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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Stand angesehen oder verachtet, ob Genüsse oder Ent-
behrung mein Antheil - an all dem liegt nur gar nichts,
nur deinen Willen thue mir kund, daß ich denselben er-
fülle und so den Himmel verdienen kann."

Das ist wahre Gleichmuth des Herzens und in dieser
Seelenstimmung prüfet vor allem euch selbst. Denn Gott
hat uns den Verstand gegeben, daß er wie ein Licht uns
voranleuchte. Saget euch dann aufrichtig: "Der und der,
die und die bin ich; das sind meine Anlagen, meine
Neigungen; das meine Vergangenheit, das meine Haupt-
leidenschaft; das meine Gefahr."
Dann frage dich: "Welchen
Einfluß übt die Welt auf mich? Habe ich irgend welche
Selbstständigkeit? Bin ich nur an das "Ja" nicht aber
an das "Nein" gewohnt? Dann betrachte den Stand,
in den du treten willst, seine Gefahren, seine Verpflich-
tungen, seine Schwierigkeiten, vergleiche dies alles mit
deinen Anlagen, deinen Leidenschaften, deinem bisherigen
Leben, und wenn du dir sagen mußt: "Dieser Himmels-
weg ist für mich zu steil, zu dornig, da komme ich nicht
vorwärts"
, so ist er nicht für dich und das um so weniger,
je mehr er deiner Leidenschaft schmeichelt. Wenn du
aber glaubst, du könntest bei deinen Anlagen und Kennt-
nissen und Neigungen dein ewiges Heil in einem
Berufe wirken, so traue dir noch nicht, sondern frage
andere um Rath.

Also andere um Rath fragen; aber da ist viele Vor-
sicht nothwendig; denn es giebt unberufene Rathgeber.
Dahin gehören gottlose Menschen. Daher mahnt der
hl. Geist im Buche Sirach (37, 12) "Mit einem Menschen,
der keine Religion hat, rathschlage niemals!"
Denn das
wäre gleich thöricht als wenn du mit einem Weibe über
ihre Nebenbuhlerin und mit einem Furchtsamen über Krieg
dich berathen wolltest. Doch zu diesen Unberufenen
zählet nicht blos; Leute ohne Religion, sondern auch alle

Stand angesehen oder verachtet, ob Genüsse oder Ent-
behrung mein Antheil – an all dem liegt nur gar nichts,
nur deinen Willen thue mir kund, daß ich denselben er-
fülle und so den Himmel verdienen kann.“

Das ist wahre Gleichmuth des Herzens und in dieser
Seelenstimmung prüfet vor allem euch selbst. Denn Gott
hat uns den Verstand gegeben, daß er wie ein Licht uns
voranleuchte. Saget euch dann aufrichtig: „Der und der,
die und die bin ich; das sind meine Anlagen, meine
Neigungen; das meine Vergangenheit, das meine Haupt-
leidenschaft; das meine Gefahr.“
Dann frage dich: „Welchen
Einfluß übt die Welt auf mich? Habe ich irgend welche
Selbstständigkeit? Bin ich nur an das „Ja“ nicht aber
an das „Nein“ gewohnt? Dann betrachte den Stand,
in den du treten willst, seine Gefahren, seine Verpflich-
tungen, seine Schwierigkeiten, vergleiche dies alles mit
deinen Anlagen, deinen Leidenschaften, deinem bisherigen
Leben, und wenn du dir sagen mußt: „Dieser Himmels-
weg ist für mich zu steil, zu dornig, da komme ich nicht
vorwärts“
, so ist er nicht für dich und das um so weniger,
je mehr er deiner Leidenschaft schmeichelt. Wenn du
aber glaubst, du könntest bei deinen Anlagen und Kennt-
nissen und Neigungen dein ewiges Heil in einem
Berufe wirken, so traue dir noch nicht, sondern frage
andere um Rath.

Also andere um Rath fragen; aber da ist viele Vor-
sicht nothwendig; denn es giebt unberufene Rathgeber.
Dahin gehören gottlose Menschen. Daher mahnt der
hl. Geist im Buche Sirach (37, 12) „Mit einem Menschen,
der keine Religion hat, rathschlage niemals!“
Denn das
wäre gleich thöricht als wenn du mit einem Weibe über
ihre Nebenbuhlerin und mit einem Furchtsamen über Krieg
dich berathen wolltest. Doch zu diesen Unberufenen
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[334/0346] Stand angesehen oder verachtet, ob Genüsse oder Ent- behrung mein Antheil – an all dem liegt nur gar nichts, nur deinen Willen thue mir kund, daß ich denselben er- fülle und so den Himmel verdienen kann.“ Das ist wahre Gleichmuth des Herzens und in dieser Seelenstimmung prüfet vor allem euch selbst. Denn Gott hat uns den Verstand gegeben, daß er wie ein Licht uns voranleuchte. Saget euch dann aufrichtig: „Der und der, die und die bin ich; das sind meine Anlagen, meine Neigungen; das meine Vergangenheit, das meine Haupt- leidenschaft; das meine Gefahr.“ Dann frage dich: „Welchen Einfluß übt die Welt auf mich? Habe ich irgend welche Selbstständigkeit? Bin ich nur an das „Ja“ nicht aber an das „Nein“ gewohnt? Dann betrachte den Stand, in den du treten willst, seine Gefahren, seine Verpflich- tungen, seine Schwierigkeiten, vergleiche dies alles mit deinen Anlagen, deinen Leidenschaften, deinem bisherigen Leben, und wenn du dir sagen mußt: „Dieser Himmels- weg ist für mich zu steil, zu dornig, da komme ich nicht vorwärts“, so ist er nicht für dich und das um so weniger, je mehr er deiner Leidenschaft schmeichelt. Wenn du aber glaubst, du könntest bei deinen Anlagen und Kennt- nissen und Neigungen dein ewiges Heil in einem Berufe wirken, so traue dir noch nicht, sondern frage andere um Rath. Also andere um Rath fragen; aber da ist viele Vor- sicht nothwendig; denn es giebt unberufene Rathgeber. Dahin gehören gottlose Menschen. Daher mahnt der hl. Geist im Buche Sirach (37, 12) „Mit einem Menschen, der keine Religion hat, rathschlage niemals!“ Denn das wäre gleich thöricht als wenn du mit einem Weibe über ihre Nebenbuhlerin und mit einem Furchtsamen über Krieg dich berathen wolltest. Doch zu diesen Unberufenen zählet nicht blos; Leute ohne Religion, sondern auch alle

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/346>, abgerufen am 30.04.2024.