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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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färben, nicht auch der heiterer Sinn sich trübe und
schwärze."
Nach diesem Grundsatze dürfen wir um so ge-
troster handeln, als auch der hl. Geist denselben lehrt mit
den Worten: "Freue dich in deiner Jugend, und wohl-
gemuth sei dein Herz in deinen jungen Tagen, denn die
Freude im Herrn ist ja unsere Stärke und die Heiterkeit
des Herzens ein unerschöpflicher Schatz der Heiligkeit
(Ecc. XI. 95)."
In diesem Punkte sind wir wohl alle einig,
aber sobald wir auf die Art und Weise der Freude kommen,
beginnen auch die Schwierigkeiten.

Die Grundregeln giebt uns der hl. Geist in den
Worten: "Euere Bescheidenheit sei allen Menschen offen-
bar."
Er fordert zur Freude auf, knüpfte aber daran
die Bedingungen der Bescheidenheit. Worin besteht diese?
Nach dem hl. Thomas und den alten Philosophen darin,
daß wir in allem das richtige Maaß halten, wie es Sitte
und Gewohnheit und die Würde des Menschen, wie es
das Gesetz Gottes und unsere Verhältnisse verlangen.
(I. II. III. q. 160).

Daher habet ihr vor allem zu sorgen, daß die
Freuden auf kluge Weise beschränkt werden und besonders
die Kinder an Kleinigkeiten sich freuen Denn je beschei-
dener das Freudenmaß desto glücklicher und froher die
Kinderwelt und die Jugend. Um aber von diesen allge-
meinen Grundsätzen mehr zum einzelnen herabzusteigen,
muß ich vor allem folgendes bemerken. Lasset Kinder nie
an Freuden theilnehmen, welche nur Erwachsenen zu-
kommen. Dahin gehören größere Reisen und Ausflüge,
der Besuch weltlicher Feste, welche nicht gerade am Wohn-
orte abgehalten werden, dahin gehören Tanz, Hochzeits-
feste, Theater, im allgemeinen der Besuch der Wirths-
häuser. Warum? Wenn nämlich die Kinder schon die
Freuden der Erwachsenen genießen; welche Ansprüche
werden sie im reiferen Alter machen? Ich rede da gar

färben, nicht auch der heiterer Sinn sich trübe und
schwärze.“
Nach diesem Grundsatze dürfen wir um so ge-
troster handeln, als auch der hl. Geist denselben lehrt mit
den Worten: „Freue dich in deiner Jugend, und wohl-
gemuth sei dein Herz in deinen jungen Tagen, denn die
Freude im Herrn ist ja unsere Stärke und die Heiterkeit
des Herzens ein unerschöpflicher Schatz der Heiligkeit
(Ecc. XI. 95).“
In diesem Punkte sind wir wohl alle einig,
aber sobald wir auf die Art und Weise der Freude kommen,
beginnen auch die Schwierigkeiten.

Die Grundregeln giebt uns der hl. Geist in den
Worten: „Euere Bescheidenheit sei allen Menschen offen-
bar.“
Er fordert zur Freude auf, knüpfte aber daran
die Bedingungen der Bescheidenheit. Worin besteht diese?
Nach dem hl. Thomas und den alten Philosophen darin,
daß wir in allem das richtige Maaß halten, wie es Sitte
und Gewohnheit und die Würde des Menschen, wie es
das Gesetz Gottes und unsere Verhältnisse verlangen.
(I. II. III. q. 160).

Daher habet ihr vor allem zu sorgen, daß die
Freuden auf kluge Weise beschränkt werden und besonders
die Kinder an Kleinigkeiten sich freuen Denn je beschei-
dener das Freudenmaß desto glücklicher und froher die
Kinderwelt und die Jugend. Um aber von diesen allge-
meinen Grundsätzen mehr zum einzelnen herabzusteigen,
muß ich vor allem folgendes bemerken. Lasset Kinder nie
an Freuden theilnehmen, welche nur Erwachsenen zu-
kommen. Dahin gehören größere Reisen und Ausflüge,
der Besuch weltlicher Feste, welche nicht gerade am Wohn-
orte abgehalten werden, dahin gehören Tanz, Hochzeits-
feste, Theater, im allgemeinen der Besuch der Wirths-
häuser. Warum? Wenn nämlich die Kinder schon die
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werden sie im reiferen Alter machen? Ich rede da gar

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[304/0316] färben, nicht auch der heiterer Sinn sich trübe und schwärze.“ Nach diesem Grundsatze dürfen wir um so ge- troster handeln, als auch der hl. Geist denselben lehrt mit den Worten: „Freue dich in deiner Jugend, und wohl- gemuth sei dein Herz in deinen jungen Tagen, denn die Freude im Herrn ist ja unsere Stärke und die Heiterkeit des Herzens ein unerschöpflicher Schatz der Heiligkeit (Ecc. XI. 95).“ In diesem Punkte sind wir wohl alle einig, aber sobald wir auf die Art und Weise der Freude kommen, beginnen auch die Schwierigkeiten. Die Grundregeln giebt uns der hl. Geist in den Worten: „Euere Bescheidenheit sei allen Menschen offen- bar.“ Er fordert zur Freude auf, knüpfte aber daran die Bedingungen der Bescheidenheit. Worin besteht diese? Nach dem hl. Thomas und den alten Philosophen darin, daß wir in allem das richtige Maaß halten, wie es Sitte und Gewohnheit und die Würde des Menschen, wie es das Gesetz Gottes und unsere Verhältnisse verlangen. (I. II. III. q. 160). Daher habet ihr vor allem zu sorgen, daß die Freuden auf kluge Weise beschränkt werden und besonders die Kinder an Kleinigkeiten sich freuen Denn je beschei- dener das Freudenmaß desto glücklicher und froher die Kinderwelt und die Jugend. Um aber von diesen allge- meinen Grundsätzen mehr zum einzelnen herabzusteigen, muß ich vor allem folgendes bemerken. Lasset Kinder nie an Freuden theilnehmen, welche nur Erwachsenen zu- kommen. Dahin gehören größere Reisen und Ausflüge, der Besuch weltlicher Feste, welche nicht gerade am Wohn- orte abgehalten werden, dahin gehören Tanz, Hochzeits- feste, Theater, im allgemeinen der Besuch der Wirths- häuser. Warum? Wenn nämlich die Kinder schon die Freuden der Erwachsenen genießen; welche Ansprüche werden sie im reiferen Alter machen? Ich rede da gar

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/316>, abgerufen am 20.04.2024.