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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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verehren und nach Kräften nachahmen, verehren den heiligen
Joseph, den Pflegevater Jesu Christi, verehren die makel-
reine Jungfrau in ihrer jungfräulichen Mutterwürde, an-
beten das göttliche Kind. Das thun wir so oft, als wir den
freudenreichen Rosenkranz beten und betrachten. Denn in
diesen ersten fünf Geheimnissen ist ja die Geschichte der
heiligen Familie enthalten. Also verehren, aber auch nach-
ahmen. Denn die heilige Familie ist nicht bloß der Adel,
sondern auch das Vorbild der christlichen Ehe und Familie.
Denn Christus der Herr wollte nicht bloß die einzelnen
erlösen und heiligen, und ihnen ein Beispiel geben, sondern
er wollte auch die Familie als Familie und durch die
Familie die ganze menschliche Gesellschaft aus dem Sumpfe
trauriger Verirrungen auf die Lichthöhen christlicher Voll-
kommenheit führen. Hiefür war auch ein leuchtendes Vor-
bild nothwendig in der heiligen Familie von Nazareth.
Wenn nun auch die Verehrung und Nachahmung der heiligen
Familie uralt wie das Evangelium, das die heiligen Apostel
auf der ganzen Welt verkündet haben, so ist doch diese
Andacht erst in unsern Tagen zur vollen Blüthe gelangt;
denn die heilige Kirche nimmt aus ihrem unermäßlichen
Schatze je nach den Zeitbedürfnissen Neues und Altes hervor.

Wer will leugnen, daß gerade die Familie heute vie-
len und großen Gefahren ausgesetzt ist. Das heutige Er-
werbsleben und die Unbeständigkeit des Wohnsitzes der
ärmeren Klasse sind, an und für sich, die kleinsten Gefahren.
Denn die göttliche Vorsehung, welche diese Uebelstände
einmal zugelassen, darf doch nicht zugeben, daß Fami-
lien, welche eines guten Willens sind, dadurch geschädigt
werden. Die eigentlichen Gefahren liegen viel tiefer; liegen
im Verstande, mit einem falschen Begriffe von der Ehe und
ihrer Heiligkeit, liegen im Herzen mit seinen Leidenschaften,
liegen in der Zerstreuungssucht im Bunde mit der Genußsucht.
Nicht wahr, je weniger die Familienglieder an Werktagen

verehren und nach Kräften nachahmen, verehren den heiligen
Joseph, den Pflegevater Jesu Christi, verehren die makel-
reine Jungfrau in ihrer jungfräulichen Mutterwürde, an-
beten das göttliche Kind. Das thun wir so oft, als wir den
freudenreichen Rosenkranz beten und betrachten. Denn in
diesen ersten fünf Geheimnissen ist ja die Geschichte der
heiligen Familie enthalten. Also verehren, aber auch nach-
ahmen. Denn die heilige Familie ist nicht bloß der Adel,
sondern auch das Vorbild der christlichen Ehe und Familie.
Denn Christus der Herr wollte nicht bloß die einzelnen
erlösen und heiligen, und ihnen ein Beispiel geben, sondern
er wollte auch die Familie als Familie und durch die
Familie die ganze menschliche Gesellschaft aus dem Sumpfe
trauriger Verirrungen auf die Lichthöhen christlicher Voll-
kommenheit führen. Hiefür war auch ein leuchtendes Vor-
bild nothwendig in der heiligen Familie von Nazareth.
Wenn nun auch die Verehrung und Nachahmung der heiligen
Familie uralt wie das Evangelium, das die heiligen Apostel
auf der ganzen Welt verkündet haben, so ist doch diese
Andacht erst in unsern Tagen zur vollen Blüthe gelangt;
denn die heilige Kirche nimmt aus ihrem unermäßlichen
Schatze je nach den Zeitbedürfnissen Neues und Altes hervor.

Wer will leugnen, daß gerade die Familie heute vie-
len und großen Gefahren ausgesetzt ist. Das heutige Er-
werbsleben und die Unbeständigkeit des Wohnsitzes der
ärmeren Klasse sind, an und für sich, die kleinsten Gefahren.
Denn die göttliche Vorsehung, welche diese Uebelstände
einmal zugelassen, darf doch nicht zugeben, daß Fami-
lien, welche eines guten Willens sind, dadurch geschädigt
werden. Die eigentlichen Gefahren liegen viel tiefer; liegen
im Verstande, mit einem falschen Begriffe von der Ehe und
ihrer Heiligkeit, liegen im Herzen mit seinen Leidenschaften,
liegen in der Zerstreuungssucht im Bunde mit der Genußsucht.
Nicht wahr, je weniger die Familienglieder an Werktagen

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[4/0016] verehren und nach Kräften nachahmen, verehren den heiligen Joseph, den Pflegevater Jesu Christi, verehren die makel- reine Jungfrau in ihrer jungfräulichen Mutterwürde, an- beten das göttliche Kind. Das thun wir so oft, als wir den freudenreichen Rosenkranz beten und betrachten. Denn in diesen ersten fünf Geheimnissen ist ja die Geschichte der heiligen Familie enthalten. Also verehren, aber auch nach- ahmen. Denn die heilige Familie ist nicht bloß der Adel, sondern auch das Vorbild der christlichen Ehe und Familie. Denn Christus der Herr wollte nicht bloß die einzelnen erlösen und heiligen, und ihnen ein Beispiel geben, sondern er wollte auch die Familie als Familie und durch die Familie die ganze menschliche Gesellschaft aus dem Sumpfe trauriger Verirrungen auf die Lichthöhen christlicher Voll- kommenheit führen. Hiefür war auch ein leuchtendes Vor- bild nothwendig in der heiligen Familie von Nazareth. Wenn nun auch die Verehrung und Nachahmung der heiligen Familie uralt wie das Evangelium, das die heiligen Apostel auf der ganzen Welt verkündet haben, so ist doch diese Andacht erst in unsern Tagen zur vollen Blüthe gelangt; denn die heilige Kirche nimmt aus ihrem unermäßlichen Schatze je nach den Zeitbedürfnissen Neues und Altes hervor. Wer will leugnen, daß gerade die Familie heute vie- len und großen Gefahren ausgesetzt ist. Das heutige Er- werbsleben und die Unbeständigkeit des Wohnsitzes der ärmeren Klasse sind, an und für sich, die kleinsten Gefahren. Denn die göttliche Vorsehung, welche diese Uebelstände einmal zugelassen, darf doch nicht zugeben, daß Fami- lien, welche eines guten Willens sind, dadurch geschädigt werden. Die eigentlichen Gefahren liegen viel tiefer; liegen im Verstande, mit einem falschen Begriffe von der Ehe und ihrer Heiligkeit, liegen im Herzen mit seinen Leidenschaften, liegen in der Zerstreuungssucht im Bunde mit der Genußsucht. Nicht wahr, je weniger die Familienglieder an Werktagen

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/16>, abgerufen am 27.04.2024.