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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Heiterkeit und Zufriedenheit des Ge-
müths, welche durch den Genuss häus-
licher Glückseligkeit, durch einen fro-
hen Rückblick in ein nicht umsonst ver-
lebtes Leben, und durch eine heitere
Aussicht in die Zukunft, auch jenseits
des Grabes, erzeugt wird. Auch ist die
Gemüthsstimmung für Alte sehr passend
und heilsam, die der Umgang mit Kin-
dern und jungen Leuten hervorbringt;
ihre unschuldigen Spiele, ihre jugend-
lichen Einfälle, haben gleichsam etwas
Verjüngendes. Insbesondere ist Hof-
nung und Verlängerung der Aussichten
ins Leben ein herrliches Hülfsmittel.
Neue Vorsätze, neue Plane und Unter-
nehmungen (die freylich nichts gefähr-
liches oder beunruhigendes haben müs-
sen), genug, die Mittel, das Leben in
der Phantasie weiter hinaus zu setzen,
können selbst zur physischen Verlänge-
rung desselben etwas beytragen. Auch
finden wir, dass die Alten gleichsam
durch einen innern Instinkt dazu getrie-
ben werden. Sie fangen an Häuser zu

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Heiterkeit und Zufriedenheit des Ge-
müths, welche durch den Genuſs häus-
licher Glückſeligkeit, durch einen fro-
hen Rückblick in ein nicht umſonſt ver-
lebtes Leben, und durch eine heitere
Ausſicht in die Zukunft, auch jenſeits
des Grabes, erzeugt wird. Auch iſt die
Gemüthsſtimmung für Alte ſehr paſſend
und heilſam, die der Umgang mit Kin-
dern und jungen Leuten hervorbringt;
ihre unſchuldigen Spiele, ihre jugend-
lichen Einfälle, haben gleichſam etwas
Verjüngendes. Insbeſondere iſt Hof-
nung und Verlängerung der Ausſichten
ins Leben ein herrliches Hülfsmittel.
Neue Vorſätze, neue Plane und Unter-
nehmungen (die freylich nichts gefähr-
liches oder beunruhigendes haben müſ-
ſen), genug, die Mittel, das Leben in
der Phantaſie weiter hinaus zu ſetzen,
können ſelbſt zur phyſiſchen Verlänge-
rung deſſelben etwas beytragen. Auch
finden wir, daſs die Alten gleichſam
durch einen innern Inſtinkt dazu getrie-
ben werden. Sie fangen an Häuſer zu

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[689/0717] Heiterkeit und Zufriedenheit des Ge- müths, welche durch den Genuſs häus- licher Glückſeligkeit, durch einen fro- hen Rückblick in ein nicht umſonſt ver- lebtes Leben, und durch eine heitere Ausſicht in die Zukunft, auch jenſeits des Grabes, erzeugt wird. Auch iſt die Gemüthsſtimmung für Alte ſehr paſſend und heilſam, die der Umgang mit Kin- dern und jungen Leuten hervorbringt; ihre unſchuldigen Spiele, ihre jugend- lichen Einfälle, haben gleichſam etwas Verjüngendes. Insbeſondere iſt Hof- nung und Verlängerung der Ausſichten ins Leben ein herrliches Hülfsmittel. Neue Vorſätze, neue Plane und Unter- nehmungen (die freylich nichts gefähr- liches oder beunruhigendes haben müſ- ſen), genug, die Mittel, das Leben in der Phantaſie weiter hinaus zu ſetzen, können ſelbſt zur phyſiſchen Verlänge- rung deſſelben etwas beytragen. Auch finden wir, daſs die Alten gleichſam durch einen innern Inſtinkt dazu getrie- ben werden. Sie fangen an Häuſer zu X x

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/717>, abgerufen am 29.03.2024.