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Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820-1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. Berlin, 1826, S. 111-134.

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über Hemprichs und Ehrenbergs Reise.
zusetzen. Sie wurde für die Entomologie von grösserer Ausbeute, als irgend
eine andere. Durch Erkältung im See Moeris bei einer Wasserjagd starb der
Gehülfe Franz Kreysel, ein Schlesier aus Auras, der Söllners Stelle
vertreten sollte, an der Ruhr.

Die Geldsummen, welche die Akademie der Wissenschaften aus ihren
eigenen Mitteln gewährt hatte, waren nun erschöpft, und die Reise hätte
schon ihr Ende erreicht. wenn nicht die Wünsche der Akademie durch den
Königl. Staatsminister Freiherrn von Altenstein auf das Thätigste begün-
stigt worden wären. Die Reisenden entschlossen sich, in der gerechten Hoff-
nung, neue Formen von Naturkörpern in den südlichen Ländern zu ent-
decken, der siegreichen Armee Mehemed Ali's zu folgen. Sie zogen nun
von August 1821 bis Februar 1823 durch Nubien nach Dongola. Alle Er-
wartungen, welche diese von Naturforschern nie betretenen Länder erregen
konnten, wurden auf das glücklichste erfüllt. Ehrenberg und Hemprich
gelangten durch Nubien bis in die Wüste bei Embukol und Corti, welche Sen-
naar
, Cordofan und Dongola trennt. Verminderung der Geldmittel und der
Wunsch, die schon gesammelten Naturalien in Sicherheit zu bringen, be-
wogen die Reisenden, sich hier zu trennen. Doctor Hemprich führte die
Sammlungen nach Alexandrien, wo er, statt des gehofften Geldes, Befehl
zur Rückkehr fand. Doctor Ehrenberg, der in Dongola geblieben war,
verliess dies Land, welches durch eine Revolution und die Ermordung von
Ismael Pascha in grosse Verwirrung gerathen war. Seine Gesundheit hat-
ten tropische Wechselfieber geschwächt. Auf dieser Reise ertrank der Ita-
liäner Vincenzo im Nil und der Dollmetscher Ibrahim starb an der Pest.
Ehrenberg und Hemprich waren nun gezwungen, in Ägypten ihre
Kameele und Effecten zu verkaufen. Indem sie sich schon zu der befohlenen
Rückreise rüsteten, kam die freudige Nachricht, dass die Regierung ihnen
neue beträchtliche Vorschüsse zur Fortsetzung ihrer Unternehmung bewil-
ligen werde. Um die Zeit nützlich anzuwenden, welche bis zum Empfang
derselben verlaufen könnte, beschlossen sie den Meerbusen von Suez, das
Sinai-Gebirge und die Inseln längs der Küste von Akaba bis Moile zu be-
suchen. Diese Ausflucht dauerte über neun Monate, vom Mai 1823 bis
März 1824. Hemprich kehrte zuerst mit den auf der Halbinsel gemachten
Sammlungen nach Alexandrien zurück, fand aber nur die Hälfte der Summe
welche er erwartete. Ehrenberg blieb fünf Monate lang in Tor und leider

über Hemprichs und Ehrenbergs Reise.
zusetzen. Sie wurde für die Entomologie von gröſserer Ausbeute, als irgend
eine andere. Durch Erkältung im See Moeris bei einer Wasserjagd starb der
Gehülfe Franz Kreysel, ein Schlesier aus Auras, der Söllners Stelle
vertreten sollte, an der Ruhr.

Die Geldsummen, welche die Akademie der Wissenschaften aus ihren
eigenen Mitteln gewährt hatte, waren nun erschöpft, und die Reise hätte
schon ihr Ende erreicht. wenn nicht die Wünsche der Akademie durch den
Königl. Staatsminister Freiherrn von Altenstein auf das Thätigste begün-
stigt worden wären. Die Reisenden entschlossen sich, in der gerechten Hoff-
nung, neue Formen von Naturkörpern in den südlichen Ländern zu ent-
decken, der siegreichen Armee Mehemed Ali's zu folgen. Sie zogen nun
von August 1821 bis Februar 1823 durch Nubien nach Dongola. Alle Er-
wartungen, welche diese von Naturforschern nie betretenen Länder erregen
konnten, wurden auf das glücklichste erfüllt. Ehrenberg und Hemprich
gelangten durch Nubien bis in die Wüste bei Embukol und Corti, welche Sen-
naar
, Cordofan und Dongola trennt. Verminderung der Geldmittel und der
Wunsch, die schon gesammelten Naturalien in Sicherheit zu bringen, be-
wogen die Reisenden, sich hier zu trennen. Doctor Hemprich führte die
Sammlungen nach Alexandrien, wo er, statt des gehofften Geldes, Befehl
zur Rückkehr fand. Doctor Ehrenberg, der in Dongola geblieben war,
verlieſs dies Land, welches durch eine Revolution und die Ermordung von
Ismael Pascha in groſse Verwirrung gerathen war. Seine Gesundheit hat-
ten tropische Wechselfieber geschwächt. Auf dieser Reise ertrank der Ita-
liäner Vincenzo im Nil und der Dollmetscher Ibrahim starb an der Pest.
Ehrenberg und Hemprich waren nun gezwungen, in Ägypten ihre
Kameele und Effecten zu verkaufen. Indem sie sich schon zu der befohlenen
Rückreise rüsteten, kam die freudige Nachricht, daſs die Regierung ihnen
neue beträchtliche Vorschüsse zur Fortsetzung ihrer Unternehmung bewil-
ligen werde. Um die Zeit nützlich anzuwenden, welche bis zum Empfang
derselben verlaufen könnte, beschlossen sie den Meerbusen von Suez, das
Sinai-Gebirge und die Inseln längs der Küste von Akaba bis Moile zu be-
suchen. Diese Ausflucht dauerte über neun Monate, vom Mai 1823 bis
März 1824. Hemprich kehrte zuerst mit den auf der Halbinsel gemachten
Sammlungen nach Alexandrien zurück, fand aber nur die Hälfte der Summe
welche er erwartete. Ehrenberg blieb fünf Monate lang in Tor und leider

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[117/0008] über Hemprichs und Ehrenbergs Reise. zusetzen. Sie wurde für die Entomologie von gröſserer Ausbeute, als irgend eine andere. Durch Erkältung im See Moeris bei einer Wasserjagd starb der Gehülfe Franz Kreysel, ein Schlesier aus Auras, der Söllners Stelle vertreten sollte, an der Ruhr. Die Geldsummen, welche die Akademie der Wissenschaften aus ihren eigenen Mitteln gewährt hatte, waren nun erschöpft, und die Reise hätte schon ihr Ende erreicht. wenn nicht die Wünsche der Akademie durch den Königl. Staatsminister Freiherrn von Altenstein auf das Thätigste begün- stigt worden wären. Die Reisenden entschlossen sich, in der gerechten Hoff- nung, neue Formen von Naturkörpern in den südlichen Ländern zu ent- decken, der siegreichen Armee Mehemed Ali's zu folgen. Sie zogen nun von August 1821 bis Februar 1823 durch Nubien nach Dongola. Alle Er- wartungen, welche diese von Naturforschern nie betretenen Länder erregen konnten, wurden auf das glücklichste erfüllt. Ehrenberg und Hemprich gelangten durch Nubien bis in die Wüste bei Embukol und Corti, welche Sen- naar, Cordofan und Dongola trennt. Verminderung der Geldmittel und der Wunsch, die schon gesammelten Naturalien in Sicherheit zu bringen, be- wogen die Reisenden, sich hier zu trennen. Doctor Hemprich führte die Sammlungen nach Alexandrien, wo er, statt des gehofften Geldes, Befehl zur Rückkehr fand. Doctor Ehrenberg, der in Dongola geblieben war, verlieſs dies Land, welches durch eine Revolution und die Ermordung von Ismael Pascha in groſse Verwirrung gerathen war. Seine Gesundheit hat- ten tropische Wechselfieber geschwächt. Auf dieser Reise ertrank der Ita- liäner Vincenzo im Nil und der Dollmetscher Ibrahim starb an der Pest. Ehrenberg und Hemprich waren nun gezwungen, in Ägypten ihre Kameele und Effecten zu verkaufen. Indem sie sich schon zu der befohlenen Rückreise rüsteten, kam die freudige Nachricht, daſs die Regierung ihnen neue beträchtliche Vorschüsse zur Fortsetzung ihrer Unternehmung bewil- ligen werde. Um die Zeit nützlich anzuwenden, welche bis zum Empfang derselben verlaufen könnte, beschlossen sie den Meerbusen von Suez, das Sinai-Gebirge und die Inseln längs der Küste von Akaba bis Moile zu be- suchen. Diese Ausflucht dauerte über neun Monate, vom Mai 1823 bis März 1824. Hemprich kehrte zuerst mit den auf der Halbinsel gemachten Sammlungen nach Alexandrien zurück, fand aber nur die Hälfte der Summe welche er erwartete. Ehrenberg blieb fünf Monate lang in Tor und leider

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820-1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. Berlin, 1826, S. 111-134, hier S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826/8>, abgerufen am 25.04.2024.