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Huber, Victor Aimé: Sieben Briefe über englisches Revival und deutsche Erweckung. Frankfurt (Main), 1862.

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bare Veranlaßung und ohne Eingehen weder auf die allgemeinen
Principien und deren besondere Anwendung auf unsere Zustände,
noch auf die conkreten Thatsachen und daraus erwachsenden Fragen
und Lehren, welche das sogenannte revival movement in Amerika
und zunächst England und im ganzen Bereiche des britischen oder
angelsächsischen Blutes aufweiset -- wenn wir denn die Blutsver-
wandtschaft trotz alles Mangels an schuldiger Pietät, oder auch nur
billigem Wohlmeinen von jener Seite, anerkennen sollen! -- Wie
gesagt aber, auch die Aufforderung, womit das Volksblatt jene
Mittheilungen aus Genf schließt, ist meines Wißens bisher ohne
weitere Frucht geblieben und die Sache scheint wieder und wieder
einschlafen zu sollen, statt zu dem zu führen, was Noth thut --
zu deutschen Erweckungen! Jn der That scheint auch in den
Kreisen, wo noch am ehesten ein wärmeres und ernsteres Jnteresse
für eine solche Sache vorausgesetzt werden dürfte, die Meinung, oder
die halb unbewußte selbstverständliche Voraussetzung zu herrschen, als
wenn mit zwei oder drei Broschüren und zwei oder drei Artikeln
über die Sache, die vor etwa zwei Jahren ziemlich im Anfang der
ganzen Bewegung durch das Ulster Revival hervorgerufen wurden,
die Akten für uns als geschloßen angesehen werden könnten. Ja,
ohne Zweifel ist es den meisten Lesern des Volksblattes ergangen,
wie Jhnen, geehrtester Freund, da Sie aus jenem Artikel mit Ver-
wunderung erfuhren, daß die englische Revivalbewegung keineswegs,
wie Sie gemeint, "sich im Sande verlaufen", sondern noch immer
lebendig und sogar im Begriff sei, sich nach Außen und auf roma-
nischem Boden zu verbreiten. Wie dem auch sei, da sich bisher
weder im Volksblatt, noch sonst in der wahlverwandten Tagespreße,
noch in Jhrer persönlichen Kundschaft unter denen, die mehr Beruf
hätten, als ich, sich Jemand gefunden hat, das neuerwachte Jnteresse
und Bedürfniß einer näherer Orientirung über die Sache bei Jhnen
und Jhrem Kreise zu befriedigen, so mag es drum sein. Habeant
sibi!
-- und mögen Sie dann sehen, wieweit die folgenden Be-
merkungen Jhnen genügen oder Sie wenigstens zu solchen weitern
Fragen anregen mögen, welche mir oder Andern Gelegenheit und
Anhalt geben können, das Mangelnde später nachzuholen. Welchen
Gebrauch Sie von diesem Schreiben Andern oder der Oeffentlich-
keit gegenüber machen wollen, stelle ich ganz in Jhre Hand.

bare Veranlaßung und ohne Eingehen weder auf die allgemeinen
Principien und deren beſondere Anwendung auf unſere Zuſtände,
noch auf die conkreten Thatſachen und daraus erwachſenden Fragen
und Lehren, welche das ſogenannte revival movement in Amerika
und zunächſt England und im ganzen Bereiche des britiſchen oder
angelſächſiſchen Blutes aufweiſet — wenn wir denn die Blutsver-
wandtſchaft trotz alles Mangels an ſchuldiger Pietät, oder auch nur
billigem Wohlmeinen von jener Seite, anerkennen ſollen! — Wie
geſagt aber, auch die Aufforderung, womit das Volksblatt jene
Mittheilungen aus Genf ſchließt, iſt meines Wißens bisher ohne
weitere Frucht geblieben und die Sache ſcheint wieder und wieder
einſchlafen zu ſollen, ſtatt zu dem zu führen, was Noth thut —
zu deutſchen Erweckungen! Jn der That ſcheint auch in den
Kreiſen, wo noch am eheſten ein wärmeres und ernſteres Jntereſſe
für eine ſolche Sache vorausgeſetzt werden dürfte, die Meinung, oder
die halb unbewußte ſelbſtverſtändliche Vorausſetzung zu herrſchen, als
wenn mit zwei oder drei Broſchüren und zwei oder drei Artikeln
über die Sache, die vor etwa zwei Jahren ziemlich im Anfang der
ganzen Bewegung durch das Ulſter Revival hervorgerufen wurden,
die Akten für uns als geſchloßen angeſehen werden könnten. Ja,
ohne Zweifel iſt es den meiſten Leſern des Volksblattes ergangen,
wie Jhnen, geehrteſter Freund, da Sie aus jenem Artikel mit Ver-
wunderung erfuhren, daß die engliſche Revivalbewegung keineswegs,
wie Sie gemeint, „ſich im Sande verlaufen‟, ſondern noch immer
lebendig und ſogar im Begriff ſei, ſich nach Außen und auf roma-
niſchem Boden zu verbreiten. Wie dem auch ſei, da ſich bisher
weder im Volksblatt, noch ſonſt in der wahlverwandten Tagespreße,
noch in Jhrer perſönlichen Kundſchaft unter denen, die mehr Beruf
hätten, als ich, ſich Jemand gefunden hat, das neuerwachte Jntereſſe
und Bedürfniß einer näherer Orientirung über die Sache bei Jhnen
und Jhrem Kreiſe zu befriedigen, ſo mag es drum ſein. Habeant
sibi!
— und mögen Sie dann ſehen, wieweit die folgenden Be-
merkungen Jhnen genügen oder Sie wenigſtens zu ſolchen weitern
Fragen anregen mögen, welche mir oder Andern Gelegenheit und
Anhalt geben können, das Mangelnde ſpäter nachzuholen. Welchen
Gebrauch Sie von dieſem Schreiben Andern oder der Oeffentlich-
keit gegenüber machen wollen, ſtelle ich ganz in Jhre Hand.

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[2/0008] bare Veranlaßung und ohne Eingehen weder auf die allgemeinen Principien und deren beſondere Anwendung auf unſere Zuſtände, noch auf die conkreten Thatſachen und daraus erwachſenden Fragen und Lehren, welche das ſogenannte revival movement in Amerika und zunächſt England und im ganzen Bereiche des britiſchen oder angelſächſiſchen Blutes aufweiſet — wenn wir denn die Blutsver- wandtſchaft trotz alles Mangels an ſchuldiger Pietät, oder auch nur billigem Wohlmeinen von jener Seite, anerkennen ſollen! — Wie geſagt aber, auch die Aufforderung, womit das Volksblatt jene Mittheilungen aus Genf ſchließt, iſt meines Wißens bisher ohne weitere Frucht geblieben und die Sache ſcheint wieder und wieder einſchlafen zu ſollen, ſtatt zu dem zu führen, was Noth thut — zu deutſchen Erweckungen! Jn der That ſcheint auch in den Kreiſen, wo noch am eheſten ein wärmeres und ernſteres Jntereſſe für eine ſolche Sache vorausgeſetzt werden dürfte, die Meinung, oder die halb unbewußte ſelbſtverſtändliche Vorausſetzung zu herrſchen, als wenn mit zwei oder drei Broſchüren und zwei oder drei Artikeln über die Sache, die vor etwa zwei Jahren ziemlich im Anfang der ganzen Bewegung durch das Ulſter Revival hervorgerufen wurden, die Akten für uns als geſchloßen angeſehen werden könnten. Ja, ohne Zweifel iſt es den meiſten Leſern des Volksblattes ergangen, wie Jhnen, geehrteſter Freund, da Sie aus jenem Artikel mit Ver- wunderung erfuhren, daß die engliſche Revivalbewegung keineswegs, wie Sie gemeint, „ſich im Sande verlaufen‟, ſondern noch immer lebendig und ſogar im Begriff ſei, ſich nach Außen und auf roma- niſchem Boden zu verbreiten. Wie dem auch ſei, da ſich bisher weder im Volksblatt, noch ſonſt in der wahlverwandten Tagespreße, noch in Jhrer perſönlichen Kundſchaft unter denen, die mehr Beruf hätten, als ich, ſich Jemand gefunden hat, das neuerwachte Jntereſſe und Bedürfniß einer näherer Orientirung über die Sache bei Jhnen und Jhrem Kreiſe zu befriedigen, ſo mag es drum ſein. Habeant sibi! — und mögen Sie dann ſehen, wieweit die folgenden Be- merkungen Jhnen genügen oder Sie wenigſtens zu ſolchen weitern Fragen anregen mögen, welche mir oder Andern Gelegenheit und Anhalt geben können, das Mangelnde ſpäter nachzuholen. Welchen Gebrauch Sie von dieſem Schreiben Andern oder der Oeffentlich- keit gegenüber machen wollen, ſtelle ich ganz in Jhre Hand.

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Zitationshilfe: Huber, Victor Aimé: Sieben Briefe über englisches Revival und deutsche Erweckung. Frankfurt (Main), 1862, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_revival_1862/8>, abgerufen am 29.03.2024.