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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Gewitter und also bange Erwartung
mit sich.

Man kann leicht abnehmen, wel-
chen nachtheiligen Einfluss solche be-
ständige Angst auf die Dauer des Lebens
haben muss. Furcht ist ein beständiger
Krampf; sie schnürt alle kleine Gefässe
zusammen, die ganze Haut wird kalt,
blass, und die Ausdünstung völlig ge-
hemmt. Alles Blut sammlet sich in den
innern grössern Gefässen, der Pulsschlag
stockt, das Herz wird überfüllt und
kann sich nicht frey bewegen. Also das
wichtige Geschäft der Circulation wird
gestöhrt. Die Verdauung wird eben so
sehr unterbrochen, es entstehen krampf-
hafte Durchfälle. Alle Muskelkraft wird
gelähmt, er will laufen und kann nicht,
allgemeines Zittern entsteht, der Athem
ist kurz und beklommen. Genug, alle
Wirkungen, die ein tödliches schlei-
chendes Gift haben kann, und also eben
die Folge für Verkürzung des Lebens.


Gewitter und alſo bange Erwartung
mit ſich.

Man kann leicht abnehmen, wel-
chen nachtheiligen Einfluſs ſolche be-
ſtändige Angſt auf die Dauer des Lebens
haben muſs. Furcht iſt ein beſtändiger
Krampf; ſie ſchnürt alle kleine Gefäſse
zuſammen, die ganze Haut wird kalt,
blaſs, und die Ausdünſtung völlig ge-
hemmt. Alles Blut ſammlet ſich in den
innern gröſsern Gefäſsen, der Pulsſchlag
ſtockt, das Herz wird überfüllt und
kann ſich nicht frey bewegen. Alſo das
wichtige Geſchäft der Circulation wird
geſtöhrt. Die Verdauung wird eben ſo
ſehr unterbrochen, es entſtehen krampf-
hafte Durchfälle. Alle Muskelkraft wird
gelähmt, er will laufen und kann nicht,
allgemeines Zittern entſteht, der Athem
iſt kurz und beklommen. Genug, alle
Wirkungen, die ein tödliches ſchlei-
chendes Gift haben kann, und alſo eben
die Folge für Verkürzung des Lebens.


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[390/0418] Gewitter und alſo bange Erwartung mit ſich. Man kann leicht abnehmen, wel- chen nachtheiligen Einfluſs ſolche be- ſtändige Angſt auf die Dauer des Lebens haben muſs. Furcht iſt ein beſtändiger Krampf; ſie ſchnürt alle kleine Gefäſse zuſammen, die ganze Haut wird kalt, blaſs, und die Ausdünſtung völlig ge- hemmt. Alles Blut ſammlet ſich in den innern gröſsern Gefäſsen, der Pulsſchlag ſtockt, das Herz wird überfüllt und kann ſich nicht frey bewegen. Alſo das wichtige Geſchäft der Circulation wird geſtöhrt. Die Verdauung wird eben ſo ſehr unterbrochen, es entſtehen krampf- hafte Durchfälle. Alle Muskelkraft wird gelähmt, er will laufen und kann nicht, allgemeines Zittern entſteht, der Athem iſt kurz und beklommen. Genug, alle Wirkungen, die ein tödliches ſchlei- chendes Gift haben kann, und alſo eben die Folge für Verkürzung des Lebens.

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/418>, abgerufen am 16.04.2024.