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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Länder weit überholt hat. Schon vor fünf Jahren, also
während 14 Jahren unserer bürgerlichen Ehe waren
16331 Ehescheidungsklagen gerichtlich erledigt worden.
Darunter wie viele Urtheile auf gänzliche Scheidung?
13132. Also über 26,000 Geschiedene! wenn nun von
diesen nur 20000 wieder geheirathet haben! - Welch'
ein Abgrund von Elend und Zerüttung - von Sünde
und Gräuel! Wie weit mag seit den letzten 5 Jahren
die Wüste sich hinausgedehnt haben!

Wohl schlagen tiefer blickende Männer aller Richtungen
entsetzt die Hände ob den Häuptern zusammen und denken
auf Abhilfe; aber so lange nicht das Ehe- und Sitten-
gesetz Christi ganz und voll zur Geltung kommt, so lange
die Schule nicht wieder christlich geworden, geht Familie
und Gesellschaft nur schneller oder langsamer der Auflösung
entgegen. Denn die Leidenschaft betrachtet alle Zugeständ-
nisse nur als Abschlagsumme und ruhet nicht, bis sie end-
lich ohne Schranken schalten und walten kann.*)

Saget nun, ist es nicht eine außerordentliche Liebe
Gottes, daß er rundweg erklärt: "Du darfst das Eheband
niemals zerreißen, du darfst bei Lebzeiten des andern
Theiles niemals heirathen und wenn du meiner Weltord-
nung dich nicht unterwirfst, wirst du nach einigen Augen-
blicken als Ehebrecher den ewigen Flammen übergeben.
Ist das nicht eine große Liebe und Güte Gottes!

*) Der liberale Staat, so lange er nicht reumüthig wie der
verlorene Sohn zum Vater heimkehrt, - und das will und kann er
nicht, ohne sich selbst aufzugeben - wird naturnothwendig immer
mehr nach links gedrängt, mit der Heerfolge der Gemäßigten, bis er
von seinem Sohne, dem Sozialismus totgeschlagen wird. Dann tobt
der Kampf nur mehr zwischen Katholizismus und Sozialismus;
aber Christus der Herr wird mit und für seine Kirche den Riesen-
kampf siegreich auskämpfen, und wie einst auf den Ruinen des heid-
nischen Römerreiches auf den Trümmern des liberalen Staates die
christliche Gesellschaftsordnung wieder aufrichten.

Länder weit überholt hat. Schon vor fünf Jahren, also
während 14 Jahren unserer bürgerlichen Ehe waren
16331 Ehescheidungsklagen gerichtlich erledigt worden.
Darunter wie viele Urtheile auf gänzliche Scheidung?
13132. Also über 26,000 Geschiedene! wenn nun von
diesen nur 20000 wieder geheirathet haben! – Welch'
ein Abgrund von Elend und Zerüttung – von Sünde
und Gräuel! Wie weit mag seit den letzten 5 Jahren
die Wüste sich hinausgedehnt haben!

Wohl schlagen tiefer blickende Männer aller Richtungen
entsetzt die Hände ob den Häuptern zusammen und denken
auf Abhilfe; aber so lange nicht das Ehe- und Sitten-
gesetz Christi ganz und voll zur Geltung kommt, so lange
die Schule nicht wieder christlich geworden, geht Familie
und Gesellschaft nur schneller oder langsamer der Auflösung
entgegen. Denn die Leidenschaft betrachtet alle Zugeständ-
nisse nur als Abschlagsumme und ruhet nicht, bis sie end-
lich ohne Schranken schalten und walten kann.*)

Saget nun, ist es nicht eine außerordentliche Liebe
Gottes, daß er rundweg erklärt: „Du darfst das Eheband
niemals zerreißen, du darfst bei Lebzeiten des andern
Theiles niemals heirathen und wenn du meiner Weltord-
nung dich nicht unterwirfst, wirst du nach einigen Augen-
blicken als Ehebrecher den ewigen Flammen übergeben.
Ist das nicht eine große Liebe und Güte Gottes!

*) Der liberale Staat, so lange er nicht reumüthig wie der
verlorene Sohn zum Vater heimkehrt, – und das will und kann er
nicht, ohne sich selbst aufzugeben – wird naturnothwendig immer
mehr nach links gedrängt, mit der Heerfolge der Gemäßigten, bis er
von seinem Sohne, dem Sozialismus totgeschlagen wird. Dann tobt
der Kampf nur mehr zwischen Katholizismus und Sozialismus;
aber Christus der Herr wird mit und für seine Kirche den Riesen-
kampf siegreich auskämpfen, und wie einst auf den Ruinen des heid-
nischen Römerreiches auf den Trümmern des liberalen Staates die
christliche Gesellschaftsordnung wieder aufrichten.
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[103/0115] Länder weit überholt hat. Schon vor fünf Jahren, also während 14 Jahren unserer bürgerlichen Ehe waren 16331 Ehescheidungsklagen gerichtlich erledigt worden. Darunter wie viele Urtheile auf gänzliche Scheidung? 13132. Also über 26,000 Geschiedene! wenn nun von diesen nur 20000 wieder geheirathet haben! – Welch' ein Abgrund von Elend und Zerüttung – von Sünde und Gräuel! Wie weit mag seit den letzten 5 Jahren die Wüste sich hinausgedehnt haben! Wohl schlagen tiefer blickende Männer aller Richtungen entsetzt die Hände ob den Häuptern zusammen und denken auf Abhilfe; aber so lange nicht das Ehe- und Sitten- gesetz Christi ganz und voll zur Geltung kommt, so lange die Schule nicht wieder christlich geworden, geht Familie und Gesellschaft nur schneller oder langsamer der Auflösung entgegen. Denn die Leidenschaft betrachtet alle Zugeständ- nisse nur als Abschlagsumme und ruhet nicht, bis sie end- lich ohne Schranken schalten und walten kann. *) Saget nun, ist es nicht eine außerordentliche Liebe Gottes, daß er rundweg erklärt: „Du darfst das Eheband niemals zerreißen, du darfst bei Lebzeiten des andern Theiles niemals heirathen und wenn du meiner Weltord- nung dich nicht unterwirfst, wirst du nach einigen Augen- blicken als Ehebrecher den ewigen Flammen übergeben. Ist das nicht eine große Liebe und Güte Gottes! *) Der liberale Staat, so lange er nicht reumüthig wie der verlorene Sohn zum Vater heimkehrt, – und das will und kann er nicht, ohne sich selbst aufzugeben – wird naturnothwendig immer mehr nach links gedrängt, mit der Heerfolge der Gemäßigten, bis er von seinem Sohne, dem Sozialismus totgeschlagen wird. Dann tobt der Kampf nur mehr zwischen Katholizismus und Sozialismus; aber Christus der Herr wird mit und für seine Kirche den Riesen- kampf siegreich auskämpfen, und wie einst auf den Ruinen des heid- nischen Römerreiches auf den Trümmern des liberalen Staates die christliche Gesellschaftsordnung wieder aufrichten.

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/115>, abgerufen am 29.03.2024.