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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Thränen werth, aber das Traurigste von allem Traurigen?
Sie lügen sich gegenseitig an, das sei keine Sünde. Was
soll ich diesen Verblendeten sagen?

Was einst der göttliche Heiland den Pharisäern:
"Ich aber sage euch, viele werden vom Aufgang und
Niedergang kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob
im Himmelreiche ruhen; die Söhne des Reiches aber
werden in die äußersten Finsternisse geworfen; dort wird
Heulen und Zähneknirschen sein."
Die Juden nämlich
durch Abraham und die Beschneidung Söhne des Reiches
werden ihres Unglaubens wegen verworfen, die Heiden
hingegen kommen, glauben, werden selig.

In welcher Beziehung diese Worte zur Ehe und zur
Bekanntschaft stehen, zeigt Cardinal Massaia. Dieser, vier-
zig Jahre lang Missionär in Afrika, der erste Bischof der
Gallas, von Leo XIII. zum Cardinal ernannt, veröffent-
lichte 1885 einen Brief über die Ehescheidung. Darin
zieht er einen Vergleich zwischen den christlichen Sekten
Abessiniens einerseits, wo infolge der Ehescheidung das
Sittenverderben und die Zügellosigkeit alles verwüstet, und
dem Heidenstamme der Gallas anderseits, wo in Folge
der Heiligkeit der Ehe das Weib unverletzlich, die Frau
geachtet und die Tochter unbefleckt zur Ehe gelangt.

Also ein Heidenstamm, Barbaren ohne Christus,
ohne Kirche, ohne Schule, ohne Bildung, und doch gelangt
jede Tochter unbefleckt in den Ehestand. Diese Heiden
werden Christen, Söhne des Reiches, gelangen in den
Himmel, - aber so viele Katholiken? - Nicht wahr ich
muß dieses Trauerbild nicht weiter ausmalen?

Also entweder die Bekanntschaft zur heiligen Ehrensache
der Familie machen und selig werden - oder -! Wählet
in den Tagen eurer Jugend, aber wählet zu eurem ewigen
Heile. Wer immer aber durch sündhafte Verhältnisse
sündenbefleckt geworden, durch Unglück und Angst vielleicht

Thränen werth, aber das Traurigste von allem Traurigen?
Sie lügen sich gegenseitig an, das sei keine Sünde. Was
soll ich diesen Verblendeten sagen?

Was einst der göttliche Heiland den Pharisäern:
„Ich aber sage euch, viele werden vom Aufgang und
Niedergang kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob
im Himmelreiche ruhen; die Söhne des Reiches aber
werden in die äußersten Finsternisse geworfen; dort wird
Heulen und Zähneknirschen sein.“
Die Juden nämlich
durch Abraham und die Beschneidung Söhne des Reiches
werden ihres Unglaubens wegen verworfen, die Heiden
hingegen kommen, glauben, werden selig.

In welcher Beziehung diese Worte zur Ehe und zur
Bekanntschaft stehen, zeigt Cardinal Massaia. Dieser, vier-
zig Jahre lang Missionär in Afrika, der erste Bischof der
Gallas, von Leo XIII. zum Cardinal ernannt, veröffent-
lichte 1885 einen Brief über die Ehescheidung. Darin
zieht er einen Vergleich zwischen den christlichen Sekten
Abessiniens einerseits, wo infolge der Ehescheidung das
Sittenverderben und die Zügellosigkeit alles verwüstet, und
dem Heidenstamme der Gallas anderseits, wo in Folge
der Heiligkeit der Ehe das Weib unverletzlich, die Frau
geachtet und die Tochter unbefleckt zur Ehe gelangt.

Also ein Heidenstamm, Barbaren ohne Christus,
ohne Kirche, ohne Schule, ohne Bildung, und doch gelangt
jede Tochter unbefleckt in den Ehestand. Diese Heiden
werden Christen, Söhne des Reiches, gelangen in den
Himmel, – aber so viele Katholiken? – Nicht wahr ich
muß dieses Trauerbild nicht weiter ausmalen?

Also entweder die Bekanntschaft zur heiligen Ehrensache
der Familie machen und selig werden – oder –! Wählet
in den Tagen eurer Jugend, aber wählet zu eurem ewigen
Heile. Wer immer aber durch sündhafte Verhältnisse
sündenbefleckt geworden, durch Unglück und Angst vielleicht

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[73/0085] Thränen werth, aber das Traurigste von allem Traurigen? Sie lügen sich gegenseitig an, das sei keine Sünde. Was soll ich diesen Verblendeten sagen? Was einst der göttliche Heiland den Pharisäern: „Ich aber sage euch, viele werden vom Aufgang und Niedergang kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreiche ruhen; die Söhne des Reiches aber werden in die äußersten Finsternisse geworfen; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.“ Die Juden nämlich durch Abraham und die Beschneidung Söhne des Reiches werden ihres Unglaubens wegen verworfen, die Heiden hingegen kommen, glauben, werden selig. In welcher Beziehung diese Worte zur Ehe und zur Bekanntschaft stehen, zeigt Cardinal Massaia. Dieser, vier- zig Jahre lang Missionär in Afrika, der erste Bischof der Gallas, von Leo XIII. zum Cardinal ernannt, veröffent- lichte 1885 einen Brief über die Ehescheidung. Darin zieht er einen Vergleich zwischen den christlichen Sekten Abessiniens einerseits, wo infolge der Ehescheidung das Sittenverderben und die Zügellosigkeit alles verwüstet, und dem Heidenstamme der Gallas anderseits, wo in Folge der Heiligkeit der Ehe das Weib unverletzlich, die Frau geachtet und die Tochter unbefleckt zur Ehe gelangt. Also ein Heidenstamm, Barbaren ohne Christus, ohne Kirche, ohne Schule, ohne Bildung, und doch gelangt jede Tochter unbefleckt in den Ehestand. Diese Heiden werden Christen, Söhne des Reiches, gelangen in den Himmel, – aber so viele Katholiken? – Nicht wahr ich muß dieses Trauerbild nicht weiter ausmalen? Also entweder die Bekanntschaft zur heiligen Ehrensache der Familie machen und selig werden – oder –! Wählet in den Tagen eurer Jugend, aber wählet zu eurem ewigen Heile. Wer immer aber durch sündhafte Verhältnisse sündenbefleckt geworden, durch Unglück und Angst vielleicht

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/85>, abgerufen am 19.04.2024.