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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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verhältnissmässig die Blutmenge, und
beschleunigt dadurch Circulation und
Leben; und überdiess entsteht dadurch
so oft Indigestion und das Bedürfniss
ausleerende Mittel zu nehmen, welches
abermals schwächt.

Zu viel essen heisst, wenn man so
lange isst, bis man nicht mehr kann, und
die nachfolgenden Zeichen sind, wenn
man Schwehre und Vollheit des Ma-
gens, Gähnen, Aufstossen, Schläfrigkeit,
Dumpfheit des Kopfs verspürt. Die alte
Regel bleibt also immer noch wahr:
Man höre auf zu essen, wenn man noch
etwas essen könnte.

Die zu rassinirte Kochkunst gehört
ebenfalls hieher. -- Leider muss ich
diese Freundin unsers Gaumens hier als
die grösste Feindin unsers Lebens, als
eine der verderblichsten Erfindungen zu
Abkürzung desselben, anklagen, und
zwar auf folgende Art:


verhältniſsmäſsig die Blutmenge, und
beſchleunigt dadurch Circulation und
Leben; und überdieſs entſteht dadurch
ſo oft Indigeſtion und das Bedürfniſs
ausleerende Mittel zu nehmen, welches
abermals ſchwächt.

Zu viel eſſen heiſst, wenn man ſo
lange iſst, bis man nicht mehr kann, und
die nachfolgenden Zeichen ſind, wenn
man Schwehre und Vollheit des Ma-
gens, Gähnen, Aufſtoſsen, Schläfrigkeit,
Dumpfheit des Kopfs verſpürt. Die alte
Regel bleibt alſo immer noch wahr:
Man höre auf zu eſſen, wenn man noch
etwas eſſen könnte.

Die zu raſſinirte Kochkunſt gehört
ebenfalls hieher. — Leider muſs ich
dieſe Freundin unſers Gaumens hier als
die gröſste Feindin unſers Lebens, als
eine der verderblichſten Erfindungen zu
Abkürzung deſſelben, anklagen, und
zwar auf folgende Art:


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[378/0406] verhältniſsmäſsig die Blutmenge, und beſchleunigt dadurch Circulation und Leben; und überdieſs entſteht dadurch ſo oft Indigeſtion und das Bedürfniſs ausleerende Mittel zu nehmen, welches abermals ſchwächt. Zu viel eſſen heiſst, wenn man ſo lange iſst, bis man nicht mehr kann, und die nachfolgenden Zeichen ſind, wenn man Schwehre und Vollheit des Ma- gens, Gähnen, Aufſtoſsen, Schläfrigkeit, Dumpfheit des Kopfs verſpürt. Die alte Regel bleibt alſo immer noch wahr: Man höre auf zu eſſen, wenn man noch etwas eſſen könnte. Die zu raſſinirte Kochkunſt gehört ebenfalls hieher. — Leider muſs ich dieſe Freundin unſers Gaumens hier als die gröſste Feindin unſers Lebens, als eine der verderblichſten Erfindungen zu Abkürzung deſſelben, anklagen, und zwar auf folgende Art:

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/406>, abgerufen am 25.04.2024.