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Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890.

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Toni (abermals nach einer kleinen Pause): Und die
Jungens?
Frau Selicke: I! die wollten 'n vom Komptoir
abholen! Aber die treiben sich ja doch wieder
auf dem Markt rum, die Schlingels! Das is ja
doch die Hauptsache! Die können 's auch nich
satt kriegen! ... Na, ich will nun ... Du bist
ja ganz durchfroren!
(Geht wieder in die Küche
zurück).
Toni (die wieder zum Ofen getreten ist): Dann ....
dann reisen Sie nun wohl bald?
Wendt (der unterdessen an's Fenster getreten war und
die ganze Zeit über auf den Hof hinab gesehn hatte.
Er hat sich wieder umgedreht und sieht nun, sich mit
den Händen hinten aufs Fensterbrett stützend, wieder
zu Toni hinüber):
Ja! Morgen!
Toni (leicht erschreckt): Morgen schon?
Wendt: Ja!
Toni (nach einer kleinen Pause): Ach, die Hand-
schuhe!
(Holt sie sich und tritt mit ihnen an das kleine
Tischchen links, in dessen Schublade sie sie hinein-
thut. Lächelnd):
Sehn Sie mal! Da hat er wieder
den Spiegel neben's Bauer gestellt .... Der
Vogel soll denken, es is noch'n andrer da, mit
dem er sich unterhalten kann .... Der Vater
spricht mit dem Vogel, als wenn er ein Mensch
wär'!
Wendt (ist vom Fenster weggetreten und steckt sich nun
das Papier vom Tisch wieder in seine Rocktasche):

Ja! ja! ...
Toni: Hm? ... Mätzchen! Mätzchen! ... Or-
dentlich zärtlich ist er mit ihm! Der Vater ist
ein grosser Thierfreund!
Wendt (der unterdess auf sein Zimmer links im Vorder-
grund zugegangen ist, sieht ihr, die Hand auf der
Toni (abermals nach einer kleinen Pause): Und die
Jungens?
Frau Selicke: I! die wollten ’n vom Komptoir
abholen! Aber die treiben sich ja doch wieder
auf dem Markt rum, die Schlingels! Das is ja
doch die Hauptsache! Die können ’s auch nich
satt kriegen! … Na, ich will nun … Du bist
ja ganz durchfroren!
(Geht wieder in die Küche
zurück).
Toni (die wieder zum Ofen getreten ist): Dann ....
dann reisen Sie nun wohl bald?
Wendt (der unterdessen an’s Fenster getreten war und
die ganze Zeit über auf den Hof hinab gesehn hatte.
Er hat sich wieder umgedreht und sieht nun, sich mit
den Händen hinten aufs Fensterbrett stützend, wieder
zu Toni hinüber):
Ja! Morgen!
Toni (leicht erschreckt): Morgen schon?
Wendt: Ja!
Toni (nach einer kleinen Pause): Ach, die Hand-
schuhe!
(Holt sie sich und tritt mit ihnen an das kleine
Tischchen links, in dessen Schublade sie sie hinein-
thut. Lächelnd):
Sehn Sie mal! Da hat er wieder
den Spiegel neben’s Bauer gestellt .... Der
Vogel soll denken, es is noch’n andrer da, mit
dem er sich unterhalten kann .... Der Vater
spricht mit dem Vogel, als wenn er ein Mensch
wär’!
Wendt (ist vom Fenster weggetreten und steckt sich nun
das Papier vom Tisch wieder in seine Rocktasche):

Ja! ja! …
Toni: Hm? … Mätzchen! Mätzchen! … Or-
dentlich zärtlich ist er mit ihm! Der Vater ist
ein grosser Thierfreund!
Wendt (der unterdess auf sein Zimmer links im Vorder-
grund zugegangen ist, sieht ihr, die Hand auf der
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[23/0045] Toni (abermals nach einer kleinen Pause): Und die Jungens? Frau Selicke: I! die wollten ’n vom Komptoir abholen! Aber die treiben sich ja doch wieder auf dem Markt rum, die Schlingels! Das is ja doch die Hauptsache! Die können ’s auch nich satt kriegen! … Na, ich will nun … Du bist ja ganz durchfroren! (Geht wieder in die Küche zurück). Toni (die wieder zum Ofen getreten ist): Dann .... dann reisen Sie nun wohl bald? Wendt (der unterdessen an’s Fenster getreten war und die ganze Zeit über auf den Hof hinab gesehn hatte. Er hat sich wieder umgedreht und sieht nun, sich mit den Händen hinten aufs Fensterbrett stützend, wieder zu Toni hinüber): Ja! Morgen! Toni (leicht erschreckt): Morgen schon? Wendt: Ja! Toni (nach einer kleinen Pause): Ach, die Hand- schuhe! (Holt sie sich und tritt mit ihnen an das kleine Tischchen links, in dessen Schublade sie sie hinein- thut. Lächelnd): Sehn Sie mal! Da hat er wieder den Spiegel neben’s Bauer gestellt .... Der Vogel soll denken, es is noch’n andrer da, mit dem er sich unterhalten kann .... Der Vater spricht mit dem Vogel, als wenn er ein Mensch wär’! Wendt (ist vom Fenster weggetreten und steckt sich nun das Papier vom Tisch wieder in seine Rocktasche): Ja! ja! … Toni: Hm? … Mätzchen! Mätzchen! … Or- dentlich zärtlich ist er mit ihm! Der Vater ist ein grosser Thierfreund! Wendt (der unterdess auf sein Zimmer links im Vorder- grund zugegangen ist, sieht ihr, die Hand auf der

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Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_selicke_1890/45>, abgerufen am 28.03.2024.