel ſchaut; Zwo kertzen/ die der GOtt der lieb’ in haͤnden traͤget/ Wenn ſeiner Mutter wird ein Opffer abgeſchlacht; Ein bild/ das alle Welt faſt anzubeten pfleget/ Und das die Schoͤnheit hat mit eigner hand gemacht; Wir ſind ein koſtbahr Schiff/ das reiche Ladung fuͤhret; Ein Wechſeltiſch/ auf dem ein blick dem Golde gleicht; Ein Buch/ das niemand noch hat gaͤntzlich ausſtudieret/ Weil jede Sylbe da nach groſſer Klugheit reucht; Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/8>, abgerufen am 24.04.2024.