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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Wie nun die jungfräuliche Vermählung Marias mit
Joseph das Vorbild der Vereinigung Christi mit seiner
Kirche ist, so muß die christliche Ehe das Abbild jener
Vereinigung sein. So wird die Ehe zum großen Geheim-
niß in Christo und in der Kirche. Um dies Geheimniß
so weit nothwendig, recht zu verstehen, erkläre ich die
Epistel (Eph. V.) aus der Brautmesse und mache die ehe-
liche Liebe und Treue zum Mittelpunkt des Ganzen.

Betrachtet nun nach der Lehre des hl. Paulus die
gegenseitige Verbindung und Liebe Christi und seiner Kirche.
Christus ist das Haupt der Kirche, diese sein Leib. Er
selbst aber der Erlöser dieses Leibes. Er hat seine Kirche
geliebt und seinen Vater im Himmel durch die Mensch-
werdung gleichsam verlassen und verlassen seine Mutter
die Synagoge, um sich für seine Braut hinzugeben, die-
selbe in der Wassertaufe durch das Wort des Lebens zu
heiligen und sich dieselbe ohne Mackel und Mängel herr-
lich darzustellen. So hat er sich mit seiner Braut für
immer vermählt. "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis
an's Ende der Welt."
Ganz natürlich. Oder ist denn das
Haupt nicht dort, wo der Leib?

Die Liebe und Treue der Kirche zu Christus könnet
ihr wie mit leiblichen Augen sehen und betrachten. Sie
offenbart sich, wie der hl. Paulus schreibt, in Gehorsam,
in Unterwürfigkeit. Was hat die Kirche nur für die
Heiligkeit der Ehe bis auf diese Stunde schon gekämpft
und gelitten? Warum leidet sie heute so viel in ihrem
Oberhaupte, in ihren Bischöfen und Priestern, in so vielen
frommen Seelen? Warum fließt das Martyrblut ihrer
edelsten Kinder heute noch? Warum will sie lieber noch
weit mehr leiden, als mit der Welt und den Irrthümern
der Neuzeit sich aussöhnen? Warum? Die Braut
Jesu Christi liebt ihren Bräutigam so innig, so treu, daß
sie lieber alles leiden will, als ihren Blick nur irgendwie

Wie nun die jungfräuliche Vermählung Marias mit
Joseph das Vorbild der Vereinigung Christi mit seiner
Kirche ist, so muß die christliche Ehe das Abbild jener
Vereinigung sein. So wird die Ehe zum großen Geheim-
niß in Christo und in der Kirche. Um dies Geheimniß
so weit nothwendig, recht zu verstehen, erkläre ich die
Epistel (Eph. V.) aus der Brautmesse und mache die ehe-
liche Liebe und Treue zum Mittelpunkt des Ganzen.

Betrachtet nun nach der Lehre des hl. Paulus die
gegenseitige Verbindung und Liebe Christi und seiner Kirche.
Christus ist das Haupt der Kirche, diese sein Leib. Er
selbst aber der Erlöser dieses Leibes. Er hat seine Kirche
geliebt und seinen Vater im Himmel durch die Mensch-
werdung gleichsam verlassen und verlassen seine Mutter
die Synagoge, um sich für seine Braut hinzugeben, die-
selbe in der Wassertaufe durch das Wort des Lebens zu
heiligen und sich dieselbe ohne Mackel und Mängel herr-
lich darzustellen. So hat er sich mit seiner Braut für
immer vermählt. „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis
an's Ende der Welt.“
Ganz natürlich. Oder ist denn das
Haupt nicht dort, wo der Leib?

Die Liebe und Treue der Kirche zu Christus könnet
ihr wie mit leiblichen Augen sehen und betrachten. Sie
offenbart sich, wie der hl. Paulus schreibt, in Gehorsam,
in Unterwürfigkeit. Was hat die Kirche nur für die
Heiligkeit der Ehe bis auf diese Stunde schon gekämpft
und gelitten? Warum leidet sie heute so viel in ihrem
Oberhaupte, in ihren Bischöfen und Priestern, in so vielen
frommen Seelen? Warum fließt das Martyrblut ihrer
edelsten Kinder heute noch? Warum will sie lieber noch
weit mehr leiden, als mit der Welt und den Irrthümern
der Neuzeit sich aussöhnen? Warum? Die Braut
Jesu Christi liebt ihren Bräutigam so innig, so treu, daß
sie lieber alles leiden will, als ihren Blick nur irgendwie

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[125/0137] Wie nun die jungfräuliche Vermählung Marias mit Joseph das Vorbild der Vereinigung Christi mit seiner Kirche ist, so muß die christliche Ehe das Abbild jener Vereinigung sein. So wird die Ehe zum großen Geheim- niß in Christo und in der Kirche. Um dies Geheimniß so weit nothwendig, recht zu verstehen, erkläre ich die Epistel (Eph. V.) aus der Brautmesse und mache die ehe- liche Liebe und Treue zum Mittelpunkt des Ganzen. Betrachtet nun nach der Lehre des hl. Paulus die gegenseitige Verbindung und Liebe Christi und seiner Kirche. Christus ist das Haupt der Kirche, diese sein Leib. Er selbst aber der Erlöser dieses Leibes. Er hat seine Kirche geliebt und seinen Vater im Himmel durch die Mensch- werdung gleichsam verlassen und verlassen seine Mutter die Synagoge, um sich für seine Braut hinzugeben, die- selbe in der Wassertaufe durch das Wort des Lebens zu heiligen und sich dieselbe ohne Mackel und Mängel herr- lich darzustellen. So hat er sich mit seiner Braut für immer vermählt. „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an's Ende der Welt.“ Ganz natürlich. Oder ist denn das Haupt nicht dort, wo der Leib? Die Liebe und Treue der Kirche zu Christus könnet ihr wie mit leiblichen Augen sehen und betrachten. Sie offenbart sich, wie der hl. Paulus schreibt, in Gehorsam, in Unterwürfigkeit. Was hat die Kirche nur für die Heiligkeit der Ehe bis auf diese Stunde schon gekämpft und gelitten? Warum leidet sie heute so viel in ihrem Oberhaupte, in ihren Bischöfen und Priestern, in so vielen frommen Seelen? Warum fließt das Martyrblut ihrer edelsten Kinder heute noch? Warum will sie lieber noch weit mehr leiden, als mit der Welt und den Irrthümern der Neuzeit sich aussöhnen? Warum? Die Braut Jesu Christi liebt ihren Bräutigam so innig, so treu, daß sie lieber alles leiden will, als ihren Blick nur irgendwie

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/137>, abgerufen am 16.04.2024.