Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820-1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. Berlin, 1826, S. 111-134.

Bild:
<< vorherige Seite

Falken), die grau- und schwarzköpfigen Möwen und die vor zwanzig Jahren
nur nach einem einzigen Exemplar aus unbekanntem Fundort von Paykull
beschriebne, dann aber nie wieder gefundne Dromas Ardeola genannt zu
werden.

Nur die Gattungen Anas, Totanus und Tringa, so reich sie an Arten
im Orient gefunden werden, liefern nichts als das Europäische. In den übri-
gen überwiegt das Fremdartige bei Weitem, selbst in Gattungen, wo man in
Betracht der Nähe viel Europäisches erwarten sollte, wie Falco, Strix, Co-
lumba, Turdus, Fringilla, Emberiza, Charadrius
u. s. w. Höchst auffallend
ist die völlige Identität einiger Wasservögel des rothen Meeres mit denen der
brasilischen Küste. Beispiele sind Sterna cayennensis, Larus macrorynchos,
Dysporus Sula
und andre, die bis jetzt nur an diesen beiden Standorten ge-
funden wurden.

Die Zahl der Amphibien beträgt 437 Stück, von denen 27 in Bälgen,
6 als Skelet und 404 in Weingeist angekommen. Die Zahl der Arten be-
läuft sich auf 120. Doctor Hemprich hatte vor seiner Abreise eine
allgemeine systematische Arbeit dieser Klasse vollendet, welche er Herrn
Fitzinger in Wien zu gemeinschaftlicher Herausgabe überliess und war
deshalb wohl im Stande, unterwegs die Formen genau zu unterscheiden.
Eine grosse Zahl derselben ist von Doctor Ehrenberg sogleich nach dem
Leben gemalt worden, und da die ähnlichen Thiere bisher fast allein nach
Weingeist-Exemplaren beschrieben und abgebildet wurden, so legten sie
auf diesen Theil ihrer Beschäftigung einigen Werth.

Von Fischen wurden 2414 Stück gesammelt, davon Bälge 174, in
Weingeist 2156, Skelete 84. Die Gesammtzahl der Arten beträgt 426, wo-
von 310 dem rothen Meere angehören, welche mit wenig Ausnahmen alle
Arten des Forskalschen Verzeichnisses umfassen, dessen Zahl sie um mehr
als das Doppelte übersteigen. Doctor Ehrenberg und im letzten Jahre ein
besonders und allein dazu von ihm angelernter Maler, der Italiäner Finzi,
haben fast alle Formen ausgemessen und in Umrissen festgehalten und 110
Arten sind nach dem Leben colorirt. Der fliegende Fisch des rothen Meeres,
vielleicht das geflügelte Thier vlsh Salwa aus der Geschichte der Israeliten am
Sinai, wenn man überhaupt es nicht durch Heuschrecken erklären will, bis-
her nur als eine Erscheinung im hohen Meere durch Forskal bekannt, ist
von ihnen oft gesehen und einmal durch besonders günstigen Zufall unweit

Falken), die grau- und schwarzköpfigen Möwen und die vor zwanzig Jahren
nur nach einem einzigen Exemplar aus unbekanntem Fundort von Paykull
beschriebne, dann aber nie wieder gefundne Dromas Ardeola genannt zu
werden.

Nur die Gattungen Anas, Totanus und Tringa, so reich sie an Arten
im Orient gefunden werden, liefern nichts als das Europäische. In den übri-
gen überwiegt das Fremdartige bei Weitem, selbst in Gattungen, wo man in
Betracht der Nähe viel Europäisches erwarten sollte, wie Falco, Strix, Co-
lumba, Turdus, Fringilla, Emberiza, Charadrius
u. s. w. Höchst auffallend
ist die völlige Identität einiger Wasservögel des rothen Meeres mit denen der
brasilischen Küste. Beispiele sind Sterna cayennensis, Larus macrorynchos,
Dysporus Sula
und andre, die bis jetzt nur an diesen beiden Standorten ge-
funden wurden.

Die Zahl der Amphibien beträgt 437 Stück, von denen 27 in Bälgen,
6 als Skelet und 404 in Weingeist angekommen. Die Zahl der Arten be-
läuft sich auf 120. Doctor Hemprich hatte vor seiner Abreise eine
allgemeine systematische Arbeit dieser Klasse vollendet, welche er Herrn
Fitzinger in Wien zu gemeinschaftlicher Herausgabe überlieſs und war
deshalb wohl im Stande, unterwegs die Formen genau zu unterscheiden.
Eine groſse Zahl derselben ist von Doctor Ehrenberg sogleich nach dem
Leben gemalt worden, und da die ähnlichen Thiere bisher fast allein nach
Weingeist-Exemplaren beschrieben und abgebildet wurden, so legten sie
auf diesen Theil ihrer Beschäftigung einigen Werth.

Von Fischen wurden 2414 Stück gesammelt, davon Bälge 174, in
Weingeist 2156, Skelete 84. Die Gesammtzahl der Arten beträgt 426, wo-
von 310 dem rothen Meere angehören, welche mit wenig Ausnahmen alle
Arten des Forskalschen Verzeichnisses umfassen, dessen Zahl sie um mehr
als das Doppelte übersteigen. Doctor Ehrenberg und im letzten Jahre ein
besonders und allein dazu von ihm angelernter Maler, der Italiäner Finzi,
haben fast alle Formen ausgemessen und in Umrissen festgehalten und 110
Arten sind nach dem Leben colorirt. Der fliegende Fisch des rothen Meeres,
vielleicht das geflügelte Thier ולש Salwa aus der Geschichte der Israeliten am
Sinai, wenn man überhaupt es nicht durch Heuschrecken erklären will, bis-
her nur als eine Erscheinung im hohen Meere durch Forskal bekannt, ist
von ihnen oft gesehen und einmal durch besonders günstigen Zufall unweit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0017" n="126"/><fw place="top" type="header"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">A. v.<hi rendition="#k">Humboldt</hi></persName></fw><lb/>
Falken<choice><sic/><corr>)</corr></choice>, die grau- und schwarzköpfigen Möwen und die vor zwanzig Jahren<lb/>
nur nach einem einzigen Exemplar aus unbekanntem Fundort von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/121197638">Paykull</persName></hi><lb/>
beschriebne, dann aber nie wieder gefundne <hi rendition="#i">Dromas Ardeola</hi> genannt zu<lb/>
werden.</p><lb/>
          <p>Nur die Gattungen <hi rendition="#i">Anas</hi>, <hi rendition="#i">Totanus</hi> und <hi rendition="#i">Tringa,</hi> so reich sie an Arten<lb/>
im <placeName>Orient</placeName> gefunden werden, liefern nichts als das Europäische. In den übri-<lb/>
gen überwiegt das Fremdartige bei Weitem, selbst in Gattungen, wo man in<lb/>
Betracht der Nähe viel Europäisches erwarten sollte, wie <hi rendition="#i">Falco, Strix, Co-<lb/>
lumba, Turdus, Fringilla, Emberiza, Charadrius</hi> u. s. w. Höchst auffallend<lb/>
ist die völlige Identität einiger Wasservögel des <placeName>rothen Meeres</placeName> mit denen der<lb/><placeName>brasilischen Küste<note resp="#CT" type="editorial">Attribut-Wert-Paar dieses Eintrags im Ortsregister unter <ref target="http://pom.bbaw.de/avh/">http://pom.bbaw.de/avh/</ref>, abgerufen am 04.06.2015, war: content="Küste, brasilianische"</note></placeName>. Beispiele sind <hi rendition="#i">Sterna cayennensis, Larus macrorynchos,<lb/>
Dysporus Sula</hi> und andre, die bis jetzt nur an diesen beiden Standorten ge-<lb/>
funden wurden.</p><lb/>
          <p>Die Zahl der <hi rendition="#g">Amphibien</hi> beträgt 437 Stück, von denen 27 in Bälgen,<lb/>
6 als Skelet und 404 in Weingeist angekommen. Die Zahl der Arten be-<lb/>
läuft sich auf 120. Doctor <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117516376">Hemprich</persName></hi> hatte vor seiner Abreise eine<lb/>
allgemeine systematische Arbeit dieser Klasse vollendet, welche er Herrn<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116586516">Fitzinger</persName></hi> in <placeName>Wien</placeName> zu gemeinschaftlicher Herausgabe überlie&#x017F;s und war<lb/>
deshalb wohl im Stande, unterwegs die Formen genau zu unterscheiden.<lb/>
Eine gro&#x017F;se Zahl derselben ist von Doctor <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118529250">Ehrenberg</persName></hi> sogleich nach dem<lb/>
Leben gemalt worden, und da die ähnlichen Thiere bisher fast allein nach<lb/>
Weingeist-Exemplaren beschrieben und abgebildet wurden, so legten sie<lb/>
auf diesen Theil ihrer Beschäftigung einigen Werth.</p><lb/>
          <p>Von <hi rendition="#g">Fischen</hi> wurden 2414 Stück gesammelt, davon Bälge 174, in<lb/>
Weingeist 2156, Skelete 84. Die Gesammtzahl der Arten beträgt 426, wo-<lb/>
von 310 dem <placeName>rothen Meere</placeName> angehören, welche mit wenig Ausnahmen alle<lb/>
Arten des <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119251167">Forskal</persName></hi>schen Verzeichnisses umfassen, dessen Zahl sie um mehr<lb/>
als das Doppelte übersteigen. Doctor <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118529250">Ehrenberg</persName></hi> und im letzten Jahre ein<lb/>
besonders und allein dazu von ihm angelernter Maler, der Italiäner <hi rendition="#g"><persName>Finzi</persName></hi>,<lb/>
haben fast alle Formen ausgemessen und in Umrissen festgehalten und 110<lb/>
Arten sind nach dem Leben colorirt. Der fliegende Fisch des <placeName>rothen Meeres</placeName>,<lb/>
vielleicht das geflügelte Thier &#x05D5;&#x05DC;&#x05E9; <hi rendition="#i">Salwa</hi> aus der Geschichte der Israeliten am<lb/><placeName>Sinai</placeName>, wenn man überhaupt es nicht durch Heuschrecken erklären will, bis-<lb/>
her nur als eine Erscheinung im hohen Meere durch <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119251167">Forskal</persName></hi> bekannt, ist<lb/>
von ihnen oft gesehen und einmal durch besonders günstigen Zufall unweit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0017] A. v.Humboldt Falken), die grau- und schwarzköpfigen Möwen und die vor zwanzig Jahren nur nach einem einzigen Exemplar aus unbekanntem Fundort von Paykull beschriebne, dann aber nie wieder gefundne Dromas Ardeola genannt zu werden. Nur die Gattungen Anas, Totanus und Tringa, so reich sie an Arten im Orient gefunden werden, liefern nichts als das Europäische. In den übri- gen überwiegt das Fremdartige bei Weitem, selbst in Gattungen, wo man in Betracht der Nähe viel Europäisches erwarten sollte, wie Falco, Strix, Co- lumba, Turdus, Fringilla, Emberiza, Charadrius u. s. w. Höchst auffallend ist die völlige Identität einiger Wasservögel des rothen Meeres mit denen der brasilischen Küste. Beispiele sind Sterna cayennensis, Larus macrorynchos, Dysporus Sula und andre, die bis jetzt nur an diesen beiden Standorten ge- funden wurden. Die Zahl der Amphibien beträgt 437 Stück, von denen 27 in Bälgen, 6 als Skelet und 404 in Weingeist angekommen. Die Zahl der Arten be- läuft sich auf 120. Doctor Hemprich hatte vor seiner Abreise eine allgemeine systematische Arbeit dieser Klasse vollendet, welche er Herrn Fitzinger in Wien zu gemeinschaftlicher Herausgabe überlieſs und war deshalb wohl im Stande, unterwegs die Formen genau zu unterscheiden. Eine groſse Zahl derselben ist von Doctor Ehrenberg sogleich nach dem Leben gemalt worden, und da die ähnlichen Thiere bisher fast allein nach Weingeist-Exemplaren beschrieben und abgebildet wurden, so legten sie auf diesen Theil ihrer Beschäftigung einigen Werth. Von Fischen wurden 2414 Stück gesammelt, davon Bälge 174, in Weingeist 2156, Skelete 84. Die Gesammtzahl der Arten beträgt 426, wo- von 310 dem rothen Meere angehören, welche mit wenig Ausnahmen alle Arten des Forskalschen Verzeichnisses umfassen, dessen Zahl sie um mehr als das Doppelte übersteigen. Doctor Ehrenberg und im letzten Jahre ein besonders und allein dazu von ihm angelernter Maler, der Italiäner Finzi, haben fast alle Formen ausgemessen und in Umrissen festgehalten und 110 Arten sind nach dem Leben colorirt. Der fliegende Fisch des rothen Meeres, vielleicht das geflügelte Thier ולש Salwa aus der Geschichte der Israeliten am Sinai, wenn man überhaupt es nicht durch Heuschrecken erklären will, bis- her nur als eine Erscheinung im hohen Meere durch Forskal bekannt, ist von ihnen oft gesehen und einmal durch besonders günstigen Zufall unweit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826/17
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820-1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. Berlin, 1826, S. 111-134, hier S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826/17>, abgerufen am 25.04.2024.