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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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allerseligsten Mutter zu erwählen dich gewürdiget hast,
verleihe, daß wir ihn, den wir als Beschützer auf Erden
verehren, im Himmel als Fürbitter zu haben verdienen."

Gott selbst hat also durch eine ganz wunderbare Vor-
sehung, welche kein Verstand begreifen, keine Rede dar-
stellen kann, den hl. Joseph der unbefleckt empfangenen
Jungfrau zum Manne auserwählt und gegeben. Die Art
und Weise, wie Gott beide zusammenführte, wird in der
heiligen Schrift nicht erwähnt; nur die Legende, welche
aber nicht Gegenstand des göttlichen Glaubens ist, erzählt
uns Folgendes:

Als Maria im Tempel vierzehn Jahre alt geworden,
wollte sie dort bleiben, Gott allein lieben, wie sie es durch
das Gelübde der Jungfräulichkeit versprochen. Ihre Ver-
wandten, worunter der hl. Priester Zacharias, drangen
aber auf ihre Verehelichung. Aller Widerstand der zarten
Jungfrau half nichts. Der hohe Priester Abiathor fragte
Jehovah, wer denn der glückliche Bräutigam sein soll. Der
göttliche Ausspruch lautete: "Und ein Reis wird hervor-
kommen aus der Wurzel Jesse und eine Blume aufgehen
aus seiner Wurzel."
(Is. XI., 1.) Nun ließen die Priester
alle Jünglinge aus dem Stamme Davids kommen. Jeder
mußte einen dürren Oelzweig vor dem Altare niederlegen.
Derjenige, dessen Zweig in der Nacht zu grünen anfängt,
soll die Jungfrau heimführen. Doch keiner grünte. Die
Priester beteten wieder, und Gott gab ihnen zu verstehen,
der für die Jungfrau bestimmte Jüngling sein noch nicht
gekommen. Man suchte wieder und fand den hl. Joseph.
Wie derselbe seinen Zweig vor dem Altar niederlegte, fing
derselbe gleich zu blühen an. (Josephi-Buch von Ott).

Ob nun Gott auf diese oder eine andere Weise beide
zusammengeführt, daran liegt nichts, - uns genügt die
Wahrheit: Gott hat Maria und Joseph, welche in ihrer
Jungfräulichkeit von keiner Ehe etwas wissen wollten,

allerseligsten Mutter zu erwählen dich gewürdiget hast,
verleihe, daß wir ihn, den wir als Beschützer auf Erden
verehren, im Himmel als Fürbitter zu haben verdienen.“

Gott selbst hat also durch eine ganz wunderbare Vor-
sehung, welche kein Verstand begreifen, keine Rede dar-
stellen kann, den hl. Joseph der unbefleckt empfangenen
Jungfrau zum Manne auserwählt und gegeben. Die Art
und Weise, wie Gott beide zusammenführte, wird in der
heiligen Schrift nicht erwähnt; nur die Legende, welche
aber nicht Gegenstand des göttlichen Glaubens ist, erzählt
uns Folgendes:

Als Maria im Tempel vierzehn Jahre alt geworden,
wollte sie dort bleiben, Gott allein lieben, wie sie es durch
das Gelübde der Jungfräulichkeit versprochen. Ihre Ver-
wandten, worunter der hl. Priester Zacharias, drangen
aber auf ihre Verehelichung. Aller Widerstand der zarten
Jungfrau half nichts. Der hohe Priester Abiathor fragte
Jehovah, wer denn der glückliche Bräutigam sein soll. Der
göttliche Ausspruch lautete: „Und ein Reis wird hervor-
kommen aus der Wurzel Jesse und eine Blume aufgehen
aus seiner Wurzel.“
(Is. XI., 1.) Nun ließen die Priester
alle Jünglinge aus dem Stamme Davids kommen. Jeder
mußte einen dürren Oelzweig vor dem Altare niederlegen.
Derjenige, dessen Zweig in der Nacht zu grünen anfängt,
soll die Jungfrau heimführen. Doch keiner grünte. Die
Priester beteten wieder, und Gott gab ihnen zu verstehen,
der für die Jungfrau bestimmte Jüngling sein noch nicht
gekommen. Man suchte wieder und fand den hl. Joseph.
Wie derselbe seinen Zweig vor dem Altar niederlegte, fing
derselbe gleich zu blühen an. (Josephi-Buch von Ott).

Ob nun Gott auf diese oder eine andere Weise beide
zusammengeführt, daran liegt nichts, – uns genügt die
Wahrheit: Gott hat Maria und Joseph, welche in ihrer
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[54/0066] allerseligsten Mutter zu erwählen dich gewürdiget hast, verleihe, daß wir ihn, den wir als Beschützer auf Erden verehren, im Himmel als Fürbitter zu haben verdienen.“ Gott selbst hat also durch eine ganz wunderbare Vor- sehung, welche kein Verstand begreifen, keine Rede dar- stellen kann, den hl. Joseph der unbefleckt empfangenen Jungfrau zum Manne auserwählt und gegeben. Die Art und Weise, wie Gott beide zusammenführte, wird in der heiligen Schrift nicht erwähnt; nur die Legende, welche aber nicht Gegenstand des göttlichen Glaubens ist, erzählt uns Folgendes: Als Maria im Tempel vierzehn Jahre alt geworden, wollte sie dort bleiben, Gott allein lieben, wie sie es durch das Gelübde der Jungfräulichkeit versprochen. Ihre Ver- wandten, worunter der hl. Priester Zacharias, drangen aber auf ihre Verehelichung. Aller Widerstand der zarten Jungfrau half nichts. Der hohe Priester Abiathor fragte Jehovah, wer denn der glückliche Bräutigam sein soll. Der göttliche Ausspruch lautete: „Und ein Reis wird hervor- kommen aus der Wurzel Jesse und eine Blume aufgehen aus seiner Wurzel.“ (Is. XI., 1.) Nun ließen die Priester alle Jünglinge aus dem Stamme Davids kommen. Jeder mußte einen dürren Oelzweig vor dem Altare niederlegen. Derjenige, dessen Zweig in der Nacht zu grünen anfängt, soll die Jungfrau heimführen. Doch keiner grünte. Die Priester beteten wieder, und Gott gab ihnen zu verstehen, der für die Jungfrau bestimmte Jüngling sein noch nicht gekommen. Man suchte wieder und fand den hl. Joseph. Wie derselbe seinen Zweig vor dem Altar niederlegte, fing derselbe gleich zu blühen an. (Josephi-Buch von Ott). Ob nun Gott auf diese oder eine andere Weise beide zusammengeführt, daran liegt nichts, – uns genügt die Wahrheit: Gott hat Maria und Joseph, welche in ihrer Jungfräulichkeit von keiner Ehe etwas wissen wollten,

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/66>, abgerufen am 26.04.2024.