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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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zweyten Wesens, durch die innige Ver-
bindung unsrer Existenz mit einer an-
dern gemildert und gemässigt. Dazu
nun die zarte Wartung und Pflege, die
kein andres Verhältniss in der Welt für
die Dauer so versichern kann, als das ehe-
liche Band, der Himmel auf Erden, der
in dem Besitz gesunder und wohlerzoge-
ner Kinder liegt, die wirkliche Verjün-
gung, die ihr Umgang uns gewährt, wo-
von der 80jährige Cornaro uns ein so
rührendes Bild gemacht hat, und man
wird nicht mehr daran zweifeln.

Wir gehen fast durch eben die Ver-
änderungen aus der Welt, als wir hinein-
kommen; die beyden Extremen des Le-
bens berühren sich wieder. Als Kinder
fangen wir an, als Kinder hören wir auf.
Wir kehren zulezt in den nehmlichen
schwachen und hülflosen Zustand zurück,
wie im Anfange. Man muss uns heben,
tragen, Nahrung verschaffen und rei-
chen. Wir bedürfen nun selbst wieder
Eltern, und -- welche weise Einrich-
tung? -- wir finden sie wieder in un-

zweyten Weſens, durch die innige Ver-
bindung unſrer Exiſtenz mit einer an-
dern gemildert und gemäſsigt. Dazu
nun die zarte Wartung und Pflege, die
kein andres Verhältniſs in der Welt für
die Dauer ſo verſichern kann, als das ehe-
liche Band, der Himmel auf Erden, der
in dem Beſitz geſunder und wohlerzoge-
ner Kinder liegt, die wirkliche Verjün-
gung, die ihr Umgang uns gewährt, wo-
von der 80jährige Cornaro uns ein ſo
rührendes Bild gemacht hat, und man
wird nicht mehr daran zweifeln.

Wir gehen faſt durch eben die Ver-
änderungen aus der Welt, als wir hinein-
kommen; die beyden Extremen des Le-
bens berühren ſich wieder. Als Kinder
fangen wir an, als Kinder hören wir auf.
Wir kehren zulezt in den nehmlichen
ſchwachen und hülfloſen Zuſtand zurück,
wie im Anfange. Man muſs uns heben,
tragen, Nahrung verſchaffen und rei-
chen. Wir bedürfen nun ſelbſt wieder
Eltern, und — welche weiſe Einrich-
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[543/0571] zweyten Weſens, durch die innige Ver- bindung unſrer Exiſtenz mit einer an- dern gemildert und gemäſsigt. Dazu nun die zarte Wartung und Pflege, die kein andres Verhältniſs in der Welt für die Dauer ſo verſichern kann, als das ehe- liche Band, der Himmel auf Erden, der in dem Beſitz geſunder und wohlerzoge- ner Kinder liegt, die wirkliche Verjün- gung, die ihr Umgang uns gewährt, wo- von der 80jährige Cornaro uns ein ſo rührendes Bild gemacht hat, und man wird nicht mehr daran zweifeln. Wir gehen faſt durch eben die Ver- änderungen aus der Welt, als wir hinein- kommen; die beyden Extremen des Le- bens berühren ſich wieder. Als Kinder fangen wir an, als Kinder hören wir auf. Wir kehren zulezt in den nehmlichen ſchwachen und hülfloſen Zuſtand zurück, wie im Anfange. Man muſs uns heben, tragen, Nahrung verſchaffen und rei- chen. Wir bedürfen nun ſelbſt wieder Eltern, und — welche weiſe Einrich- tung? — wir finden ſie wieder in un-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/571>, abgerufen am 23.04.2024.