Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: 's Muhme-Leutnant-Saloppel. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

mit Brodstudien zu schaffen. Tiesel's Publica sind recht besucht, -- Honorare hat er noch nicht gesehen.

Babet ist schon verlobt mit einem jungen, tüchtigen Apotheker, gegenwärtig ohne Anstellung. Ehe es Diesem nicht möglich wird, eine eigene Apotheke zu erschwingen, ist an Heirath nicht zu denken. Es wäre jetzt erwünschte Gelegenheit vorhanden, sich in G. zu etabliren. Dort steht ein einträgliches pharmaceutisches Geschäft zum Verkaufe aus. Doch der Concurrenten sind mehrere, und ohne baare sechs- bis siebentausend Thaler ist an Abschluß nicht zu denken. Wo sollen die Herkommen? Der Professor sucht schon lange einen Verleger für seine Literaturgeschichte und findet keinen. Wo soll er die sechstausend Thaler finden, die noch schwerer aufzutreiben, als ein Verleger?

Die jungen Leute härmen sich, der Vater härmt sich mit. Die Mutter sagt: Nun schwindet jede Hoffnung, meine Babet hier zu behalten; denn im besten Falle, daß künftig einmal ein Ankauf zu Stande gebracht wird, müssen die Kinder miteinander fortziehen in Gott weiß welches armselige Nest, wo gerade eine wohlfeile Apotheke zu haben ist.

Warum auch setzte, fährt dann die Tochter fort, deine kleine Muhme Lieutnanten, von der du uns so oft erzählst, nicht dich ganz allein zu ihrem Universalerben ein, da sie dich doch so lieb hatte? Dann brauchten wir jetzt nicht...

Mache ihr keinen Vorwurf, Babet! Nur gegen

mit Brodstudien zu schaffen. Tiesel's Publica sind recht besucht, — Honorare hat er noch nicht gesehen.

Babet ist schon verlobt mit einem jungen, tüchtigen Apotheker, gegenwärtig ohne Anstellung. Ehe es Diesem nicht möglich wird, eine eigene Apotheke zu erschwingen, ist an Heirath nicht zu denken. Es wäre jetzt erwünschte Gelegenheit vorhanden, sich in G. zu etabliren. Dort steht ein einträgliches pharmaceutisches Geschäft zum Verkaufe aus. Doch der Concurrenten sind mehrere, und ohne baare sechs- bis siebentausend Thaler ist an Abschluß nicht zu denken. Wo sollen die Herkommen? Der Professor sucht schon lange einen Verleger für seine Literaturgeschichte und findet keinen. Wo soll er die sechstausend Thaler finden, die noch schwerer aufzutreiben, als ein Verleger?

Die jungen Leute härmen sich, der Vater härmt sich mit. Die Mutter sagt: Nun schwindet jede Hoffnung, meine Babet hier zu behalten; denn im besten Falle, daß künftig einmal ein Ankauf zu Stande gebracht wird, müssen die Kinder miteinander fortziehen in Gott weiß welches armselige Nest, wo gerade eine wohlfeile Apotheke zu haben ist.

Warum auch setzte, fährt dann die Tochter fort, deine kleine Muhme Lieutnanten, von der du uns so oft erzählst, nicht dich ganz allein zu ihrem Universalerben ein, da sie dich doch so lieb hatte? Dann brauchten wir jetzt nicht…

Mache ihr keinen Vorwurf, Babet! Nur gegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="5">
        <p><pb facs="#f0036"/>
mit Brodstudien zu schaffen. Tiesel's Publica sind recht besucht, &#x2014;                     Honorare hat er noch nicht gesehen.</p><lb/>
        <p>Babet ist schon verlobt mit einem jungen, tüchtigen Apotheker, gegenwärtig ohne                     Anstellung. Ehe es Diesem nicht möglich wird, eine eigene Apotheke zu                     erschwingen, ist an Heirath nicht zu denken. Es wäre jetzt erwünschte                     Gelegenheit vorhanden, sich in G. zu etabliren. Dort steht ein einträgliches                     pharmaceutisches Geschäft zum Verkaufe aus. Doch der Concurrenten sind mehrere,                     und ohne baare sechs- bis siebentausend Thaler ist an Abschluß nicht zu denken.                     Wo sollen die Herkommen? Der Professor sucht schon lange einen Verleger für                     seine Literaturgeschichte und findet keinen. Wo soll er die sechstausend Thaler                     finden, die noch schwerer aufzutreiben, als ein Verleger?</p><lb/>
        <p>Die jungen Leute härmen sich, der Vater härmt sich mit. Die Mutter sagt: Nun                     schwindet jede Hoffnung, meine Babet hier zu behalten; denn im besten Falle, daß                     künftig einmal ein Ankauf zu Stande gebracht wird, müssen die Kinder miteinander                     fortziehen in Gott weiß welches armselige Nest, wo gerade eine wohlfeile                     Apotheke zu haben ist.</p><lb/>
        <p>Warum auch setzte, fährt dann die Tochter fort, deine kleine Muhme Lieutnanten,                     von der du uns so oft erzählst, nicht dich ganz allein zu ihrem Universalerben                     ein, da sie dich doch so lieb hatte? Dann brauchten wir jetzt nicht&#x2026;</p><lb/>
        <p>Mache ihr keinen Vorwurf, Babet! Nur gegen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0036] mit Brodstudien zu schaffen. Tiesel's Publica sind recht besucht, — Honorare hat er noch nicht gesehen. Babet ist schon verlobt mit einem jungen, tüchtigen Apotheker, gegenwärtig ohne Anstellung. Ehe es Diesem nicht möglich wird, eine eigene Apotheke zu erschwingen, ist an Heirath nicht zu denken. Es wäre jetzt erwünschte Gelegenheit vorhanden, sich in G. zu etabliren. Dort steht ein einträgliches pharmaceutisches Geschäft zum Verkaufe aus. Doch der Concurrenten sind mehrere, und ohne baare sechs- bis siebentausend Thaler ist an Abschluß nicht zu denken. Wo sollen die Herkommen? Der Professor sucht schon lange einen Verleger für seine Literaturgeschichte und findet keinen. Wo soll er die sechstausend Thaler finden, die noch schwerer aufzutreiben, als ein Verleger? Die jungen Leute härmen sich, der Vater härmt sich mit. Die Mutter sagt: Nun schwindet jede Hoffnung, meine Babet hier zu behalten; denn im besten Falle, daß künftig einmal ein Ankauf zu Stande gebracht wird, müssen die Kinder miteinander fortziehen in Gott weiß welches armselige Nest, wo gerade eine wohlfeile Apotheke zu haben ist. Warum auch setzte, fährt dann die Tochter fort, deine kleine Muhme Lieutnanten, von der du uns so oft erzählst, nicht dich ganz allein zu ihrem Universalerben ein, da sie dich doch so lieb hatte? Dann brauchten wir jetzt nicht… Mache ihr keinen Vorwurf, Babet! Nur gegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:49:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:49:22Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_saloppel_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_saloppel_1910/36
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: 's Muhme-Leutnant-Saloppel. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_saloppel_1910/36>, abgerufen am 25.04.2024.