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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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zur Ausführung brachten. (Ad ocean ep. 78.) Fabiola,
eine der vornehmsten Frauen Roms, hatte einen durch
seine Laster unerträglichen Mann. Noch unbekannt von
der Strenge des Evangeliums ließ sie sich von ihm scheiden
und heirathete wieder. Was that Fabiola? wird sie lästern
über die Härte des Papstes, der auch gar keine Rücksicht
kenne? Wird sie pochen, sie werde es mit Gott schon
einmal ausmachen? Wird sie vielleicht gar von der Kirche
abfallen und sich über alles mit Spott und Hohn hin-
wegsetzen? Das überläßt sie denen, deren Gott der Bauch,
denen, deren hochstes Glück die Befriedigung der niedrigsten
Gelüste. Obwohl sie nach den römischen Gesetzen wieder
heirathen kann, steht sie dennoch vor der Kirchenthüre im
Bußkleid, bereut ihre That als Ehebruch, vor dem ganzen
Volke steht sie schweigend, mit bloßem Haupte, mit auf-
gelösten Haaren, mit niedergeschlagenen Augen. Bischof,
Priester und Volk weinen bei diesem Anblicke. Das war
ein Ereigniß für die neubekehrten Heiden, welche auf diese
Weise die Unbeugsamkeit der Kirche erkannten. Was that
Fabiola nachher? Wieder in die Kirchengemeinschaft auf-
genommen, widmete sie ihr Leben nur der Buße und
Wohlthätigkeit, gab Alles den Armen, stiftete das erste
Krankenhospital, worin sie selbst die Unglücklichen bediente.
Wie manche mag es heute geben, welche dieser Fabiola
in der Sünde nachfolgten; aber wo sind diejenigen, welche
mit ihr Buße thun? - und doch ist das nothwendig,
wollen sie nicht in das ewige Feuer der Ehebrecher stürzen!

Alls diesem Beispiele glaubet ihr wohl ahnen zu
können, was die Päpste im Laufe der Zeit gethan haben;
aber wenn ihr euch die großen Kämpfe vorstellet, wie sie
nur einmal in einem Jahrtausend vorkommen, ist das
alles wie nichts gegen die Wirklichkeit, wie ein sanfter
Morgenwind im Vergleiche zum Meeressturm.

Betrachtet nur die Geschichte des Königs Lothar im

zur Ausführung brachten. (Ad ocean ep. 78.) Fabiola,
eine der vornehmsten Frauen Roms, hatte einen durch
seine Laster unerträglichen Mann. Noch unbekannt von
der Strenge des Evangeliums ließ sie sich von ihm scheiden
und heirathete wieder. Was that Fabiola? wird sie lästern
über die Härte des Papstes, der auch gar keine Rücksicht
kenne? Wird sie pochen, sie werde es mit Gott schon
einmal ausmachen? Wird sie vielleicht gar von der Kirche
abfallen und sich über alles mit Spott und Hohn hin-
wegsetzen? Das überläßt sie denen, deren Gott der Bauch,
denen, deren hochstes Glück die Befriedigung der niedrigsten
Gelüste. Obwohl sie nach den römischen Gesetzen wieder
heirathen kann, steht sie dennoch vor der Kirchenthüre im
Bußkleid, bereut ihre That als Ehebruch, vor dem ganzen
Volke steht sie schweigend, mit bloßem Haupte, mit auf-
gelösten Haaren, mit niedergeschlagenen Augen. Bischof,
Priester und Volk weinen bei diesem Anblicke. Das war
ein Ereigniß für die neubekehrten Heiden, welche auf diese
Weise die Unbeugsamkeit der Kirche erkannten. Was that
Fabiola nachher? Wieder in die Kirchengemeinschaft auf-
genommen, widmete sie ihr Leben nur der Buße und
Wohlthätigkeit, gab Alles den Armen, stiftete das erste
Krankenhospital, worin sie selbst die Unglücklichen bediente.
Wie manche mag es heute geben, welche dieser Fabiola
in der Sünde nachfolgten; aber wo sind diejenigen, welche
mit ihr Buße thun? – und doch ist das nothwendig,
wollen sie nicht in das ewige Feuer der Ehebrecher stürzen!

Alls diesem Beispiele glaubet ihr wohl ahnen zu
können, was die Päpste im Laufe der Zeit gethan haben;
aber wenn ihr euch die großen Kämpfe vorstellet, wie sie
nur einmal in einem Jahrtausend vorkommen, ist das
alles wie nichts gegen die Wirklichkeit, wie ein sanfter
Morgenwind im Vergleiche zum Meeressturm.

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[148/0160] zur Ausführung brachten. (Ad ocean ep. 78.) Fabiola, eine der vornehmsten Frauen Roms, hatte einen durch seine Laster unerträglichen Mann. Noch unbekannt von der Strenge des Evangeliums ließ sie sich von ihm scheiden und heirathete wieder. Was that Fabiola? wird sie lästern über die Härte des Papstes, der auch gar keine Rücksicht kenne? Wird sie pochen, sie werde es mit Gott schon einmal ausmachen? Wird sie vielleicht gar von der Kirche abfallen und sich über alles mit Spott und Hohn hin- wegsetzen? Das überläßt sie denen, deren Gott der Bauch, denen, deren hochstes Glück die Befriedigung der niedrigsten Gelüste. Obwohl sie nach den römischen Gesetzen wieder heirathen kann, steht sie dennoch vor der Kirchenthüre im Bußkleid, bereut ihre That als Ehebruch, vor dem ganzen Volke steht sie schweigend, mit bloßem Haupte, mit auf- gelösten Haaren, mit niedergeschlagenen Augen. Bischof, Priester und Volk weinen bei diesem Anblicke. Das war ein Ereigniß für die neubekehrten Heiden, welche auf diese Weise die Unbeugsamkeit der Kirche erkannten. Was that Fabiola nachher? Wieder in die Kirchengemeinschaft auf- genommen, widmete sie ihr Leben nur der Buße und Wohlthätigkeit, gab Alles den Armen, stiftete das erste Krankenhospital, worin sie selbst die Unglücklichen bediente. Wie manche mag es heute geben, welche dieser Fabiola in der Sünde nachfolgten; aber wo sind diejenigen, welche mit ihr Buße thun? – und doch ist das nothwendig, wollen sie nicht in das ewige Feuer der Ehebrecher stürzen! Alls diesem Beispiele glaubet ihr wohl ahnen zu können, was die Päpste im Laufe der Zeit gethan haben; aber wenn ihr euch die großen Kämpfe vorstellet, wie sie nur einmal in einem Jahrtausend vorkommen, ist das alles wie nichts gegen die Wirklichkeit, wie ein sanfter Morgenwind im Vergleiche zum Meeressturm. Betrachtet nur die Geschichte des Königs Lothar im

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/160>, abgerufen am 19.04.2024.