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Huber, Victor Aimé: Sieben Briefe über englisches Revival und deutsche Erweckung. Frankfurt (Main), 1862.

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licher und wirksamer zu betreiben, als es leider bisher geschehen --
und zwar eben damit das was so oder so doch geschehen muß,
nicht in fugam vacui durch Jmportation fremder Mittel und
Kräfte versucht werde. Wenn wir aber als Vorbedingung einer
solchen deutschen Erweckung eine ernste, gründliche, liebevolle und
doch unbefangen sachkundige Betrachtung und Erwägung der ganzen
Erweckungsfrage fordern, und namentlich der Erfahrungen, welche
die seit einem Jahrhundert bedeutendste Erweckung, das amerikanisch-
englische Revival darbietet -- wenn wir verlangen, daß wir unsere
deutsche Trägheit durch jene englische Thätigkeit beschämen und zur
Nacheiferung in unserer Weise anregen laßen sollen -- wenn wir
eventuell und als Resultat solcher Prüfung auch eine geeignete Ein-
verleibung und Benutzung erprobter Momente fremder Methoden
in unsere deutsche Methode nicht ausschließen, so sind wir der
Zuversicht, daß dies Alles nicht nur sehr ersprießlich, sondern sehr
wesentlich deutsch ist.

Daß zur Abhülfe der geistlichen Nothstände unseres deutschen
Vaterlandes drei Dinge vor Allem Noth thun: nämlich erstlich Er-
weckung, zweitens
Erweckung und drittens Erweckung -- da-
mit wird wohl Niemand entschiedener einverstanden sein, als ein
Schmieder und alle ihm Ebenbürtigen unter den Dienern und
Gliedern deutsch-evangelischer Kirchen; sollten wir uns aber nicht
noch weiter ihrer Zustimmung getrösten, wenn wir offen gestehen:
jenes Bedürfniß scheint uns so groß und dringend, daß, wenn
deutsche Methoden entweder nicht zur Anwendung kommen oder
wirkungslos bleiben, dessen Befriedigung auch auf fremdem englischem
(methodistischem oder revivalistischem) oder sonstigem fremdem Wege
versucht werden dürfte und müßte -- Alles versteht sich nach dem
untrüglichen Maaßstab der Heiligen Schrift!

W. zu Epiphanias 1862.
V. A. H.



licher und wirkſamer zu betreiben, als es leider bisher geſchehen —
und zwar eben damit das was ſo oder ſo doch geſchehen muß,
nicht in fugam vacui durch Jmportation fremder Mittel und
Kräfte verſucht werde. Wenn wir aber als Vorbedingung einer
ſolchen deutſchen Erweckung eine ernſte, gründliche, liebevolle und
doch unbefangen ſachkundige Betrachtung und Erwägung der ganzen
Erweckungsfrage fordern, und namentlich der Erfahrungen, welche
die ſeit einem Jahrhundert bedeutendſte Erweckung, das amerikaniſch-
engliſche Revival darbietet — wenn wir verlangen, daß wir unſere
deutſche Trägheit durch jene engliſche Thätigkeit beſchämen und zur
Nacheiferung in unſerer Weiſe anregen laßen ſollen — wenn wir
eventuell und als Reſultat ſolcher Prüfung auch eine geeignete Ein-
verleibung und Benutzung erprobter Momente fremder Methoden
in unſere deutſche Methode nicht ausſchließen, ſo ſind wir der
Zuverſicht, daß dies Alles nicht nur ſehr erſprießlich, ſondern ſehr
weſentlich deutſch iſt.

Daß zur Abhülfe der geiſtlichen Nothſtände unſeres deutſchen
Vaterlandes drei Dinge vor Allem Noth thun: nämlich erſtlich Er-
weckung, zweitens
Erweckung und drittens Erweckung — da-
mit wird wohl Niemand entſchiedener einverſtanden ſein, als ein
Schmieder und alle ihm Ebenbürtigen unter den Dienern und
Gliedern deutſch-evangeliſcher Kirchen; ſollten wir uns aber nicht
noch weiter ihrer Zuſtimmung getröſten, wenn wir offen geſtehen:
jenes Bedürfniß ſcheint uns ſo groß und dringend, daß, wenn
deutſche Methoden entweder nicht zur Anwendung kommen oder
wirkungslos bleiben, deſſen Befriedigung auch auf fremdem engliſchem
(methodiſtiſchem oder revivaliſtiſchem) oder ſonſtigem fremdem Wege
verſucht werden dürfte und müßte — Alles verſteht ſich nach dem
untrüglichen Maaßſtab der Heiligen Schrift!

W. zu Epiphanias 1862.
V. A. H.



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Zitationshilfe: Huber, Victor Aimé: Sieben Briefe über englisches Revival und deutsche Erweckung. Frankfurt (Main), 1862, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_revival_1862/6>, abgerufen am 29.03.2024.