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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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durch ein sauberes Gitterthor und eine grüne
Hecke, nie durch eine widrige Mauer, von den
Vorbeigehenden getrennt ist. Stößt die Besitzung
unmittelbar an die Kanäle, so ist sie ganz offen;
oft steht das Haus hinter einem schönen Rasen-
platz mit Blumenbeeten durchschnitten, oder mit
Blumenkörben geziert. Rund umher zieht sich
ein Gebüsch von hohen Bäumen eingefaßt, und
die Besitzung ist, wenn sie klein ist, von Gräben
umgeben, die größeren noch von Gräben durch-
schnitten. Oft ist zur Seite des Wohnhauses ein
Treibhaus, oder doch ein Wintergarten. Die
Wirthschafts-Gebäude, wenn deren da sind, lie-
gen immer abwärts, oder bilden ein harmonisches
Ganzes, bei dem jedoch der Kuhstall und der
Dünghaufen nie eine Rolle spielt; diese sind zu den
Pachthöfen verlegt, die immer neben den dazu ge-
hörigen Weideplätzen angelegt werden. Auch hier
macht das Vollendete, Ganze, den angenehmsten
Eindruck, denn die meisten dieser Gebäude zeich-
nen sich weder durch Pracht, noch besondere
Schönheit aus, ja an vielen kann ein geschmack-
voller Baumeister vieles tadeln. Noch mehr wohl
an den kleinen Pavillons, die man häufig hart an
den Kanälen findet, an denen oft recht viele Müh-

durch ein ſauberes Gitterthor und eine gruͤne
Hecke, nie durch eine widrige Mauer, von den
Vorbeigehenden getrennt iſt. Stoͤßt die Beſitzung
unmittelbar an die Kanaͤle, ſo iſt ſie ganz offen;
oft ſteht das Haus hinter einem ſchoͤnen Raſen-
platz mit Blumenbeeten durchſchnitten, oder mit
Blumenkoͤrben geziert. Rund umher zieht ſich
ein Gebuͤſch von hohen Baͤumen eingefaßt, und
die Beſitzung iſt, wenn ſie klein iſt, von Graͤben
umgeben, die groͤßeren noch von Graͤben durch-
ſchnitten. Oft iſt zur Seite des Wohnhauſes ein
Treibhaus, oder doch ein Wintergarten. Die
Wirthſchafts-Gebaͤude, wenn deren da ſind, lie-
gen immer abwaͤrts, oder bilden ein harmoniſches
Ganzes, bei dem jedoch der Kuhſtall und der
Duͤnghaufen nie eine Rolle ſpielt; dieſe ſind zu den
Pachthoͤfen verlegt, die immer neben den dazu ge-
hoͤrigen Weideplaͤtzen angelegt werden. Auch hier
macht das Vollendete, Ganze, den angenehmſten
Eindruck, denn die meiſten dieſer Gebaͤude zeich-
nen ſich weder durch Pracht, noch beſondere
Schoͤnheit aus, ja an vielen kann ein geſchmack-
voller Baumeiſter vieles tadeln. Noch mehr wohl
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[230/0244] durch ein ſauberes Gitterthor und eine gruͤne Hecke, nie durch eine widrige Mauer, von den Vorbeigehenden getrennt iſt. Stoͤßt die Beſitzung unmittelbar an die Kanaͤle, ſo iſt ſie ganz offen; oft ſteht das Haus hinter einem ſchoͤnen Raſen- platz mit Blumenbeeten durchſchnitten, oder mit Blumenkoͤrben geziert. Rund umher zieht ſich ein Gebuͤſch von hohen Baͤumen eingefaßt, und die Beſitzung iſt, wenn ſie klein iſt, von Graͤben umgeben, die groͤßeren noch von Graͤben durch- ſchnitten. Oft iſt zur Seite des Wohnhauſes ein Treibhaus, oder doch ein Wintergarten. Die Wirthſchafts-Gebaͤude, wenn deren da ſind, lie- gen immer abwaͤrts, oder bilden ein harmoniſches Ganzes, bei dem jedoch der Kuhſtall und der Duͤnghaufen nie eine Rolle ſpielt; dieſe ſind zu den Pachthoͤfen verlegt, die immer neben den dazu ge- hoͤrigen Weideplaͤtzen angelegt werden. Auch hier macht das Vollendete, Ganze, den angenehmſten Eindruck, denn die meiſten dieſer Gebaͤude zeich- nen ſich weder durch Pracht, noch beſondere Schoͤnheit aus, ja an vielen kann ein geſchmack- voller Baumeiſter vieles tadeln. Noch mehr wohl an den kleinen Pavillons, die man haͤufig hart an den Kanaͤlen findet, an denen oft recht viele Muͤh-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/244>, abgerufen am 19.04.2024.