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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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später herbey zu rufen? Und diess ist
denn leider nur zu gewiss. Die neue-
sten Zeiten liefern uns erstaunliche Bey-
spiele von der Möglichkeit, das Alter
frühzeitig zu bewirken, und überhaupt
die Perioden des Lebens weit schneller
auf einander folgen zu lassen. Wir se-
hen jezt (in grossen Städten besonders)
Menschen, welche im 8ten Jahre mann-
bar sind, im 16ten ohngefähr den höch-
sten Punct ihrer möglichsten Vollkom-
menheit erreicht haben, im 20sten schon
mit allen den Schwächlichkeiten käm-
pfen, die ein Beweiss sind, dass es wie-
der Bergein geht, und im 30sten das
vollkommne Bild eines abgelebten Grei-
ses darstellen, Runzeln, Trockenheit
und Steifigkeit der Gelenke, Krümmung
des Rückgrads, Mangel an Sehkraft und
Gedächtniss, graue Haare und zitternde
Stimme. Ich habe wirklich einen sol-
chen künstlichen Alten, der noch nicht
40 Jahre alt war, secirt, und nicht nur
die Haare ganz grau, sondern auch die
Rippenknorpel, die sonst nur im höch-

ſpäter herbey zu rufen? Und dieſs iſt
denn leider nur zu gewiſs. Die neue-
ſten Zeiten liefern uns erſtaunliche Bey-
ſpiele von der Möglichkeit, das Alter
frühzeitig zu bewirken, und überhaupt
die Perioden des Lebens weit ſchneller
auf einander folgen zu laſſen. Wir ſe-
hen jezt (in groſsen Städten beſonders)
Menſchen, welche im 8ten Jahre mann-
bar ſind, im 16ten ohngefähr den höch-
ſten Punct ihrer möglichſten Vollkom-
menheit erreicht haben, im 20ſten ſchon
mit allen den Schwächlichkeiten käm-
pfen, die ein Beweiſs ſind, daſs es wie-
der Bergein geht, und im 30ſten das
vollkommne Bild eines abgelebten Grei-
ſes darſtellen, Runzeln, Trockenheit
und Steifigkeit der Gelenke, Krümmung
des Rückgrads, Mangel an Sehkraft und
Gedächtniſs, graue Haare und zitternde
Stimme. Ich habe wirklich einen ſol-
chen künſtlichen Alten, der noch nicht
40 Jahre alt war, ſecirt, und nicht nur
die Haare ganz grau, ſondern auch die
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[456/0484] ſpäter herbey zu rufen? Und dieſs iſt denn leider nur zu gewiſs. Die neue- ſten Zeiten liefern uns erſtaunliche Bey- ſpiele von der Möglichkeit, das Alter frühzeitig zu bewirken, und überhaupt die Perioden des Lebens weit ſchneller auf einander folgen zu laſſen. Wir ſe- hen jezt (in groſsen Städten beſonders) Menſchen, welche im 8ten Jahre mann- bar ſind, im 16ten ohngefähr den höch- ſten Punct ihrer möglichſten Vollkom- menheit erreicht haben, im 20ſten ſchon mit allen den Schwächlichkeiten käm- pfen, die ein Beweiſs ſind, daſs es wie- der Bergein geht, und im 30ſten das vollkommne Bild eines abgelebten Grei- ſes darſtellen, Runzeln, Trockenheit und Steifigkeit der Gelenke, Krümmung des Rückgrads, Mangel an Sehkraft und Gedächtniſs, graue Haare und zitternde Stimme. Ich habe wirklich einen ſol- chen künſtlichen Alten, der noch nicht 40 Jahre alt war, ſecirt, und nicht nur die Haare ganz grau, ſondern auch die Rippenknorpel, die ſonſt nur im höch-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/484>, abgerufen am 25.04.2024.