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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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der Papst, du sollst keine falschen und verschrobenen An-
sichten haben, wie dies bei Gebildeten und Ungebildeten
sonst nicht selten der Fall - und doch gehörst auch du mit
deiner Familie am Sonntag in die Kirche. Warum?
Ich begründe das nicht mit dem Kirchengebote, das uns
schwer verpflichtet, einer hl. Messe beizuwohnen, nicht mit
der gegenseitigen Erbauung - nicht mit dem Segen des
göttlichen Wortes - aber auf das Beispiel der hl. Familie
will ich einzig und allein hinweisen.

Wußten die Hohenpriester und Schriftgelehrten, daß
der Messias erschienen und aus der Jungfrau geboren
sei? Kaum verstanden sie die Weissagungen der Propheten,
deren Erfüllung war ihnen ganz unbekannt. Aber wer
wußte dies alles? Maria und Joseph - und doch hören
sie die Predigt der Priester! Und bei ihnen ist Christus,
die ewige Weisheit des Vaters und hört auf das Wort
armseliger Menschen. Wo ist ein Vater weise wie der
hl. Joseph? Wo eine Mutter gotterleuchtet wie Maria?
Wo ein Jüngling voll der Gnade und der Weisheit wie
der göttliche Knabe? Wo eine Familie, in welcher die
Weisheit, die Wahrheit, die Heiligkeit leibhaftig wohnt?
Zeiget mir eine solche, und auch diese hat dem Gottes-
dienste beizuwohnen, das Wort Gottes anzuhören. Da
können wir unmöglich vorbeikommen. Warum? Entweder
müssen wir die hl. Familie oder wenigstens ihre Bedeutung
für die christliche Familie leugnen, und dann sind wir
keine Christen mehr, oder wir müssen mit der katholischen
Kirche an diese hl. Familie glauben und ihrem Beispiele
gerne oder ungerne nachfolgen. Warum denn nicht?

Denn betrachtet nur in kurzen Zügen die Würde
und Auszeichnung, zu der wir berufen, von der aber so
viele gar nichts wissen wollen. Christus, die Sonne der
Gerechtigkeit, ist in der hl. Familie mit der ganzen Herr-
lichkeit des Himmels erschienen, und doch steht diese

der Papst, du sollst keine falschen und verschrobenen An-
sichten haben, wie dies bei Gebildeten und Ungebildeten
sonst nicht selten der Fall – und doch gehörst auch du mit
deiner Familie am Sonntag in die Kirche. Warum?
Ich begründe das nicht mit dem Kirchengebote, das uns
schwer verpflichtet, einer hl. Messe beizuwohnen, nicht mit
der gegenseitigen Erbauung – nicht mit dem Segen des
göttlichen Wortes – aber auf das Beispiel der hl. Familie
will ich einzig und allein hinweisen.

Wußten die Hohenpriester und Schriftgelehrten, daß
der Messias erschienen und aus der Jungfrau geboren
sei? Kaum verstanden sie die Weissagungen der Propheten,
deren Erfüllung war ihnen ganz unbekannt. Aber wer
wußte dies alles? Maria und Joseph – und doch hören
sie die Predigt der Priester! Und bei ihnen ist Christus,
die ewige Weisheit des Vaters und hört auf das Wort
armseliger Menschen. Wo ist ein Vater weise wie der
hl. Joseph? Wo eine Mutter gotterleuchtet wie Maria?
Wo ein Jüngling voll der Gnade und der Weisheit wie
der göttliche Knabe? Wo eine Familie, in welcher die
Weisheit, die Wahrheit, die Heiligkeit leibhaftig wohnt?
Zeiget mir eine solche, und auch diese hat dem Gottes-
dienste beizuwohnen, das Wort Gottes anzuhören. Da
können wir unmöglich vorbeikommen. Warum? Entweder
müssen wir die hl. Familie oder wenigstens ihre Bedeutung
für die christliche Familie leugnen, und dann sind wir
keine Christen mehr, oder wir müssen mit der katholischen
Kirche an diese hl. Familie glauben und ihrem Beispiele
gerne oder ungerne nachfolgen. Warum denn nicht?

Denn betrachtet nur in kurzen Zügen die Würde
und Auszeichnung, zu der wir berufen, von der aber so
viele gar nichts wissen wollen. Christus, die Sonne der
Gerechtigkeit, ist in der hl. Familie mit der ganzen Herr-
lichkeit des Himmels erschienen, und doch steht diese

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[290/0302] der Papst, du sollst keine falschen und verschrobenen An- sichten haben, wie dies bei Gebildeten und Ungebildeten sonst nicht selten der Fall – und doch gehörst auch du mit deiner Familie am Sonntag in die Kirche. Warum? Ich begründe das nicht mit dem Kirchengebote, das uns schwer verpflichtet, einer hl. Messe beizuwohnen, nicht mit der gegenseitigen Erbauung – nicht mit dem Segen des göttlichen Wortes – aber auf das Beispiel der hl. Familie will ich einzig und allein hinweisen. Wußten die Hohenpriester und Schriftgelehrten, daß der Messias erschienen und aus der Jungfrau geboren sei? Kaum verstanden sie die Weissagungen der Propheten, deren Erfüllung war ihnen ganz unbekannt. Aber wer wußte dies alles? Maria und Joseph – und doch hören sie die Predigt der Priester! Und bei ihnen ist Christus, die ewige Weisheit des Vaters und hört auf das Wort armseliger Menschen. Wo ist ein Vater weise wie der hl. Joseph? Wo eine Mutter gotterleuchtet wie Maria? Wo ein Jüngling voll der Gnade und der Weisheit wie der göttliche Knabe? Wo eine Familie, in welcher die Weisheit, die Wahrheit, die Heiligkeit leibhaftig wohnt? Zeiget mir eine solche, und auch diese hat dem Gottes- dienste beizuwohnen, das Wort Gottes anzuhören. Da können wir unmöglich vorbeikommen. Warum? Entweder müssen wir die hl. Familie oder wenigstens ihre Bedeutung für die christliche Familie leugnen, und dann sind wir keine Christen mehr, oder wir müssen mit der katholischen Kirche an diese hl. Familie glauben und ihrem Beispiele gerne oder ungerne nachfolgen. Warum denn nicht? Denn betrachtet nur in kurzen Zügen die Würde und Auszeichnung, zu der wir berufen, von der aber so viele gar nichts wissen wollen. Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, ist in der hl. Familie mit der ganzen Herr- lichkeit des Himmels erschienen, und doch steht diese

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/302>, abgerufen am 28.03.2024.