Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

einander? Verlästert ihr euch gegenseitig vielleicht vor
oder gar bei den Kindern? Oder machet ihr euch durch
Trunksucht, durch Haß und Feindschaft, durch Streit und
Zank, durch Sünde und Laster selbst verächtlich? Auch
so traurigen Eltern sollten freilich Kinder gehorsam sein,
so lange dies ohne Sünde möglich ist; wenn sie aber
ungehorsam, ungebunden werden und in alle Laster hinein-
fallen; werden dann solche Kinder oder solche Eltern
tiefer in die Hölle stürzen? Urtheilet selbst.

Aber begreifet ihr nun auch Alle, warum ich jene
Predigten über Vater- und Mutterwürde, über die Be-
kanntschaft als einer hl. Ehrenfache der Familie, über die
Heiligkeit und Hoheit der Ehe nothwendig vorausschicken
mußte? Denn alle Klagelieder und Jammerpredigten
über den Zerfall der Erziehung und Familie helfen rein
nichts; alle Moralpredigten über Elternpflichten verschallen
wirkungslos, so lange in den Eltern nicht das lebendige
Bewußtsein der Vater- und Mutterwürde in den tiefen
Geheimnissen der Natur und der Gnade und der Offen-
barung geweckt und wach erhalten wird.

Wenn ihr nun, christliche Eltern, im Bewußtsein
dieser Würde und Hoheit vor euern Kindern wandelt, ist
für den Gehorsam schon vieles, wenn auch nicht alles
gethan. Denn ihr sollet nach der Mahnung des heiligen
Geistes handeln: "Lasse ihm seinen Willen nicht in der
Jugend."
Wem? Deinem Sohne, deiner Tochter. Beuge seinen
Nacken und schmeidige seine Lenden. Nie und nimmer
dürfet ihr gestatten, daß die Kinder ihren Willen durch-
setzen, nach ihren Launen handeln. Sobald sie weinen
oder gar murren, wenn nicht nach ihrem Willen geschieht,
so tröstet sie ja nicht, gebet ihnen ja keinen Zucker -
sondern nehmt die feste Ruthe in die Hand. Folgen sie
nicht gerne, so versprecht ihnen im Falle des Gehorsams
ja nicht eine Freude, oder einen Genuß - sonst wird

einander? Verlästert ihr euch gegenseitig vielleicht vor
oder gar bei den Kindern? Oder machet ihr euch durch
Trunksucht, durch Haß und Feindschaft, durch Streit und
Zank, durch Sünde und Laster selbst verächtlich? Auch
so traurigen Eltern sollten freilich Kinder gehorsam sein,
so lange dies ohne Sünde möglich ist; wenn sie aber
ungehorsam, ungebunden werden und in alle Laster hinein-
fallen; werden dann solche Kinder oder solche Eltern
tiefer in die Hölle stürzen? Urtheilet selbst.

Aber begreifet ihr nun auch Alle, warum ich jene
Predigten über Vater- und Mutterwürde, über die Be-
kanntschaft als einer hl. Ehrenfache der Familie, über die
Heiligkeit und Hoheit der Ehe nothwendig vorausschicken
mußte? Denn alle Klagelieder und Jammerpredigten
über den Zerfall der Erziehung und Familie helfen rein
nichts; alle Moralpredigten über Elternpflichten verschallen
wirkungslos, so lange in den Eltern nicht das lebendige
Bewußtsein der Vater- und Mutterwürde in den tiefen
Geheimnissen der Natur und der Gnade und der Offen-
barung geweckt und wach erhalten wird.

Wenn ihr nun, christliche Eltern, im Bewußtsein
dieser Würde und Hoheit vor euern Kindern wandelt, ist
für den Gehorsam schon vieles, wenn auch nicht alles
gethan. Denn ihr sollet nach der Mahnung des heiligen
Geistes handeln: „Lasse ihm seinen Willen nicht in der
Jugend.“
Wem? Deinem Sohne, deiner Tochter. Beuge seinen
Nacken und schmeidige seine Lenden. Nie und nimmer
dürfet ihr gestatten, daß die Kinder ihren Willen durch-
setzen, nach ihren Launen handeln. Sobald sie weinen
oder gar murren, wenn nicht nach ihrem Willen geschieht,
so tröstet sie ja nicht, gebet ihnen ja keinen Zucker –
sondern nehmt die feste Ruthe in die Hand. Folgen sie
nicht gerne, so versprecht ihnen im Falle des Gehorsams
ja nicht eine Freude, oder einen Genuß – sonst wird

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="21">
        <p><pb facs="#f0217" xml:id="H891_001_1896_pb0205_0001" n="205"/>
einander? Verlästert ihr euch gegenseitig vielleicht vor<lb/>
oder gar bei den Kindern? Oder machet ihr euch durch<lb/>
Trunksucht, durch Haß und Feindschaft, durch Streit und<lb/>
Zank, durch Sünde und Laster selbst verächtlich? Auch<lb/>
so traurigen Eltern sollten freilich Kinder gehorsam sein,<lb/>
so lange dies ohne Sünde möglich ist; wenn sie aber<lb/>
ungehorsam, ungebunden werden und in alle Laster hinein-<lb/>
fallen; werden dann solche Kinder oder solche Eltern<lb/>
tiefer in die Hölle stürzen? Urtheilet selbst.</p>
        <p>Aber begreifet ihr nun auch <hi rendition="#g">Alle</hi>, warum ich jene<lb/>
Predigten über Vater- und Mutterwürde, über die Be-<lb/>
kanntschaft als einer hl. Ehrenfache der Familie, über die<lb/>
Heiligkeit und Hoheit der Ehe nothwendig vorausschicken<lb/>
mußte? Denn alle Klagelieder und Jammerpredigten<lb/>
über den Zerfall der Erziehung und Familie helfen rein<lb/>
nichts; alle Moralpredigten über Elternpflichten verschallen<lb/>
wirkungslos, so lange in den Eltern nicht das lebendige<lb/>
Bewußtsein der Vater- und Mutterwürde in den tiefen<lb/>
Geheimnissen der Natur und der Gnade und der Offen-<lb/>
barung geweckt und wach erhalten wird.</p>
        <p>Wenn ihr nun, christliche Eltern, im Bewußtsein<lb/>
dieser Würde und Hoheit vor euern Kindern wandelt, ist<lb/>
für den Gehorsam schon vieles, wenn auch nicht alles<lb/>
gethan. Denn ihr sollet nach der Mahnung des heiligen<lb/>
Geistes handeln: <q>&#x201E;Lasse ihm seinen Willen nicht in der<lb/>
Jugend.&#x201C;</q> Wem? Deinem Sohne, deiner Tochter. Beuge seinen<lb/>
Nacken und schmeidige seine Lenden. Nie und nimmer<lb/>
dürfet ihr gestatten, daß die Kinder ihren Willen durch-<lb/>
setzen, nach ihren Launen handeln. Sobald sie weinen<lb/>
oder gar murren, wenn nicht nach ihrem Willen geschieht,<lb/>
so tröstet sie ja nicht, gebet ihnen ja keinen Zucker &#x2013;<lb/>
sondern nehmt die feste Ruthe in die Hand. Folgen sie<lb/>
nicht gerne, so versprecht ihnen im Falle des Gehorsams<lb/>
ja nicht eine Freude, oder einen Genuß &#x2013; sonst wird<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0217] einander? Verlästert ihr euch gegenseitig vielleicht vor oder gar bei den Kindern? Oder machet ihr euch durch Trunksucht, durch Haß und Feindschaft, durch Streit und Zank, durch Sünde und Laster selbst verächtlich? Auch so traurigen Eltern sollten freilich Kinder gehorsam sein, so lange dies ohne Sünde möglich ist; wenn sie aber ungehorsam, ungebunden werden und in alle Laster hinein- fallen; werden dann solche Kinder oder solche Eltern tiefer in die Hölle stürzen? Urtheilet selbst. Aber begreifet ihr nun auch Alle, warum ich jene Predigten über Vater- und Mutterwürde, über die Be- kanntschaft als einer hl. Ehrenfache der Familie, über die Heiligkeit und Hoheit der Ehe nothwendig vorausschicken mußte? Denn alle Klagelieder und Jammerpredigten über den Zerfall der Erziehung und Familie helfen rein nichts; alle Moralpredigten über Elternpflichten verschallen wirkungslos, so lange in den Eltern nicht das lebendige Bewußtsein der Vater- und Mutterwürde in den tiefen Geheimnissen der Natur und der Gnade und der Offen- barung geweckt und wach erhalten wird. Wenn ihr nun, christliche Eltern, im Bewußtsein dieser Würde und Hoheit vor euern Kindern wandelt, ist für den Gehorsam schon vieles, wenn auch nicht alles gethan. Denn ihr sollet nach der Mahnung des heiligen Geistes handeln: „Lasse ihm seinen Willen nicht in der Jugend.“ Wem? Deinem Sohne, deiner Tochter. Beuge seinen Nacken und schmeidige seine Lenden. Nie und nimmer dürfet ihr gestatten, daß die Kinder ihren Willen durch- setzen, nach ihren Launen handeln. Sobald sie weinen oder gar murren, wenn nicht nach ihrem Willen geschieht, so tröstet sie ja nicht, gebet ihnen ja keinen Zucker – sondern nehmt die feste Ruthe in die Hand. Folgen sie nicht gerne, so versprecht ihnen im Falle des Gehorsams ja nicht eine Freude, oder einen Genuß – sonst wird

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/217
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/217>, abgerufen am 25.04.2024.