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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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meinen Gelüsten zu handeln? So überleget und betrachtet
bei euch selbst, und es wird euch gegeben werden, das
Geheimniß eueres Berufes zu verstehen.

Aber, meinst du vielleicht, das sind so Gedanken für
Leute, die an das Kloster denken, aber nicht für Jüng-
linge, die in der Welt draußen sich des Lebens freuen,
nicht für Jungfrauen, welche ganze Nächte durchsingen,
durchtanzen, an Liebschaft und Hochzeit denken. So!
Wisset ihr, für wen diese Arbeit ist? Für alle, welche,
ernstlich daran denken, in den Himmel zu kommen. Aber
nach diesen Grundsätzen werden wir alle in ein Kloster
treten! Hat keine Gefahr; denn Gott selbst hat die ver-
schiedenen Stände zum Wohl der Gesellschaft angeordnet
und wird daher auch sorgen, daß alle gehörig vertreten
sind und wenn sie es nicht sind, fehlt es nicht an
Gott, sondern an uns Menschen. Hat keine Gefahr.
Denn ich stehe durchaus nicht im Rufe eines Klosterfrauen-
machers das überlaß ich Gott dem Herrn - und doch
verkünde ich diese Grundsätze und, wenn man mich um
Rath fragt, handle ich auch darnach, ob dann jemand
in der Welt bleibe oder ins Kloster trete, sich diesem oder
jenem Berufe widme, ledig bleibe oder in den Ehestand
trete, mit dieser oder jener Person sich vereheliche, ist mir
ganz gleich, wenn nur der Wille Gottes ge-
schieht und so die Wahl nach Gottes
Willen getroffen wird
.

"Aber eine solche Standeswahl könnte von mir große
Opfer verlangen."
Mag sein, aber Gott ist dir nahe
mit seiner Gnade. Zudem leidet das Himmelreich Ge-
walt, und willst du keine Gewalt brauchen, willst du ja
selbst vom Erbrecht auf den Himmel nichts wissen.

"Aber meine Freiheit? Ich bin da zu stark ge-
bunden; ich darf nicht mehr nach Herzenslust wählen,
sondern muß mich dem Willen Gottes unterwerfen."
Das

meinen Gelüsten zu handeln? So überleget und betrachtet
bei euch selbst, und es wird euch gegeben werden, das
Geheimniß eueres Berufes zu verstehen.

Aber, meinst du vielleicht, das sind so Gedanken für
Leute, die an das Kloster denken, aber nicht für Jüng-
linge, die in der Welt draußen sich des Lebens freuen,
nicht für Jungfrauen, welche ganze Nächte durchsingen,
durchtanzen, an Liebschaft und Hochzeit denken. So!
Wisset ihr, für wen diese Arbeit ist? Für alle, welche,
ernstlich daran denken, in den Himmel zu kommen. Aber
nach diesen Grundsätzen werden wir alle in ein Kloster
treten! Hat keine Gefahr; denn Gott selbst hat die ver-
schiedenen Stände zum Wohl der Gesellschaft angeordnet
und wird daher auch sorgen, daß alle gehörig vertreten
sind und wenn sie es nicht sind, fehlt es nicht an
Gott, sondern an uns Menschen. Hat keine Gefahr.
Denn ich stehe durchaus nicht im Rufe eines Klosterfrauen-
machers das überlaß ich Gott dem Herrn – und doch
verkünde ich diese Grundsätze und, wenn man mich um
Rath fragt, handle ich auch darnach, ob dann jemand
in der Welt bleibe oder ins Kloster trete, sich diesem oder
jenem Berufe widme, ledig bleibe oder in den Ehestand
trete, mit dieser oder jener Person sich vereheliche, ist mir
ganz gleich, wenn nur der Wille Gottes ge-
schieht und so die Wahl nach Gottes
Willen getroffen wird
.

„Aber eine solche Standeswahl könnte von mir große
Opfer verlangen.“
Mag sein, aber Gott ist dir nahe
mit seiner Gnade. Zudem leidet das Himmelreich Ge-
walt, und willst du keine Gewalt brauchen, willst du ja
selbst vom Erbrecht auf den Himmel nichts wissen.

„Aber meine Freiheit? Ich bin da zu stark ge-
bunden; ich darf nicht mehr nach Herzenslust wählen,
sondern muß mich dem Willen Gottes unterwerfen.“
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[341/0353] meinen Gelüsten zu handeln? So überleget und betrachtet bei euch selbst, und es wird euch gegeben werden, das Geheimniß eueres Berufes zu verstehen. Aber, meinst du vielleicht, das sind so Gedanken für Leute, die an das Kloster denken, aber nicht für Jüng- linge, die in der Welt draußen sich des Lebens freuen, nicht für Jungfrauen, welche ganze Nächte durchsingen, durchtanzen, an Liebschaft und Hochzeit denken. So! Wisset ihr, für wen diese Arbeit ist? Für alle, welche, ernstlich daran denken, in den Himmel zu kommen. Aber nach diesen Grundsätzen werden wir alle in ein Kloster treten! Hat keine Gefahr; denn Gott selbst hat die ver- schiedenen Stände zum Wohl der Gesellschaft angeordnet und wird daher auch sorgen, daß alle gehörig vertreten sind und wenn sie es nicht sind, fehlt es nicht an Gott, sondern an uns Menschen. Hat keine Gefahr. Denn ich stehe durchaus nicht im Rufe eines Klosterfrauen- machers das überlaß ich Gott dem Herrn – und doch verkünde ich diese Grundsätze und, wenn man mich um Rath fragt, handle ich auch darnach, ob dann jemand in der Welt bleibe oder ins Kloster trete, sich diesem oder jenem Berufe widme, ledig bleibe oder in den Ehestand trete, mit dieser oder jener Person sich vereheliche, ist mir ganz gleich, wenn nur der Wille Gottes ge- schieht und so die Wahl nach Gottes Willen getroffen wird. „Aber eine solche Standeswahl könnte von mir große Opfer verlangen.“ Mag sein, aber Gott ist dir nahe mit seiner Gnade. Zudem leidet das Himmelreich Ge- walt, und willst du keine Gewalt brauchen, willst du ja selbst vom Erbrecht auf den Himmel nichts wissen. „Aber meine Freiheit? Ich bin da zu stark ge- bunden; ich darf nicht mehr nach Herzenslust wählen, sondern muß mich dem Willen Gottes unterwerfen.“ Das

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/353>, abgerufen am 26.04.2024.