Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

hätten, was würde dann erst geschehen? Welche Aus-
schreitungen? Und dann murrt und klagt man
noch, wenn die katholische Kirche nicht
allen Launen nachkommen will: wenn sie
für die freie Selbstbestimmung des Men-
schen in seiner wichtigsten Lebenssache
alle Vorsichtsmaßregeln trifft und nur
wie gezwungen, um größere Aergernisse
zu verhüten, hie und da nachgibt! Und
dann murrt man noch
!

Sollte aber die Erweiterung der Freundschaft, die
Verbrüderung der Familien, die Gefahren der Sittlichkeit,
die zartesten Gefühle der Natur, die Freiheit der Ehe
nicht genügen, um die Weisheit der Kirche zu verstehen,
so betrachtet endlich noch die natürliche Ordnung der
Dinge. Während nämlich die Leidenschaft der katholischen
Kirche vorwirft, sie verletze die Rechte der Natur, zeigt
die ungetrübte Vernunft, wie gerade die Ordnung der
Natur durch die Kirche Gottes beschützt und erhalten bleibt.
Und das muß auch so sein. Denn der gleiche Gott, wel-
cher die Gesetze und die ganze Natur wie in den Leib
und das Blut des Menschen gelegt hat, der hat auch
durch seine hl. Kirche das Gesetz für das sittliche Leben
verkündet. Es kann natürlich hier nicht der Ort sein,
diesen Punkt tiefer und allseitiger zu entwickeln; nur was
die Erfahrung lehrt, will ich andeuten.

Es können allerdings aus allen Ehen Kinder mit
allerlei Gebrechen abstammen, besonders wenn die Eltern
unvernünftig handeln, sich der Trunksucht, dem Zorne, der
Wohllust oder Leidenschaften hingeben; aber die Beobach-
tung und Erfahrung lehrt, daß dies bei Verwandtschafts-
ehen weit mehr der Fall, ja daß selbst gesunde Kinder
geistig und körperlich noch kräftiger sein würden, wenn
ihre Eltern nicht verwandt wären. Diese Erfahrung hat

hätten, was würde dann erst geschehen? Welche Aus-
schreitungen? Und dann murrt und klagt man
noch, wenn die katholische Kirche nicht
allen Launen nachkommen will: wenn sie
für die freie Selbstbestimmung des Men-
schen in seiner wichtigsten Lebenssache
alle Vorsichtsmaßregeln trifft und nur
wie gezwungen, um größere Aergernisse
zu verhüten, hie und da nachgibt! Und
dann murrt man noch
!

Sollte aber die Erweiterung der Freundschaft, die
Verbrüderung der Familien, die Gefahren der Sittlichkeit,
die zartesten Gefühle der Natur, die Freiheit der Ehe
nicht genügen, um die Weisheit der Kirche zu verstehen,
so betrachtet endlich noch die natürliche Ordnung der
Dinge. Während nämlich die Leidenschaft der katholischen
Kirche vorwirft, sie verletze die Rechte der Natur, zeigt
die ungetrübte Vernunft, wie gerade die Ordnung der
Natur durch die Kirche Gottes beschützt und erhalten bleibt.
Und das muß auch so sein. Denn der gleiche Gott, wel-
cher die Gesetze und die ganze Natur wie in den Leib
und das Blut des Menschen gelegt hat, der hat auch
durch seine hl. Kirche das Gesetz für das sittliche Leben
verkündet. Es kann natürlich hier nicht der Ort sein,
diesen Punkt tiefer und allseitiger zu entwickeln; nur was
die Erfahrung lehrt, will ich andeuten.

Es können allerdings aus allen Ehen Kinder mit
allerlei Gebrechen abstammen, besonders wenn die Eltern
unvernünftig handeln, sich der Trunksucht, dem Zorne, der
Wohllust oder Leidenschaften hingeben; aber die Beobach-
tung und Erfahrung lehrt, daß dies bei Verwandtschafts-
ehen weit mehr der Fall, ja daß selbst gesunde Kinder
geistig und körperlich noch kräftiger sein würden, wenn
ihre Eltern nicht verwandt wären. Diese Erfahrung hat

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="15">
        <p><pb facs="#f0154" xml:id="H891_001_1896_pb0142_0001" n="142"/>
hätten, was würde dann erst geschehen? Welche Aus-<lb/>
schreitungen? <hi rendition="#g">Und dann murrt und klagt man<lb/>
noch, wenn die katholische Kirche nicht<lb/>
allen Launen nachkommen will: wenn sie<lb/>
für die freie Selbstbestimmung des Men-<lb/>
schen in seiner wichtigsten Lebenssache<lb/>
alle Vorsichtsmaßregeln trifft und nur<lb/>
wie gezwungen, um größere Aergernisse<lb/>
zu verhüten, hie und da nachgibt! Und<lb/>
dann murrt man noch</hi>!</p>
        <p>Sollte aber die Erweiterung der Freundschaft, die<lb/>
Verbrüderung der Familien, die Gefahren der Sittlichkeit,<lb/>
die zartesten Gefühle der Natur, die Freiheit der Ehe<lb/>
nicht genügen, um die Weisheit der Kirche zu verstehen,<lb/>
so betrachtet endlich noch die natürliche Ordnung der<lb/>
Dinge. Während nämlich die Leidenschaft der katholischen<lb/>
Kirche vorwirft, sie verletze die Rechte der Natur, zeigt<lb/>
die ungetrübte Vernunft, wie gerade die Ordnung der<lb/>
Natur durch die Kirche Gottes beschützt und erhalten bleibt.<lb/>
Und das muß auch so sein. Denn der gleiche Gott, wel-<lb/>
cher die Gesetze und die ganze Natur wie in den Leib<lb/>
und das Blut des Menschen gelegt hat, der hat auch<lb/>
durch seine hl. Kirche das Gesetz für das sittliche Leben<lb/>
verkündet. Es kann natürlich hier nicht der Ort sein,<lb/>
diesen Punkt tiefer und allseitiger zu entwickeln; nur was<lb/>
die Erfahrung lehrt, will ich andeuten.</p>
        <p>Es können allerdings aus allen Ehen Kinder mit<lb/>
allerlei Gebrechen abstammen, besonders wenn die Eltern<lb/>
unvernünftig handeln, sich der Trunksucht, dem Zorne, der<lb/>
Wohllust oder Leidenschaften hingeben; aber die Beobach-<lb/>
tung und Erfahrung lehrt, daß dies bei Verwandtschafts-<lb/>
ehen weit mehr der Fall, ja daß selbst gesunde Kinder<lb/>
geistig und körperlich noch kräftiger sein würden, wenn<lb/>
ihre Eltern nicht verwandt wären. Diese Erfahrung hat<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0154] hätten, was würde dann erst geschehen? Welche Aus- schreitungen? Und dann murrt und klagt man noch, wenn die katholische Kirche nicht allen Launen nachkommen will: wenn sie für die freie Selbstbestimmung des Men- schen in seiner wichtigsten Lebenssache alle Vorsichtsmaßregeln trifft und nur wie gezwungen, um größere Aergernisse zu verhüten, hie und da nachgibt! Und dann murrt man noch! Sollte aber die Erweiterung der Freundschaft, die Verbrüderung der Familien, die Gefahren der Sittlichkeit, die zartesten Gefühle der Natur, die Freiheit der Ehe nicht genügen, um die Weisheit der Kirche zu verstehen, so betrachtet endlich noch die natürliche Ordnung der Dinge. Während nämlich die Leidenschaft der katholischen Kirche vorwirft, sie verletze die Rechte der Natur, zeigt die ungetrübte Vernunft, wie gerade die Ordnung der Natur durch die Kirche Gottes beschützt und erhalten bleibt. Und das muß auch so sein. Denn der gleiche Gott, wel- cher die Gesetze und die ganze Natur wie in den Leib und das Blut des Menschen gelegt hat, der hat auch durch seine hl. Kirche das Gesetz für das sittliche Leben verkündet. Es kann natürlich hier nicht der Ort sein, diesen Punkt tiefer und allseitiger zu entwickeln; nur was die Erfahrung lehrt, will ich andeuten. Es können allerdings aus allen Ehen Kinder mit allerlei Gebrechen abstammen, besonders wenn die Eltern unvernünftig handeln, sich der Trunksucht, dem Zorne, der Wohllust oder Leidenschaften hingeben; aber die Beobach- tung und Erfahrung lehrt, daß dies bei Verwandtschafts- ehen weit mehr der Fall, ja daß selbst gesunde Kinder geistig und körperlich noch kräftiger sein würden, wenn ihre Eltern nicht verwandt wären. Diese Erfahrung hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/154
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/154>, abgerufen am 15.05.2024.