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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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den fieberheilenden Cinchonen verirrt sich keine mehr auf diese Höhen; denn Quina naranjada (Cinchona lancifolia, Mut.), die man vor meiner Reise nach Loxa mit C. Condamineaverwechselte undfür die ächte C. officinalis von Linne hielt, verließ uns schon in dem Eichenwalde, lange ehe wir die Hochebene von Bogota erreichten. Dagegen steigt, und diese Erscheinung ist sehr auffallend, eine hohe Alpenpflanze, der wollige Frailejon (Espeletia grandiflora), bis zum oberen Theil der Stadt Bogota herab. Die größere Zahl dieser neuen Gewächse ist in meinem und Bonpland's Werke: Plantes equinoxiales, abgebildet. Obgleich die Capellen von Monserrate und Guadalupe (an absoluter Höhe fast der des Aetna gleich) zweitausend Fuß senkrecht über der Hauptstadt liegen, so wird doch häufig von den Gläubigen dahin gewallfahrt. Die sonderbare Oertlichkeit dieser Stationen macht sie für gleichzeitige Beobachtung der stündlichen magnetischen Abweichung und der stündlichen Barometer-Oscillationen überaus empfehlungswerth. Ich habe mit großer Sorgfalt eine Vergleichung der magnetischen Inclination und der Intensität der magnetischen Kraft angestellt. Beide waren etwas kleiner in der oberen Station: die Oscillationen im Verhältniß von 226 : 224. Die Inclination war in Bogota 27°,15, in der Capelle Guadalupe aber 26°,80 (hunderttheilige Div.). Auch das Gesetz der Wärme-Abnahme zu verschiedenen Stunden des Tages und der Nacht wäre hier trefflich zu prüfen.

Aus der Felskluft, durch welche die beiden Wallfahrtsorte getrennt werden, stürzt das Flüßchen San Francisco herab, durchströmt die Stadt, wie zwei andere Bäche (die Cannos de San Agostin und del Arzobispo), und vereinigt

den fieberheilenden Cinchonen verirrt sich keine mehr auf diese Höhen; denn Quina naranjada (Cinchona lancifolia, Mut.), die man vor meiner Reise nach Loxa mit C. Condamineaverwechselte undfür die ächte C. officinalis von Linné hielt, verließ uns schon in dem Eichenwalde, lange ehe wir die Hochebene von Bogota erreichten. Dagegen steigt, und diese Erscheinung ist sehr auffallend, eine hohe Alpenpflanze, der wollige Frailejon (Espeletia grandiflora), bis zum oberen Theil der Stadt Bogota herab. Die größere Zahl dieser neuen Gewächse ist in meinem und Bonpland's Werke: Plantes équinoxiales, abgebildet. Obgleich die Capellen von Monserrate und Guadalupe (an absoluter Höhe fast der des Aetna gleich) zweitausend Fuß senkrecht über der Hauptstadt liegen, so wird doch häufig von den Gläubigen dahin gewallfahrt. Die sonderbare Oertlichkeit dieser Stationen macht sie für gleichzeitige Beobachtung der stündlichen magnetischen Abweichung und der stündlichen Barometer-Oscillationen überaus empfehlungswerth. Ich habe mit großer Sorgfalt eine Vergleichung der magnetischen Inclination und der Intensität der magnetischen Kraft angestellt. Beide waren etwas kleiner in der oberen Station: die Oscillationen im Verhältniß von 226 : 224. Die Inclination war in Bogota 27°,15, in der Capelle Guadalupe aber 26°,80 (hunderttheilige Div.). Auch das Gesetz der Wärme-Abnahme zu verschiedenen Stunden des Tages und der Nacht wäre hier trefflich zu prüfen.

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[113/0015] den fieberheilenden Cinchonen verirrt sich keine mehr auf diese Höhen; denn Quina naranjada (Cinchona lancifolia, Mut.), die man vor meiner Reise nach Loxa mit C. Condamineaverwechselte undfür die ächte C. officinalis von Linné hielt, verließ uns schon in dem Eichenwalde, lange ehe wir die Hochebene von Bogota erreichten. Dagegen steigt, und diese Erscheinung ist sehr auffallend, eine hohe Alpenpflanze, der wollige Frailejon (Espeletia grandiflora), bis zum oberen Theil der Stadt Bogota herab. Die größere Zahl dieser neuen Gewächse ist in meinem und Bonpland's Werke: Plantes équinoxiales, abgebildet. Obgleich die Capellen von Monserrate und Guadalupe (an absoluter Höhe fast der des Aetna gleich) zweitausend Fuß senkrecht über der Hauptstadt liegen, so wird doch häufig von den Gläubigen dahin gewallfahrt. Die sonderbare Oertlichkeit dieser Stationen macht sie für gleichzeitige Beobachtung der stündlichen magnetischen Abweichung und der stündlichen Barometer-Oscillationen überaus empfehlungswerth. Ich habe mit großer Sorgfalt eine Vergleichung der magnetischen Inclination und der Intensität der magnetischen Kraft angestellt. Beide waren etwas kleiner in der oberen Station: die Oscillationen im Verhältniß von 226 : 224. Die Inclination war in Bogota 27°,15, in der Capelle Guadalupe aber 26°,80 (hunderttheilige Div.). Auch das Gesetz der Wärme-Abnahme zu verschiedenen Stunden des Tages und der Nacht wäre hier trefflich zu prüfen. Aus der Felskluft, durch welche die beiden Wallfahrtsorte getrennt werden, stürzt das Flüßchen San Francisco herab, durchströmt die Stadt, wie zwei andere Bäche (die Caños de San Agostin und del Arzobispo), und vereinigt

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/15>, abgerufen am 19.04.2024.