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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Galante Getichte.

Die königliche liebes-bahn
Schließt sich nicht in gemeine schrancken.
Man schaut mehr als ein schlaf-gemach
Vor einen fürsten zubereitet.
Armandus folgt der sonne nach,
Die ihren göldnen glantz auf berg' und thäler breitet.

6.
Was wilst du demnach weinen?
Dein ancker bricht noch nicht entzwey:
Dein schiff ist aller stürme frey:
Du siehst den Pharus helle scheinen.
Drum seegel ungehindert fort!
Dein witz läßt dich was grosses hoffen:
Verschließt dir Venus ihren port;
So hält die klugheit dir der tugend hafen offen.



Die versäumte liebes-erklärung.
Talander.
1.
BEkräucktes hertz! was hilfft es dir,
Daß du dein leid verschwiegen?
Du wirst doch endlich noch dafür
Jn staub und asche liegen.
Denn wer da brennt, und schweigt die pein,
Der muß zuletzt verbrennet seyn.
2.
O schöne zeit! als mich ihr blick
Zum ersten angezündet!
Was hielt ich da die gluth zurück,
Die nun nicht rettung findet?
Jtzt zeig ich durch die späte reu:
Daß reden nun zu langsam sey.
3.
Wie offt gab es gelegenheit,
Mein leiden dir zu klagen?
Wie

Galante Getichte.

Die koͤnigliche liebes-bahn
Schließt ſich nicht in gemeine ſchrancken.
Man ſchaut mehr als ein ſchlaf-gemach
Vor einen fuͤrſten zubereitet.
Armandus folgt der ſonne nach,
Die ihren goͤldnen glantz auf berg’ und thaͤler breitet.

6.
Was wilſt du demnach weinen?
Dein ancker bricht noch nicht entzwey:
Dein ſchiff iſt aller ſtuͤrme frey:
Du ſiehſt den Pharus helle ſcheinen.
Drum ſeegel ungehindert fort!
Dein witz laͤßt dich was groſſes hoffen:
Verſchließt dir Venus ihren port;
So haͤlt die klugheit dir der tugend hafen offen.



Die verſaͤumte liebes-erklaͤrung.
Talander.
1.
BEkraͤucktes hertz! was hilfft es dir,
Daß du dein leid verſchwiegen?
Du wirſt doch endlich noch dafuͤr
Jn ſtaub und aſche liegen.
Denn wer da brennt, und ſchweigt die pein,
Der muß zuletzt verbrennet ſeyn.
2.
O ſchoͤne zeit! als mich ihr blick
Zum erſten angezuͤndet!
Was hielt ich da die gluth zuruͤck,
Die nun nicht rettung findet?
Jtzt zeig ich durch die ſpaͤte reu:
Daß reden nun zu langſam ſey.
3.
Wie offt gab es gelegenheit,
Mein leiden dir zu klagen?
Wie
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[45/0069] Galante Getichte. Die koͤnigliche liebes-bahn Schließt ſich nicht in gemeine ſchrancken. Man ſchaut mehr als ein ſchlaf-gemach Vor einen fuͤrſten zubereitet. Armandus folgt der ſonne nach, Die ihren goͤldnen glantz auf berg’ und thaͤler breitet. 6. Was wilſt du demnach weinen? Dein ancker bricht noch nicht entzwey: Dein ſchiff iſt aller ſtuͤrme frey: Du ſiehſt den Pharus helle ſcheinen. Drum ſeegel ungehindert fort! Dein witz laͤßt dich was groſſes hoffen: Verſchließt dir Venus ihren port; So haͤlt die klugheit dir der tugend hafen offen. Die verſaͤumte liebes-erklaͤrung. Talander. 1. BEkraͤucktes hertz! was hilfft es dir, Daß du dein leid verſchwiegen? Du wirſt doch endlich noch dafuͤr Jn ſtaub und aſche liegen. Denn wer da brennt, und ſchweigt die pein, Der muß zuletzt verbrennet ſeyn. 2. O ſchoͤne zeit! als mich ihr blick Zum erſten angezuͤndet! Was hielt ich da die gluth zuruͤck, Die nun nicht rettung findet? Jtzt zeig ich durch die ſpaͤte reu: Daß reden nun zu langſam ſey. 3. Wie offt gab es gelegenheit, Mein leiden dir zu klagen? Wie

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/69>, abgerufen am 29.03.2024.