Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

würde mehr als genügen was ich über die Bewachung
der Jugend sagte. Weil aber Mißbräuche, Unsitten ein-
geschlichen, welche das Recht der Sitten und Gebräuche
sich anmaßen, muß ich noch mehr in das Einzelne ein-
gehen.

In diesen Unsitten rechne ich die sogenannten Bekannt-
schaften, welche vor der Ehe eine so große und nur zu
oft für Zeit und Ewigkeit eine so unglückliche Rolle spielen.
Damit nun die Jugend vor vielgestaltigem Elende bewahrt
bleibe, muß die Bekanntschaft eine heilige Familiensache
sein.

Was ist denn eine Bekanntschaft? Da sind manche
mit der Antwort bald fertig: "Bekanntschaft ist ein Ver-
hältniß zweier Personen verschiedenen Geschlechts, die sich
lieben, miteinander Ausflüge machen, zum Tanze gehen,
Abends spät heimkommen, einen großen Theil der Nacht
allein bei einander sind."
Mag sein, aber diese können
nicht Ehrensache der Familie werden, sondern nur ihre
Schmach und Schande. Das sind nämlich nur nächste
Gelegenheiten zur Sünde.

Aber, denkst du vielleicht, das ist nun einmal vielfach
Sitte und Gewohnheit; desto beklagenswerther ist das, sag
ich mit dem hl. Chrysostomus (Homilia 12, No. 6, in
1. Cor.), weil es der Teufel zur Gewohnheit gemacht.
"Weil nämlich die Ehe eine heilige Sache, ein Glück für
unsere Gesellschaft, ein Rettungsmittel gegen die Unzucht,
führt er in anderer Weise jegliche Unzucht wieder ein."

Von was redet der hl. Chrysostomus? Von einer Un-
sitte, welche damals die Hochzeitsfeier begleitete, und nur
einen Abend und eine Nacht dauerte. Was erst
würde er von diesem Herumtreiben junger Leute sagen,
welche nicht nur einen Abend und eine Nacht so allein
beisammen sind, sondern hundert und abermal hundert?
Würde er nicht voll Schmerz und Trauer, voll Unwille

würde mehr als genügen was ich über die Bewachung
der Jugend sagte. Weil aber Mißbräuche, Unsitten ein-
geschlichen, welche das Recht der Sitten und Gebräuche
sich anmaßen, muß ich noch mehr in das Einzelne ein-
gehen.

In diesen Unsitten rechne ich die sogenannten Bekannt-
schaften, welche vor der Ehe eine so große und nur zu
oft für Zeit und Ewigkeit eine so unglückliche Rolle spielen.
Damit nun die Jugend vor vielgestaltigem Elende bewahrt
bleibe, muß die Bekanntschaft eine heilige Familiensache
sein.

Was ist denn eine Bekanntschaft? Da sind manche
mit der Antwort bald fertig: „Bekanntschaft ist ein Ver-
hältniß zweier Personen verschiedenen Geschlechts, die sich
lieben, miteinander Ausflüge machen, zum Tanze gehen,
Abends spät heimkommen, einen großen Theil der Nacht
allein bei einander sind.“
Mag sein, aber diese können
nicht Ehrensache der Familie werden, sondern nur ihre
Schmach und Schande. Das sind nämlich nur nächste
Gelegenheiten zur Sünde.

Aber, denkst du vielleicht, das ist nun einmal vielfach
Sitte und Gewohnheit; desto beklagenswerther ist das, sag
ich mit dem hl. Chrysostomus (Homilia 12, No. 6, in
1. Cor.), weil es der Teufel zur Gewohnheit gemacht.
„Weil nämlich die Ehe eine heilige Sache, ein Glück für
unsere Gesellschaft, ein Rettungsmittel gegen die Unzucht,
führt er in anderer Weise jegliche Unzucht wieder ein.“

Von was redet der hl. Chrysostomus? Von einer Un-
sitte, welche damals die Hochzeitsfeier begleitete, und nur
einen Abend und eine Nacht dauerte. Was erst
würde er von diesem Herumtreiben junger Leute sagen,
welche nicht nur einen Abend und eine Nacht so allein
beisammen sind, sondern hundert und abermal hundert?
Würde er nicht voll Schmerz und Trauer, voll Unwille

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="8">
        <p><pb facs="#f0077" xml:id="H891_001_1896_pb0065_0001" n="65"/>
würde mehr als genügen was ich über die Bewachung<lb/>
der Jugend sagte. Weil aber Mißbräuche, Unsitten ein-<lb/>
geschlichen, welche das Recht der Sitten und Gebräuche<lb/>
sich anmaßen, muß ich noch mehr in das Einzelne ein-<lb/>
gehen.</p>
        <p>In diesen Unsitten rechne ich die sogenannten Bekannt-<lb/>
schaften, welche vor der Ehe eine so große und nur zu<lb/>
oft für Zeit und Ewigkeit eine so unglückliche Rolle spielen.<lb/>
Damit nun die Jugend vor vielgestaltigem Elende bewahrt<lb/>
bleibe, muß die Bekanntschaft eine heilige Familiensache<lb/>
sein.</p>
        <p>Was ist denn eine Bekanntschaft? Da sind manche<lb/>
mit der Antwort bald fertig: <q>&#x201E;Bekanntschaft ist ein Ver-<lb/>
hältniß zweier Personen verschiedenen Geschlechts, die sich<lb/>
lieben, miteinander Ausflüge machen, zum Tanze gehen,<lb/>
Abends spät heimkommen, einen großen Theil der Nacht<lb/>
allein bei einander sind.&#x201C;</q> Mag sein, aber diese können<lb/>
nicht Ehrensache der Familie werden, sondern nur ihre<lb/>
Schmach und Schande. Das sind nämlich nur nächste<lb/>
Gelegenheiten zur Sünde.</p>
        <p>Aber, denkst du vielleicht, das ist nun einmal vielfach<lb/>
Sitte und Gewohnheit; desto beklagenswerther ist das, sag<lb/>
ich mit dem hl. Chrysostomus (Homilia 12, No. 6, in<lb/>
1. Cor.), weil es der Teufel zur Gewohnheit gemacht.<lb/><q>&#x201E;Weil nämlich die Ehe eine heilige Sache, ein Glück für<lb/>
unsere Gesellschaft, ein Rettungsmittel gegen die Unzucht,<lb/>
führt er in anderer Weise jegliche Unzucht wieder ein.&#x201C;</q><lb/>
Von was redet der hl. Chrysostomus? Von einer Un-<lb/>
sitte, welche damals die Hochzeitsfeier begleitete, und nur<lb/>
einen Abend und eine Nacht dauerte. Was erst<lb/>
würde er von diesem Herumtreiben junger Leute sagen,<lb/>
welche nicht nur einen Abend und eine Nacht so allein<lb/>
beisammen sind, sondern hundert und abermal hundert?<lb/>
Würde er nicht voll Schmerz und Trauer, voll Unwille<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0077] würde mehr als genügen was ich über die Bewachung der Jugend sagte. Weil aber Mißbräuche, Unsitten ein- geschlichen, welche das Recht der Sitten und Gebräuche sich anmaßen, muß ich noch mehr in das Einzelne ein- gehen. In diesen Unsitten rechne ich die sogenannten Bekannt- schaften, welche vor der Ehe eine so große und nur zu oft für Zeit und Ewigkeit eine so unglückliche Rolle spielen. Damit nun die Jugend vor vielgestaltigem Elende bewahrt bleibe, muß die Bekanntschaft eine heilige Familiensache sein. Was ist denn eine Bekanntschaft? Da sind manche mit der Antwort bald fertig: „Bekanntschaft ist ein Ver- hältniß zweier Personen verschiedenen Geschlechts, die sich lieben, miteinander Ausflüge machen, zum Tanze gehen, Abends spät heimkommen, einen großen Theil der Nacht allein bei einander sind.“ Mag sein, aber diese können nicht Ehrensache der Familie werden, sondern nur ihre Schmach und Schande. Das sind nämlich nur nächste Gelegenheiten zur Sünde. Aber, denkst du vielleicht, das ist nun einmal vielfach Sitte und Gewohnheit; desto beklagenswerther ist das, sag ich mit dem hl. Chrysostomus (Homilia 12, No. 6, in 1. Cor.), weil es der Teufel zur Gewohnheit gemacht. „Weil nämlich die Ehe eine heilige Sache, ein Glück für unsere Gesellschaft, ein Rettungsmittel gegen die Unzucht, führt er in anderer Weise jegliche Unzucht wieder ein.“ Von was redet der hl. Chrysostomus? Von einer Un- sitte, welche damals die Hochzeitsfeier begleitete, und nur einen Abend und eine Nacht dauerte. Was erst würde er von diesem Herumtreiben junger Leute sagen, welche nicht nur einen Abend und eine Nacht so allein beisammen sind, sondern hundert und abermal hundert? Würde er nicht voll Schmerz und Trauer, voll Unwille

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/77
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/77>, abgerufen am 25.04.2024.