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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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Lagartero sah bei durchgehendem Lichte goldgelb, bei reflek-
tiertem kaffeebraun aus. Die Farbe rührt ohne Zweifel von
gekohltem Wasserstoff her. Man sieht etwas Aehnliches am
Düngerwasser, das unsere Gärtner bereiten, und am Wasser,
das aus Torfgruben abfließt. Läßt sich demnach nicht an-
nehmen, daß auch die schwarzen Flüsse, der Atabapo, der
Zama, der Mataveni, der Guainia, von einer Kohlen- und
Wasserstoffverbindung, von einem Pflanzenextraktivstoff ge-
färbt werden? Der starke Regen unter dem Aequator trägt
ohne Zweifel zur Färbung bei, indem das Wasser durch einen
dichten Grasfilz sickert. Ich gebe diesen Gedanken nur als
Vermutung. Die färbende Substanz scheint in sehr geringer
Menge im Wasser enthalten; denn wenn man Wasser aus
dem Guainia oder Rio Negro sieden läßt, sah ich es nicht
braun werden wie andere Flüssigkeiten, welche viel Kohlen-
wasserstoff enthalten.

Es erscheint übrigens sehr merkwürdig, daß diese schwarzen
Wasser
, von denen man glauben sollte, sie seien auf die Nie-
derungen der heißen Zone beschränkt, gleichfalls, wenn auch
sehr selten, auf den Hochebenen der Anden vorkommen. Wir
fanden die Stadt Cuenca im Königreich Quito von drei Bächen
umgeben, dem Machangara, dem Rio del Matadero und dem
Yanuncai. Die zwei ersteren sind weiß, letzterer hat schwarzes
Wasser. Dasselbe ist, wie das des Atabapo, kaffeebraun bei
reflektiertem, blaßgelb bei durchgehendem Licht. Es ist sehr
schön, und die Einwohner von Cuenca, die es vorzugsweise
trinken, schreiben die Farbe ohne weiteres der Sarsaparille zu,
die am Rio Yanuncai sehr häufig wachsen soll.

Am 23. April. Wir brachen von der Mündung des
Zama um 3 Uhr morgens auf. Auf beiden Seiten lief fort-
während dicker Wald am Strome hin. Die Berge im Osten
schienen immer weiter wegzurücken. Wir kamen zuerst am
Einflusse des Rio Mataveni und dann an einer merkwürdig
gestalteten Insel vorbei. Ein viereckiger Granitfels steigt wie
eine Kiste gerade aus dem Wasser empor; die Missionäre
nennen ihn El Castillito. Aus schwarzen Streifen daran sollte
man schließen, daß der Orinoko, wenn er anschwillt, an dieser
Stelle nicht über 2,6 m steigt, und daß die hohen Wasser-
stände, die wir weiter unten beobachtet, von den Nebenflüssen
herrühren, die nördlich von den Katarakten von Atures und
Maypures hereinkommen. Wir übernachteten am rechten Ufer,
der Mündung des Rio Siucurivapu gegenüber, bei einem

Lagartero ſah bei durchgehendem Lichte goldgelb, bei reflek-
tiertem kaffeebraun aus. Die Farbe rührt ohne Zweifel von
gekohltem Waſſerſtoff her. Man ſieht etwas Aehnliches am
Düngerwaſſer, das unſere Gärtner bereiten, und am Waſſer,
das aus Torfgruben abfließt. Läßt ſich demnach nicht an-
nehmen, daß auch die ſchwarzen Flüſſe, der Atabapo, der
Zama, der Mataveni, der Guainia, von einer Kohlen- und
Waſſerſtoffverbindung, von einem Pflanzenextraktivſtoff ge-
färbt werden? Der ſtarke Regen unter dem Aequator trägt
ohne Zweifel zur Färbung bei, indem das Waſſer durch einen
dichten Grasfilz ſickert. Ich gebe dieſen Gedanken nur als
Vermutung. Die färbende Subſtanz ſcheint in ſehr geringer
Menge im Waſſer enthalten; denn wenn man Waſſer aus
dem Guainia oder Rio Negro ſieden läßt, ſah ich es nicht
braun werden wie andere Flüſſigkeiten, welche viel Kohlen-
waſſerſtoff enthalten.

Es erſcheint übrigens ſehr merkwürdig, daß dieſe ſchwarzen
Waſſer
, von denen man glauben ſollte, ſie ſeien auf die Nie-
derungen der heißen Zone beſchränkt, gleichfalls, wenn auch
ſehr ſelten, auf den Hochebenen der Anden vorkommen. Wir
fanden die Stadt Cuenca im Königreich Quito von drei Bächen
umgeben, dem Machangara, dem Rio del Matadero und dem
Yanuncai. Die zwei erſteren ſind weiß, letzterer hat ſchwarzes
Waſſer. Dasſelbe iſt, wie das des Atabapo, kaffeebraun bei
reflektiertem, blaßgelb bei durchgehendem Licht. Es iſt ſehr
ſchön, und die Einwohner von Cuenca, die es vorzugsweiſe
trinken, ſchreiben die Farbe ohne weiteres der Sarſaparille zu,
die am Rio Yanuncai ſehr häufig wachſen ſoll.

Am 23. April. Wir brachen von der Mündung des
Zama um 3 Uhr morgens auf. Auf beiden Seiten lief fort-
während dicker Wald am Strome hin. Die Berge im Oſten
ſchienen immer weiter wegzurücken. Wir kamen zuerſt am
Einfluſſe des Rio Mataveni und dann an einer merkwürdig
geſtalteten Inſel vorbei. Ein viereckiger Granitfels ſteigt wie
eine Kiſte gerade aus dem Waſſer empor; die Miſſionäre
nennen ihn El Caſtillito. Aus ſchwarzen Streifen daran ſollte
man ſchließen, daß der Orinoko, wenn er anſchwillt, an dieſer
Stelle nicht über 2,6 m ſteigt, und daß die hohen Waſſer-
ſtände, die wir weiter unten beobachtet, von den Nebenflüſſen
herrühren, die nördlich von den Katarakten von Atures und
Maypures hereinkommen. Wir übernachteten am rechten Ufer,
der Mündung des Rio Siucurivapu gegenüber, bei einem

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[195/0203] Lagartero ſah bei durchgehendem Lichte goldgelb, bei reflek- tiertem kaffeebraun aus. Die Farbe rührt ohne Zweifel von gekohltem Waſſerſtoff her. Man ſieht etwas Aehnliches am Düngerwaſſer, das unſere Gärtner bereiten, und am Waſſer, das aus Torfgruben abfließt. Läßt ſich demnach nicht an- nehmen, daß auch die ſchwarzen Flüſſe, der Atabapo, der Zama, der Mataveni, der Guainia, von einer Kohlen- und Waſſerſtoffverbindung, von einem Pflanzenextraktivſtoff ge- färbt werden? Der ſtarke Regen unter dem Aequator trägt ohne Zweifel zur Färbung bei, indem das Waſſer durch einen dichten Grasfilz ſickert. Ich gebe dieſen Gedanken nur als Vermutung. Die färbende Subſtanz ſcheint in ſehr geringer Menge im Waſſer enthalten; denn wenn man Waſſer aus dem Guainia oder Rio Negro ſieden läßt, ſah ich es nicht braun werden wie andere Flüſſigkeiten, welche viel Kohlen- waſſerſtoff enthalten. Es erſcheint übrigens ſehr merkwürdig, daß dieſe ſchwarzen Waſſer, von denen man glauben ſollte, ſie ſeien auf die Nie- derungen der heißen Zone beſchränkt, gleichfalls, wenn auch ſehr ſelten, auf den Hochebenen der Anden vorkommen. Wir fanden die Stadt Cuenca im Königreich Quito von drei Bächen umgeben, dem Machangara, dem Rio del Matadero und dem Yanuncai. Die zwei erſteren ſind weiß, letzterer hat ſchwarzes Waſſer. Dasſelbe iſt, wie das des Atabapo, kaffeebraun bei reflektiertem, blaßgelb bei durchgehendem Licht. Es iſt ſehr ſchön, und die Einwohner von Cuenca, die es vorzugsweiſe trinken, ſchreiben die Farbe ohne weiteres der Sarſaparille zu, die am Rio Yanuncai ſehr häufig wachſen ſoll. Am 23. April. Wir brachen von der Mündung des Zama um 3 Uhr morgens auf. Auf beiden Seiten lief fort- während dicker Wald am Strome hin. Die Berge im Oſten ſchienen immer weiter wegzurücken. Wir kamen zuerſt am Einfluſſe des Rio Mataveni und dann an einer merkwürdig geſtalteten Inſel vorbei. Ein viereckiger Granitfels ſteigt wie eine Kiſte gerade aus dem Waſſer empor; die Miſſionäre nennen ihn El Caſtillito. Aus ſchwarzen Streifen daran ſollte man ſchließen, daß der Orinoko, wenn er anſchwillt, an dieſer Stelle nicht über 2,6 m ſteigt, und daß die hohen Waſſer- ſtände, die wir weiter unten beobachtet, von den Nebenflüſſen herrühren, die nördlich von den Katarakten von Atures und Maypures hereinkommen. Wir übernachteten am rechten Ufer, der Mündung des Rio Siucurivapu gegenüber, bei einem

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial03_1859/203>, abgerufen am 12.10.2024.