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Holtei, Karl von: 's Muhme-Leutnant-Saloppel. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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So wirf's doch weg.

Warum denn? Mag's nun schon drin stecken bleiben. Im Winter hält mir's kaum den Magen ein bissel warm.

Gustel fragte weiter nicht. Sie wurden einig, er solle sie morgen, Sonnabends, wo Nachmittags keine Schule war, im Stuhlschlitten gen Treschen schieben.

IV.

Die Lustfahrt ging wirklich vor sich bei einer Kälte von so und so viel Graden. Muhme Wawerle fror mörderlich, biß aber die Lippen zusammen, auf warmen Kaffee in Treschen hoffend, der das erstarrte Blut wieder beleben sollte; das gelang denn auch so leidlich. Sie heizten sich im kleinen Gaststübel hinter glühendem Kachelofen gehörig ein. Gustel versicherte, er nehme einen Kaffeerausch mit, und Muhme Lieutnanten fing wieder an zu empfinden, daß sie zwei Füße besitze, welche ihr in der Kälte gänzlich abhanden gekommen zu sein schienen. Bei der Rückfahrt dunkelte es schon ein wenig. Sie hatten den Wind nicht mehr im Gesichte, konnten's also leichter aushalten und waren sehr vergnügt. Da klingelte ihnen ein zweispänniger, lackirter Schlitten entgegen, bepelzte Damen saßen darin, zwei junge Herren diesen gegenüber, ein

So wirf's doch weg.

Warum denn? Mag's nun schon drin stecken bleiben. Im Winter hält mir's kaum den Magen ein bissel warm.

Gustel fragte weiter nicht. Sie wurden einig, er solle sie morgen, Sonnabends, wo Nachmittags keine Schule war, im Stuhlschlitten gen Treschen schieben.

IV.

Die Lustfahrt ging wirklich vor sich bei einer Kälte von so und so viel Graden. Muhme Wawerle fror mörderlich, biß aber die Lippen zusammen, auf warmen Kaffee in Treschen hoffend, der das erstarrte Blut wieder beleben sollte; das gelang denn auch so leidlich. Sie heizten sich im kleinen Gaststübel hinter glühendem Kachelofen gehörig ein. Gustel versicherte, er nehme einen Kaffeerausch mit, und Muhme Lieutnanten fing wieder an zu empfinden, daß sie zwei Füße besitze, welche ihr in der Kälte gänzlich abhanden gekommen zu sein schienen. Bei der Rückfahrt dunkelte es schon ein wenig. Sie hatten den Wind nicht mehr im Gesichte, konnten's also leichter aushalten und waren sehr vergnügt. Da klingelte ihnen ein zweispänniger, lackirter Schlitten entgegen, bepelzte Damen saßen darin, zwei junge Herren diesen gegenüber, ein

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:49:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:49:22Z)

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: 's Muhme-Leutnant-Saloppel. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_saloppel_1910/30>, abgerufen am 29.03.2024.