Wann der Meth/ wie auch der Wein/ verderbt ist/ so soll man eine verschlossene Lagel voll Brandwein hin- [Spaltenumbruch]
ein hängen/ so verbessert er sich/ wie P. Tylkowskj de re agraria pag. 101. bezeuget.
Cap. LII. Vom Vorstoß.
[Spaltenumbruch]
COnradus Khunrath, in seiner berühmten Medulla destillatoria & Medica schreibet: Es saugen die Bienen zur Sommer-Zeit aus den Bircken- und Pappelbäumen (die man in Oesterreich Albern heisset) einen gar feisten dicken Safft/ davon bauen sie ihre Wohnungen oder Häuslein/ und füttern sie inwendig/ bevoraus aber den Eingang mit einer glatten Haut/ die natürlich weiß/ subtil und zart ist/ stopffen auch mit sol- cher Materi den Eingang zu/ auf daß sie sich (wann sie aus den holdseligen Blumen ihren Vorrath des edlen Hönigs gesogen und eingetragen) für der Kälte schützen können/ und diß wird Vorstoß/ oder Stopffwachs/ auch wol Jungfrau-Wachs genennet/ und ist von Natur weiß. Andere aber nennen den Vorstoß das Werck/ das die Bienen an die Fluglöcher bauen/ als ein Vor- bau oder Bollwerck/ und ist das schwartze Werck/ so übrig bleibet vom Wachs/ so dasselbe ausgemacht wird.
Die Lateiner/ oder vielmehr die Griechen/ geben ihm den Namen Propolis, wird aus grober zäher Materi gemacht/ damit die Bienen ihre Gebäue fest machen/ ist von Pech und Hartz. Plinius lib. 11. cap. 7. schreibet/ daß die Bienen dreyerley Fundament zu ihren Gebäuen haben müssen; das erste nennt er Commosin, das ist die erste Anlag/ eines bittern Geschmacks; das an- dere Pissoceros, wie ein Pech/ doch etwas heller/ aus subtilerer Gummi formirt/ und ist des Wachses Anfang. [Spaltenumbruch]
Das dritte ist Propolis, einer schon etwas dickern Ma- teri/ weil auch Blumen dazu genommen werden/ ist a- ber doch noch kein Wachs/ sondern dessen Zusammen- haltung/ damit keine Kälte oder andere Widerwärtig- keit eindringen/ und den Bienen schädlich seyn möge/ ist sonst eines scharffen Geruchs/ darum wird es von etli- chen an statt des Galbani gebraucht. Dioscorides aber sagt/ Propolis sey eines lieblichen Geruchs/ fast wie Styrax. Wir nennen ins gemein alle diese drey mitein- ander Vorstoß/ oder das unreine Werck. Wird doch in der Artzney zu unterschiedlichen Sachen gebraucht. Pli- nius lib. 23. cap. 24. meldet/ es ziehe Stachel und Dör- ner aus dem Leibe/ und was sonst etwan darinn stecken mag; es zertreibt die geschwollenen Beulen/ verdauet und erweichet/ was erhartet ist/ lindert die Schmertzen der Flächsen und Nerven/ und machet die verzweiffelten Geschwer heilen. Der Dampff davon in den Hals gelassen/ vertreibet die Husten; ein Pflaster davon ge- macht und aufgelegt/ heilet Flecken/ und vertreibt die Zittrachmähler; item es heilet auch/ wann man etwan hat ein Glied verrenckt oder zerstossen/ so mans warm auflegt/ beedes an Menschen und Viehe. Ein Rauch davon gemacht/ wo die Ameissen viel Ungelegenheit ma- chen/ soll sie vertreiben/ sonderlich/ wann man ein wenig Pech oder Hartz darunter thut. Cera nigra, quae in alvearibus reperitur, sanat omnia vulnera, sagt P. Tylkowskj de re agraria p. 661.
Cap. LIII Vom Wachs.
[Spaltenumbruch]
DAs Wachs/ davon das Hönig ausgesaimet oder ausgelassen worden/ ist/ wie die Medulla destil- latoria sagt/ des Hönigs Natur sehr gleich ge- artet/ das soll schön Dottergelb/ gelb/ roth/ oder Feuer- roth/ rein und lauter/ und ja nicht allzu gar fette seyn/ auch einen lieblichen Hönig-süssen Geruch haben/ und weil es nicht zu warm/ noch zu kalt/ nicht zu feucht noch zu trocken/ so ist es/ dieser seiner mittelmässigen Natur halben/ ein rechtes Temperatum, darinnen alle vier ele- mentarische Eigenschafften übereinstimmig und gleich sind. Das schlechtere Wachs/ als welches in den Bienen- stöcken/ im Früling lähr gefunden ist wird unten aus den Bienenstöcken genommen/ ob schon Brut darinnen ist/ weil dieselbe wenig tauget; diese Wachsfladen werden in einem gelinden Feuer im Wasser zerlassen/ wann sie zergangen sind/ seihet mans durch eine Leinwaht/ und setzt sie wieder zum Feuer/ schaumet es im Sieden fleis- sig ab/ hernach wirds in einen Form gegossen/ darinnen am Boden ein wenig Wasser ist/ damit das Wachs nicht anklebe. Das edleste und beste Wachs aber kommt von den Fladen/ die voller Hönig sind/ ist leichter/ als das andere Wachs/ fett/ klebricht und nicht brosamlich/ wolriechend und gelb; das Wasser/ das man in den Form geusset/ soll laulicht seyn/ im kalten Wasser wird [Spaltenumbruch]
das Wachs sehr runtzlicht und nicht glatt/ und giesset man also das Wachs hinein/ so lang es klar rinnet/ so bald es anfängt dick und trüb zu werden/ höret man auf/ und thut das unreine in ein Gefäslein allein.
Das Wachs muß nicht allein bey dem Hönig ge- lassen werden/ sonst verderben beyde/ so je eher es davon abgesondert wird/ je besser es ist. Etliche sind der Mey- nung/ die Bienen formiren das Wachs von den gelben oder weissen Fäserlein/ so in mitten der Blumen stehen/ welches sie an ihren Beinlein in die Stöcke führen/ als- dann setzen sie es an/ formiren es wie ein Nest oder Häuslein/ blasens fein subtil wie ein Mahnblätlein/ sie gebrauchens aber (wie Herr Johann Grützmann/ Pastor zu Bottmerstorff/ in seinem neugebauten und zugerich- teten Jmmen-Häuslein anziehet) auf dreyerley Art: Erstlich ists ihr Nestlein/ darinn sie ihre Brut setzen/ und ihre Jungen ausbrüten; darnach setzen sie das Hönig darein/ und sind gleichsam ihre Töpfflein und Näpfflein/ daraus sie essen. Drittens/ sinds auch ihre Wohnhäuser und Schlaffkammern/ darinn sie sitzen/ und sich im Win- ter vor der Kälte verwahren.
Das Wachs lang gut zu behalten/ muß mans in den Gemächern oben auf die Gesimse und Stellen/ und nicht hinunter nahe der Erden legen/ damit sich keine
Feuch-
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Zehenden Buchs Erſter Theil/ Bienenhuͤtten.
[Spaltenumbruch]
Wann der Meth/ wie auch der Wein/ verderbt iſt/ ſo ſoll man eine verſchloſſene Lagel voll Brandwein hin- [Spaltenumbruch]
ein haͤngen/ ſo verbeſſert er ſich/ wie P. Tylkowskj de re agrariâ pag. 101. bezeuget.
Cap. LII. Vom Vorſtoß.
[Spaltenumbruch]
COnradus Khunrath, in ſeiner beruͤhmten Medulla deſtillatoriâ & Medica ſchreibet: Es ſaugen die Bienen zur Sommer-Zeit aus den Bircken- und Pappelbaͤumen (die man in Oeſterreich Albern heiſſet) einen gar feiſten dicken Safft/ davon bauen ſie ihre Wohnungen oder Haͤuslein/ und fuͤttern ſie inwendig/ bevoraus aber den Eingang mit einer glatten Haut/ die natuͤrlich weiß/ ſubtil und zart iſt/ ſtopffen auch mit ſol- cher Materi den Eingang zu/ auf daß ſie ſich (wann ſie aus den holdſeligen Blumen ihren Vorrath des edlen Hoͤnigs geſogen und eingetragen) fuͤr der Kaͤlte ſchuͤtzen koͤnnen/ und diß wird Vorſtoß/ oder Stopffwachs/ auch wol Jungfrau-Wachs genennet/ und iſt von Natur weiß. Andere aber nennen den Vorſtoß das Werck/ das die Bienen an die Flugloͤcher bauen/ als ein Vor- bau oder Bollwerck/ und iſt das ſchwartze Werck/ ſo uͤbrig bleibet vom Wachs/ ſo daſſelbe ausgemacht wird.
Die Lateiner/ oder vielmehr die Griechen/ geben ihm den Namen Propolis, wird aus grober zaͤher Materi gemacht/ damit die Bienen ihre Gebaͤue feſt machen/ iſt von Pech und Hartz. Plinius lib. 11. cap. 7. ſchreibet/ daß die Bienen dreyerley Fundament zu ihren Gebaͤuen haben muͤſſen; das erſte nennt er Commoſin, das iſt die erſte Anlag/ eines bittern Geſchmacks; das an- dere Piſſoceros, wie ein Pech/ doch etwas heller/ aus ſubtilerer Gummi formirt/ und iſt des Wachſes Anfang. [Spaltenumbruch]
Das dritte iſt Propolis, einer ſchon etwas dickern Ma- teri/ weil auch Blumen dazu genommen werden/ iſt a- ber doch noch kein Wachs/ ſondern deſſen Zuſammen- haltung/ damit keine Kaͤlte oder andere Widerwaͤrtig- keit eindringen/ und den Bienen ſchaͤdlich ſeyn moͤge/ iſt ſonſt eines ſcharffen Geruchs/ darum wird es von etli- chen an ſtatt des Galbani gebraucht. Dioſcorides aber ſagt/ Propolis ſey eines lieblichen Geruchs/ faſt wie Styrax. Wir nennen ins gemein alle dieſe drey mitein- ander Vorſtoß/ oder das unreine Werck. Wird doch in der Artzney zu unterſchiedlichen Sachen gebraucht. Pli- nius lib. 23. cap. 24. meldet/ es ziehe Stachel und Doͤr- ner aus dem Leibe/ und was ſonſt etwan darinn ſtecken mag; es zertreibt die geſchwollenen Beulen/ verdauet und erweichet/ was erhartet iſt/ lindert die Schmertzen der Flaͤchſen und Nerven/ und machet die verzweiffelten Geſchwer heilen. Der Dampff davon in den Hals gelaſſen/ vertreibet die Huſten; ein Pflaſter davon ge- macht und aufgelegt/ heilet Flecken/ und vertreibt die Zittrachmaͤhler; item es heilet auch/ wann man etwan hat ein Glied verrenckt oder zerſtoſſen/ ſo mans warm auflegt/ beedes an Menſchen und Viehe. Ein Rauch davon gemacht/ wo die Ameiſſen viel Ungelegenheit ma- chen/ ſoll ſie vertreiben/ ſonderlich/ wann man ein wenig Pech oder Hartz darunter thut. Cera nigra, quæ in alvearibus reperitur, ſanat omnia vulnera, ſagt P. Tylkowskj de re agrariâ p. 661.
Cap. LIII Vom Wachs.
[Spaltenumbruch]
DAs Wachs/ davon das Hoͤnig ausgeſaimet oder ausgelaſſen worden/ iſt/ wie die Medulla deſtil- latoria ſagt/ des Hoͤnigs Natur ſehr gleich ge- artet/ das ſoll ſchoͤn Dottergelb/ gelb/ roth/ oder Feuer- roth/ rein und lauter/ und ja nicht allzu gar fette ſeyn/ auch einen lieblichen Hoͤnig-ſuͤſſen Geruch haben/ und weil es nicht zu warm/ noch zu kalt/ nicht zu feucht noch zu trocken/ ſo iſt es/ dieſer ſeiner mittelmaͤſſigen Natur halben/ ein rechtes Temperatum, darinnen alle vier ele- mentariſche Eigenſchafften uͤbereinſtimmig und gleich ſind. Das ſchlechtere Wachs/ als welches in den Bienen- ſtoͤcken/ im Fruͤling laͤhr gefunden iſt wird unten aus den Bienenſtoͤcken genommen/ ob ſchon Brut darinnen iſt/ weil dieſelbe wenig tauget; dieſe Wachsfladen werden in einem gelinden Feuer im Waſſer zerlaſſen/ wann ſie zergangen ſind/ ſeihet mans durch eine Leinwaht/ und ſetzt ſie wieder zum Feuer/ ſchaumet es im Sieden fleiſ- ſig ab/ hernach wirds in einen Form gegoſſen/ darinnen am Boden ein wenig Waſſer iſt/ damit das Wachs nicht anklebe. Das edleſte und beſte Wachs aber kommt von den Fladen/ die voller Hoͤnig ſind/ iſt leichter/ als das andere Wachs/ fett/ klebricht und nicht broſamlich/ wolriechend und gelb; das Waſſer/ das man in den Form geuſſet/ ſoll laulicht ſeyn/ im kalten Waſſer wird [Spaltenumbruch]
das Wachs ſehr runtzlicht und nicht glatt/ und gieſſet man alſo das Wachs hinein/ ſo lang es klar rinnet/ ſo bald es anfaͤngt dick und truͤb zu werden/ hoͤret man auf/ und thut das unreine in ein Gefaͤslein allein.
Das Wachs muß nicht allein bey dem Hoͤnig ge- laſſen werden/ ſonſt verderben beyde/ ſo je eher es davon abgeſondert wird/ je beſſer es iſt. Etliche ſind der Mey- nung/ die Bienen formiren das Wachs von den gelben oder weiſſen Faͤſerlein/ ſo in mitten der Blumen ſtehen/ welches ſie an ihren Beinlein in die Stoͤcke fuͤhren/ als- dann ſetzen ſie es an/ formiren es wie ein Neſt oder Haͤuslein/ blaſens fein ſubtil wie ein Mahnblaͤtlein/ ſie gebrauchens aber (wie Herꝛ Johann Gruͤtzmann/ Paſtor zu Bottmerſtorff/ in ſeinem neugebauten und zugerich- teten Jmmen-Haͤuslein anziehet) auf dreyerley Art: Erſtlich iſts ihr Neſtlein/ darinn ſie ihre Brut ſetzen/ und ihre Jungen ausbruͤten; darnach ſetzen ſie das Hoͤnig darein/ und ſind gleichſam ihre Toͤpfflein und Naͤpfflein/ daraus ſie eſſen. Drittens/ ſinds auch ihre Wohnhaͤuſer und Schlaffkammern/ darinn ſie ſitzen/ und ſich im Win- ter vor der Kaͤlte verwahren.
Das Wachs lang gut zu behalten/ muß mans in den Gemaͤchern oben auf die Geſimſe und Stellen/ und nicht hinunter nahe der Erden legen/ damit ſich keine
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[401/0419]
Zehenden Buchs Erſter Theil/ Bienenhuͤtten.
Wann der Meth/ wie auch der Wein/ verderbt iſt/
ſo ſoll man eine verſchloſſene Lagel voll Brandwein hin-
ein haͤngen/ ſo verbeſſert er ſich/ wie P. Tylkowskj de re
agrariâ pag. 101. bezeuget.
Cap. LII.
Vom Vorſtoß.
COnradus Khunrath, in ſeiner beruͤhmten Medulla
deſtillatoriâ & Medica ſchreibet: Es ſaugen die
Bienen zur Sommer-Zeit aus den Bircken- und
Pappelbaͤumen (die man in Oeſterreich Albern heiſſet)
einen gar feiſten dicken Safft/ davon bauen ſie ihre
Wohnungen oder Haͤuslein/ und fuͤttern ſie inwendig/
bevoraus aber den Eingang mit einer glatten Haut/ die
natuͤrlich weiß/ ſubtil und zart iſt/ ſtopffen auch mit ſol-
cher Materi den Eingang zu/ auf daß ſie ſich (wann ſie
aus den holdſeligen Blumen ihren Vorrath des edlen
Hoͤnigs geſogen und eingetragen) fuͤr der Kaͤlte ſchuͤtzen
koͤnnen/ und diß wird Vorſtoß/ oder Stopffwachs/ auch
wol Jungfrau-Wachs genennet/ und iſt von Natur
weiß. Andere aber nennen den Vorſtoß das Werck/
das die Bienen an die Flugloͤcher bauen/ als ein Vor-
bau oder Bollwerck/ und iſt das ſchwartze Werck/ ſo
uͤbrig bleibet vom Wachs/ ſo daſſelbe ausgemacht
wird.
Die Lateiner/ oder vielmehr die Griechen/ geben ihm
den Namen Propolis, wird aus grober zaͤher Materi
gemacht/ damit die Bienen ihre Gebaͤue feſt machen/ iſt
von Pech und Hartz. Plinius lib. 11. cap. 7. ſchreibet/
daß die Bienen dreyerley Fundament zu ihren Gebaͤuen
haben muͤſſen; das erſte nennt er Commoſin, das iſt
die erſte Anlag/ eines bittern Geſchmacks; das an-
dere Piſſoceros, wie ein Pech/ doch etwas heller/ aus
ſubtilerer Gummi formirt/ und iſt des Wachſes Anfang.
Das dritte iſt Propolis, einer ſchon etwas dickern Ma-
teri/ weil auch Blumen dazu genommen werden/ iſt a-
ber doch noch kein Wachs/ ſondern deſſen Zuſammen-
haltung/ damit keine Kaͤlte oder andere Widerwaͤrtig-
keit eindringen/ und den Bienen ſchaͤdlich ſeyn moͤge/ iſt
ſonſt eines ſcharffen Geruchs/ darum wird es von etli-
chen an ſtatt des Galbani gebraucht. Dioſcorides aber
ſagt/ Propolis ſey eines lieblichen Geruchs/ faſt wie
Styrax. Wir nennen ins gemein alle dieſe drey mitein-
ander Vorſtoß/ oder das unreine Werck. Wird doch in
der Artzney zu unterſchiedlichen Sachen gebraucht. Pli-
nius lib. 23. cap. 24. meldet/ es ziehe Stachel und Doͤr-
ner aus dem Leibe/ und was ſonſt etwan darinn ſtecken
mag; es zertreibt die geſchwollenen Beulen/ verdauet
und erweichet/ was erhartet iſt/ lindert die Schmertzen
der Flaͤchſen und Nerven/ und machet die verzweiffelten
Geſchwer heilen. Der Dampff davon in den Hals
gelaſſen/ vertreibet die Huſten; ein Pflaſter davon ge-
macht und aufgelegt/ heilet Flecken/ und vertreibt die
Zittrachmaͤhler; item es heilet auch/ wann man etwan
hat ein Glied verrenckt oder zerſtoſſen/ ſo mans warm
auflegt/ beedes an Menſchen und Viehe. Ein Rauch
davon gemacht/ wo die Ameiſſen viel Ungelegenheit ma-
chen/ ſoll ſie vertreiben/ ſonderlich/ wann man ein wenig
Pech oder Hartz darunter thut. Cera nigra, quæ in
alvearibus reperitur, ſanat omnia vulnera, ſagt P.
Tylkowskj de re agrariâ p. 661.
Cap. LIII
Vom Wachs.
DAs Wachs/ davon das Hoͤnig ausgeſaimet oder
ausgelaſſen worden/ iſt/ wie die Medulla deſtil-
latoria ſagt/ des Hoͤnigs Natur ſehr gleich ge-
artet/ das ſoll ſchoͤn Dottergelb/ gelb/ roth/ oder Feuer-
roth/ rein und lauter/ und ja nicht allzu gar fette ſeyn/
auch einen lieblichen Hoͤnig-ſuͤſſen Geruch haben/ und
weil es nicht zu warm/ noch zu kalt/ nicht zu feucht noch
zu trocken/ ſo iſt es/ dieſer ſeiner mittelmaͤſſigen Natur
halben/ ein rechtes Temperatum, darinnen alle vier ele-
mentariſche Eigenſchafften uͤbereinſtimmig und gleich
ſind. Das ſchlechtere Wachs/ als welches in den Bienen-
ſtoͤcken/ im Fruͤling laͤhr gefunden iſt wird unten aus den
Bienenſtoͤcken genommen/ ob ſchon Brut darinnen iſt/
weil dieſelbe wenig tauget; dieſe Wachsfladen werden
in einem gelinden Feuer im Waſſer zerlaſſen/ wann ſie
zergangen ſind/ ſeihet mans durch eine Leinwaht/ und
ſetzt ſie wieder zum Feuer/ ſchaumet es im Sieden fleiſ-
ſig ab/ hernach wirds in einen Form gegoſſen/ darinnen
am Boden ein wenig Waſſer iſt/ damit das Wachs
nicht anklebe. Das edleſte und beſte Wachs aber kommt
von den Fladen/ die voller Hoͤnig ſind/ iſt leichter/ als das
andere Wachs/ fett/ klebricht und nicht broſamlich/
wolriechend und gelb; das Waſſer/ das man in den
Form geuſſet/ ſoll laulicht ſeyn/ im kalten Waſſer wird
das Wachs ſehr runtzlicht und nicht glatt/ und gieſſet
man alſo das Wachs hinein/ ſo lang es klar rinnet/ ſo
bald es anfaͤngt dick und truͤb zu werden/ hoͤret man
auf/ und thut das unreine in ein Gefaͤslein allein.
Das Wachs muß nicht allein bey dem Hoͤnig ge-
laſſen werden/ ſonſt verderben beyde/ ſo je eher es davon
abgeſondert wird/ je beſſer es iſt. Etliche ſind der Mey-
nung/ die Bienen formiren das Wachs von den gelben
oder weiſſen Faͤſerlein/ ſo in mitten der Blumen ſtehen/
welches ſie an ihren Beinlein in die Stoͤcke fuͤhren/ als-
dann ſetzen ſie es an/ formiren es wie ein Neſt oder
Haͤuslein/ blaſens fein ſubtil wie ein Mahnblaͤtlein/ ſie
gebrauchens aber (wie Herꝛ Johann Gruͤtzmann/ Paſtor
zu Bottmerſtorff/ in ſeinem neugebauten und zugerich-
teten Jmmen-Haͤuslein anziehet) auf dreyerley Art:
Erſtlich iſts ihr Neſtlein/ darinn ſie ihre Brut ſetzen/ und
ihre Jungen ausbruͤten; darnach ſetzen ſie das Hoͤnig
darein/ und ſind gleichſam ihre Toͤpfflein und Naͤpfflein/
daraus ſie eſſen. Drittens/ ſinds auch ihre Wohnhaͤuſer
und Schlaffkammern/ darinn ſie ſitzen/ und ſich im Win-
ter vor der Kaͤlte verwahren.
Das Wachs lang gut zu behalten/ muß mans in
den Gemaͤchern oben auf die Geſimſe und Stellen/ und
nicht hinunter nahe der Erden legen/ damit ſich keine
Feuch-
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/419>, abgerufen am 28.04.2024.
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