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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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chen, lieber erst einen Tag zu fasten,
und über dem Geist nie den Leib zu ver-
gessen.

Eine sonderbare Methode, das Le-
ben im Alter zu verlängern, die sich
ebenfalls aus den frühesten Zeiten her-
schreibt, war die Gerocomic, die Ge-
wohnheit, einen alten abgelebten Körper
durch die nahe Atmosphäre frischer auf-
blühender Jugend zu verjüngen und zu
erhalten. Das bekannteste Beyspiel da-
von enthält die Geschichte des König
David, aber man findet in den Schriften
der Aerzte mehrere Spuren, dass es da-
mals eine sehr gewöhnliche und beliebte
Hülfe des Alters war. Selbst in neuern
Zeiten ist dieser Rath mit Nutzen befolgt
worden; der grosse Boerhave liess einen
alten Amsterdamer Bürgermeister zwi-
schen zwey jungen Leuten schlafen, und
versichert, der Alte habe dadurch sicht-
bar an Munterkeit und Kräften zuge-
nommen. Und gewiss wenn man be-
denkt, was der Lebensdunst frisch auf-

chen, lieber erſt einen Tag zu faſten,
und über dem Geiſt nie den Leib zu ver-
geſſen.

Eine ſonderbare Methode, das Le-
ben im Alter zu verlängern, die ſich
ebenfalls aus den früheſten Zeiten her-
ſchreibt, war die Gerocomic, die Ge-
wohnheit, einen alten abgelebten Körper
durch die nahe Atmosphäre friſcher auf-
blühender Jugend zu verjüngen und zu
erhalten. Das bekannteſte Beyſpiel da-
von enthält die Geſchichte des König
David, aber man findet in den Schriften
der Aerzte mehrere Spuren, daſs es da-
mals eine ſehr gewöhnliche und beliebte
Hülfe des Alters war. Selbſt in neuern
Zeiten iſt dieſer Rath mit Nutzen befolgt
worden; der groſse Boerhave lieſs einen
alten Amſterdamer Bürgermeiſter zwi-
ſchen zwey jungen Leuten ſchlafen, und
verſichert, der Alte habe dadurch ſicht-
bar an Munterkeit und Kräften zuge-
nommen. Und gewiſs wenn man be-
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[10/0038] chen, lieber erſt einen Tag zu faſten, und über dem Geiſt nie den Leib zu ver- geſſen. Eine ſonderbare Methode, das Le- ben im Alter zu verlängern, die ſich ebenfalls aus den früheſten Zeiten her- ſchreibt, war die Gerocomic, die Ge- wohnheit, einen alten abgelebten Körper durch die nahe Atmosphäre friſcher auf- blühender Jugend zu verjüngen und zu erhalten. Das bekannteſte Beyſpiel da- von enthält die Geſchichte des König David, aber man findet in den Schriften der Aerzte mehrere Spuren, daſs es da- mals eine ſehr gewöhnliche und beliebte Hülfe des Alters war. Selbſt in neuern Zeiten iſt dieſer Rath mit Nutzen befolgt worden; der groſse Boerhave lieſs einen alten Amſterdamer Bürgermeiſter zwi- ſchen zwey jungen Leuten ſchlafen, und verſichert, der Alte habe dadurch ſicht- bar an Munterkeit und Kräften zuge- nommen. Und gewiſs wenn man be- denkt, was der Lebensdunſt friſch auf-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/38>, abgerufen am 25.04.2024.