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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] soll also stehen/ daß man sie von des Herrn Zimmer/
wenigstens von der Mayerstuben sehen kan/ damit man
sehe und wisse/ wer aus- und eingehet/ und weil nur von
rechtswegen einer allein damit umgehen solle/ haben
andere darinnen nichts zu schaffen/ würde auch an-
ders nicht als für einen Diebstahl gehalten/ wann je-
mand anderer unerlaubt hinein zu kriechen sich unter-
stehen solte.

Je besser die Sonne/ sowol in ihrem Auf-als Nie-
dergang den Kobel bescheinen und durchscheinen mag/ je
nützlicher und besser ist es/ sonderlich zur Winters-Zeit;
dann im Sommer in den langen Tagen ist die Sonne
so hoch/ daß sie mehr auf das Tach/ als in den Kobel
scheinen/ und also die Tauben mit ihren heissen Strah-
len nicht sonders belästigen und verunruhigen kan; die
Fenster/ wordurch das Liecht eindringet/ sollen mit
Glas und Gättern verwahret; der Taubenschlag muß
nicht gar zu groß/ auch nicht allzu enge seyn/ mit Sitz-
stangen und einem Fallgattern/ damit man den Kobel
herunten aufmachen und schliessen könne; die Wände
an dem Taubenhaus sollen inwendig und auswendig
glatt geweisset seyn/ nicht allein/ damit die Tauben ihre
Wohnung von Weiten erkennen/ sondern auch daß die
Ratzen und Mäuse nicht hinauf kriechen; damit aber
der Wurff (wie offt geschiehet) nicht so bald sich able-
dige/ und durch Regen und Wind aufgezogen/ wieder
abfalle/ so giebt Herr de Serres diesen Rath/ wordurch
das Getünche nicht allein zierlich/ sondern auch bestän-
dig und dauerhafft werde: Man nimmt schönen neuen
weissen Kalch/ der noch ungelöscht ist/ zerrieben und
durchgesiebt/ daß er klein werde wie ein Mehl/ man
macht den mit weissen Wein an/ wann mans haben
kan/ oder in dessen Mangel/ mit Wasser/ weisse Kiß-
ling aus dem Bach/ und Glasscherben klein zermalmet/
thut man auch etwas weniges darzu/ mit ein wenig weis-
[Spaltenumbruch] ser Scheerwolle von dem Tuchscheerer/ welche alles desto
besser zusammen hält/ diß alles mit einer grossen hölzer-
nen Spaten wol und lang durcheinander abgetrieben/
biß alles zu einem wolabgemischten Mörtel werde/
daß mans kan an die Mauren anwerffen; hernach
nimmt man davon ein wenig in ein klein Geschirr/ thut
etliche frische Eyerklar darzu/ rührts wol um/ und
wirffts ohne Verzug an die Wand/ ehe sich die Eyerklar
härten kan/ und also verfährt man nach und nach mit
der Tünche/ daß man die Eyerklar nicht eher braucht/
als wann man gleich bewirfft/ und mit der Kehlen so
glatt macht/ als es möglich ist/ diß wird dem Ungewit-
ter lange Zeit und sehr wol widerstehen/ wird auch/ fon-
derlich wann das Taubenhaus rund ist/ kein Ungeziefer
sich daran halten oder hinauf kriechen können; ist aber
der Ort eckicht/ kan man glatte eiserne zwiespänni-
ge Blech an die Ecken einsetzen lassen/ darüber kein
Ratz oder Maus wird passiren können; damit sie
aber auch unten bey dem Fundament nicht eingraben
mögen/ mag man um den Taubenkobel herum ein paar
Spannen hoch um und um Sand schütten lassen/ wel-
cher/ ob sie schon eingraben wolten/ der immer nachrie-
selende und einfallende Sand sie doch daran verhindern
würde.

Herr de Serres vermeynt/ in dieser Wirthschafft
wäre das nützlichste/ wann man zwey Taubenköbel/ ei-
nen im Feld/ den andern im Mayerhof/ nicht gar zu weit
abgesondert hielte/ damit die Tauben von einem zum
andern nach Belieben wechslen könnten/ würde man
aus diesen zwey Köbeln mehr Tauben bekommen/ als
sonsten von vieren/ die weit voneinander entlegen wä-
ren.

Sie werden auch wol nur von Holtz auf eine oder
zwo Seulen gemacht/ die dauren aber nicht so lang/
leiden von den starcken Sturmwinden grossen Uber-

drang

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
[Spaltenumbruch] ſoll alſo ſtehen/ daß man ſie von des Herrn Zimmer/
wenigſtens von der Mayerſtuben ſehen kan/ damit man
ſehe und wiſſe/ wer aus- und eingehet/ und weil nur von
rechtswegen einer allein damit umgehen ſolle/ haben
andere darinnen nichts zu ſchaffen/ wuͤrde auch an-
ders nicht als fuͤr einen Diebſtahl gehalten/ wann je-
mand anderer unerlaubt hinein zu kriechen ſich unter-
ſtehen ſolte.

Je beſſer die Sonne/ ſowol in ihrem Auf-als Nie-
dergang den Kobel beſcheinen und durchſcheinen mag/ je
nuͤtzlicher und beſſer iſt es/ ſonderlich zur Winters-Zeit;
dann im Sommer in den langen Tagen iſt die Sonne
ſo hoch/ daß ſie mehr auf das Tach/ als in den Kobel
ſcheinen/ und alſo die Tauben mit ihren heiſſen Strah-
len nicht ſonders belaͤſtigen und verunruhigen kan; die
Fenſter/ wordurch das Liecht eindringet/ ſollen mit
Glas und Gaͤttern verwahret; der Taubenſchlag muß
nicht gar zu groß/ auch nicht allzu enge ſeyn/ mit Sitz-
ſtangen und einem Fallgattern/ damit man den Kobel
herunten aufmachen und ſchlieſſen koͤnne; die Waͤnde
an dem Taubenhaus ſollen inwendig und auswendig
glatt geweiſſet ſeyn/ nicht allein/ damit die Tauben ihre
Wohnung von Weiten erkennen/ ſondern auch daß die
Ratzen und Maͤuſe nicht hinauf kriechen; damit aber
der Wurff (wie offt geſchiehet) nicht ſo bald ſich able-
dige/ und durch Regen und Wind aufgezogen/ wieder
abfalle/ ſo giebt Herꝛ de Serres dieſen Rath/ wordurch
das Getuͤnche nicht allein zierlich/ ſondern auch beſtaͤn-
dig und dauerhafft werde: Man nimmt ſchoͤnen neuen
weiſſen Kalch/ der noch ungeloͤſcht iſt/ zerrieben und
durchgeſiebt/ daß er klein werde wie ein Mehl/ man
macht den mit weiſſen Wein an/ wann mans haben
kan/ oder in deſſen Mangel/ mit Waſſer/ weiſſe Kiß-
ling aus dem Bach/ und Glasſcherben klein zermalmet/
thut man auch etwas weniges darzu/ mit ein wenig weiſ-
[Spaltenumbruch] ſer Scheerwolle von dem Tuchſcheerer/ welche alles deſto
beſſer zuſammen haͤlt/ diß alles mit einer groſſen hoͤlzer-
nen Spaten wol und lang durcheinander abgetrieben/
biß alles zu einem wolabgemiſchten Moͤrtel werde/
daß mans kan an die Mauren anwerffen; hernach
nimmt man davon ein wenig in ein klein Geſchirꝛ/ thut
etliche friſche Eyerklar darzu/ ruͤhrts wol um/ und
wirffts ohne Verzug an die Wand/ ehe ſich die Eyerklar
haͤrten kan/ und alſo verfaͤhrt man nach und nach mit
der Tuͤnche/ daß man die Eyerklar nicht eher braucht/
als wann man gleich bewirfft/ und mit der Kehlen ſo
glatt macht/ als es moͤglich iſt/ diß wird dem Ungewit-
ter lange Zeit und ſehr wol widerſtehen/ wird auch/ fon-
derlich wann das Taubenhaus rund iſt/ kein Ungeziefer
ſich daran halten oder hinauf kriechen koͤnnen; iſt aber
der Ort eckicht/ kan man glatte eiſerne zwieſpaͤnni-
ge Blech an die Ecken einſetzen laſſen/ daruͤber kein
Ratz oder Maus wird paſſiren koͤnnen; damit ſie
aber auch unten bey dem Fundament nicht eingraben
moͤgen/ mag man um den Taubenkobel herum ein paar
Spannen hoch um und um Sand ſchuͤtten laſſen/ wel-
cher/ ob ſie ſchon eingraben wolten/ der immer nachrie-
ſelende und einfallende Sand ſie doch daran verhindern
wuͤrde.

Herꝛ de Serres vermeynt/ in dieſer Wirthſchafft
waͤre das nuͤtzlichſte/ wann man zwey Taubenkoͤbel/ ei-
nen im Feld/ den andern im Mayerhof/ nicht gar zu weit
abgeſondert hielte/ damit die Tauben von einem zum
andern nach Belieben wechslen koͤnnten/ wuͤrde man
aus dieſen zwey Koͤbeln mehr Tauben bekommen/ als
ſonſten von vieren/ die weit voneinander entlegen waͤ-
ren.

Sie werden auch wol nur von Holtz auf eine oder
zwo Seulen gemacht/ die dauren aber nicht ſo lang/
leiden von den ſtarcken Sturmwinden groſſen Uber-

drang
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[352/0370] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Abbildung] ſoll alſo ſtehen/ daß man ſie von des Herrn Zimmer/ wenigſtens von der Mayerſtuben ſehen kan/ damit man ſehe und wiſſe/ wer aus- und eingehet/ und weil nur von rechtswegen einer allein damit umgehen ſolle/ haben andere darinnen nichts zu ſchaffen/ wuͤrde auch an- ders nicht als fuͤr einen Diebſtahl gehalten/ wann je- mand anderer unerlaubt hinein zu kriechen ſich unter- ſtehen ſolte. Je beſſer die Sonne/ ſowol in ihrem Auf-als Nie- dergang den Kobel beſcheinen und durchſcheinen mag/ je nuͤtzlicher und beſſer iſt es/ ſonderlich zur Winters-Zeit; dann im Sommer in den langen Tagen iſt die Sonne ſo hoch/ daß ſie mehr auf das Tach/ als in den Kobel ſcheinen/ und alſo die Tauben mit ihren heiſſen Strah- len nicht ſonders belaͤſtigen und verunruhigen kan; die Fenſter/ wordurch das Liecht eindringet/ ſollen mit Glas und Gaͤttern verwahret; der Taubenſchlag muß nicht gar zu groß/ auch nicht allzu enge ſeyn/ mit Sitz- ſtangen und einem Fallgattern/ damit man den Kobel herunten aufmachen und ſchlieſſen koͤnne; die Waͤnde an dem Taubenhaus ſollen inwendig und auswendig glatt geweiſſet ſeyn/ nicht allein/ damit die Tauben ihre Wohnung von Weiten erkennen/ ſondern auch daß die Ratzen und Maͤuſe nicht hinauf kriechen; damit aber der Wurff (wie offt geſchiehet) nicht ſo bald ſich able- dige/ und durch Regen und Wind aufgezogen/ wieder abfalle/ ſo giebt Herꝛ de Serres dieſen Rath/ wordurch das Getuͤnche nicht allein zierlich/ ſondern auch beſtaͤn- dig und dauerhafft werde: Man nimmt ſchoͤnen neuen weiſſen Kalch/ der noch ungeloͤſcht iſt/ zerrieben und durchgeſiebt/ daß er klein werde wie ein Mehl/ man macht den mit weiſſen Wein an/ wann mans haben kan/ oder in deſſen Mangel/ mit Waſſer/ weiſſe Kiß- ling aus dem Bach/ und Glasſcherben klein zermalmet/ thut man auch etwas weniges darzu/ mit ein wenig weiſ- ſer Scheerwolle von dem Tuchſcheerer/ welche alles deſto beſſer zuſammen haͤlt/ diß alles mit einer groſſen hoͤlzer- nen Spaten wol und lang durcheinander abgetrieben/ biß alles zu einem wolabgemiſchten Moͤrtel werde/ daß mans kan an die Mauren anwerffen; hernach nimmt man davon ein wenig in ein klein Geſchirꝛ/ thut etliche friſche Eyerklar darzu/ ruͤhrts wol um/ und wirffts ohne Verzug an die Wand/ ehe ſich die Eyerklar haͤrten kan/ und alſo verfaͤhrt man nach und nach mit der Tuͤnche/ daß man die Eyerklar nicht eher braucht/ als wann man gleich bewirfft/ und mit der Kehlen ſo glatt macht/ als es moͤglich iſt/ diß wird dem Ungewit- ter lange Zeit und ſehr wol widerſtehen/ wird auch/ fon- derlich wann das Taubenhaus rund iſt/ kein Ungeziefer ſich daran halten oder hinauf kriechen koͤnnen; iſt aber der Ort eckicht/ kan man glatte eiſerne zwieſpaͤnni- ge Blech an die Ecken einſetzen laſſen/ daruͤber kein Ratz oder Maus wird paſſiren koͤnnen; damit ſie aber auch unten bey dem Fundament nicht eingraben moͤgen/ mag man um den Taubenkobel herum ein paar Spannen hoch um und um Sand ſchuͤtten laſſen/ wel- cher/ ob ſie ſchon eingraben wolten/ der immer nachrie- ſelende und einfallende Sand ſie doch daran verhindern wuͤrde. Herꝛ de Serres vermeynt/ in dieſer Wirthſchafft waͤre das nuͤtzlichſte/ wann man zwey Taubenkoͤbel/ ei- nen im Feld/ den andern im Mayerhof/ nicht gar zu weit abgeſondert hielte/ damit die Tauben von einem zum andern nach Belieben wechslen koͤnnten/ wuͤrde man aus dieſen zwey Koͤbeln mehr Tauben bekommen/ als ſonſten von vieren/ die weit voneinander entlegen waͤ- ren. Sie werden auch wol nur von Holtz auf eine oder zwo Seulen gemacht/ die dauren aber nicht ſo lang/ leiden von den ſtarcken Sturmwinden groſſen Uber- drang

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/370>, abgerufen am 28.04.2024.